Ursula Andress: "Zum Striptease gezwungen." (1963)

1922 machten Hollywood-Skandale derart Schlagzeilen, dass die Studiochefs dem US-Postminister Will Hays die Leitung einer eigenen Selbstzensur übertrugen. 1930 entstand ein Normenkatalog (Hays Code), der von 1934 bis 1966 quasi Gesetz war: Nackte Haut war ebenso tabu wie exzessive Gewalt, Drogenhandel, das Wort "Jungfrau" oder Beziehungen zwischen Weißen und Schwarzen. Die Ehe durfte nicht in Frage gestellt werden, Flüche verstummten, Küsse dauerten nicht länger als zwei Sekunden, bei Szenen auf dem Ehebett musste der Mann mindestens einen Fuß auf der Erde behalten. Und der Bösewicht kam nie ungestraft davon.

Bei Anruf nackt

Als sich die rigiden Sittenwächter Ende der 50er Jahre auf dem Rückzug befanden, versuchten die Produzenten 1962, in den Standardvertrag für Schauspielerinnen eine Klausel aufzunehmen, die sie pauschal zu Nacktszenen zwangen. Die Schauspielergewerkschaft lief dagegen Sturm. Die ersten Oben-ohne-Testaufnahmen machten Ursula Andress und Anita Ekberg 1963 für "4 für Texas" - aus dem dann alle Nacktszenen herausgeschnitten wurden.

Lizenz zum Löten
In den Flowerpower-Zeiten der 70er war plötzlich alles erlaubt. Sogar ein regelrechter Porno wie "Deep Throat" (1972) war diskutabel und lockte massenweise "normales" Publikum ins Kino. Auf der künstlerischen Ebene sorgte Bernardo Bertolucci mit "Der letzte Tango in Paris" (1972) für Furore, als er die stockende Kommunikation zwischen den Lovern Marlon Brando und Maria Schneider auf verzweifelten Sex reduzierte.