Wie sind sie an diesen Film gekommen?

WOODY HARRELSON: Mein Agent wollte, dass ich diesen anderen Film, Bunraku, in Bukarest drehe. Ich wollte beide Filme drehen, aber die Terminpläne kollidierten. Daher haben sich alle Beteiligten verbogen um die Zeitpläne abzustimmen. Ich habe Bukarest verlassen und hatte gerade mal eine Woche um mich auf "The Messenger" vorzubereiten. Es war beängstigend.

Woody Harrelson als Soldat. Das liegt nicht gerade nah, oder?

WOODY HARRELSON: Das stimmt wohl. Ich bin ein Hippie, der auf Hawaii lebt. Was weiß ich schon darüber, ein realistischer Soldat zu sein? Ich habe alleine drei Tage gebraucht, um das richtige Salutieren zu lernen. Ich habe einige Bücher gelesen um mich in die Gefühlswelt eines Soldaten einzufühlen. Um mich in die richtige Stimmung zu versetzen haben sie mir eine Uniform geschickt, also bin ich hier in einer Soldaten-Uniform durch Bukarest gelaufen, es war sehr witzig.

Haben sie zur Vorbereitung echte Soldaten getroffen?

WOODY HARRELSON: Ich bin mit meinem Produzenten von New York nach Washington gefahren und im Zug haben wir uns mit einigen Soldaten verbrüdert. Dann sind wir ins Walter Reed Hospital gefahren und haben dort Soldaten besucht, die aus dem Irak und Afghanistan zurückgekehrt sind. Es war eine sehr intensive Erfahrung, die mich noch sehr lange begleiten wird.
Hat diese Erfahrung ihre Anti-Kriegs-Haltung verändert?

WOODY HARRELSON: Ich bin für den Frieden und ich glaube auch, dass es in dieser Zeit wichtig ist, sich für den Frieden einzusetzen. Ich bin der Überzeugung, dass es ein Öl-Krieg ist und es waren nicht die Soldaten, die diese politische Linie entwickelt haben. Es ist eine Sache gegen den Krieg zu sein, aber eine ganz andere für die Soldaten zu sein. Sie sind unglaubliche, heldenhafte Menschen. Sie erledigen eine Mission für andere Leute und sie tun es, weil sie ihr Land lieben. Sie erhalten nicht viel Geld und es war gut für mich all diese kleinen Puzzlestücke zu entdecken, die mir für meine eigene Ideologie und Philosophie fehlten.

Das klingt als ob sie ein wenig erwachsener dadurch geworden sind...

WOODY HARRELSON: Das war ein Teil davon, ja. Ich hasse immer noch den Krieg, aber jetzt habe ich sehr viel Mitgefühl und Respekt für diese Soldaten.

Stimmt es, dass sie mit den Soldaten Basketball gespielt haben?

WOODY HARRELSON: Ich dachte wir würden etwa 25 Typen treffen und am Ende waren es über 100. Sie waren so viele und alle wollten mich treffen, aber es war einfach nicht genügend Zeit. Wie dem auch sei, sie wollten auch Basketball spielen und hatten alles schon vorbereitet, daher fand ich es wichtig mitzumachen.

Wie sind sie als Hippie mit all den Verhaltensregeln der Soldaten zurecht gekommen?

WOODY HARRELSON: Für mich waren diese Regeln eine fremde Welt. Am ersten Drehtag lief ich hinter Ben Foster auf ein Haus zu. Ben war der vollkommene Soldat, ich hingegen war mir immer der Kamera bewusst. Dann mussten wir stoppen und eine leichte Drehung machen und es war alles so bizarr für mich. Am Ende der Dreharbeiten hatte ich mich dran gewöhnt, aber zu Beginn war ich völlig verloren.

Hat es sie überrascht wie steril die Todesnachrichten überbracht werden?

WOODY HARRELSON: Jeder hat schon mal schlechte Nachrichten erfahren, nicht nur über einen Todesfall und wir alle reagieren auf unsere eigene Art. Immer wenn ich Menschen schlechte Nachrichten überbracht habe, sehe ich sie weinen und möchte sie umarmen. Ich glaube, das Militär macht einen riesigen Fehler damit, immer weiter zu reden, wenn die Menschen Zeit brauchen um das zu verarbeiten. Wenn mir einer sagt, dass jemand, der mir nahe steht gestorben ist, ist reden das letzte was ich will. Man will weinen und diese Emotionen sollte man zu lassen.

Ihr Regisseur ist noch sehr jung. Wie war die Zusammenarbeit?

WOODY HARRELSON: Oren Moverman ist für mich ein junger Hal Ashby. Es ist einer der besten Regisseure mit denen ich je zusammengearbeitet habe. Er ist sehr einfühlsam. Er steht nicht hinter einem Monitor und schreit die Schauspieler an. Er nimmt dich zur Seite und redet ganz leise mit Dir, so dass es niemand anderes hört. Meistens sind es nur ein paar Worte, die Dir helfen das freizusetzen was versteckt ist. Es gab Momente in denen ich seine Führung brauchte und mit einem Satz sagte er mir das was ich hören musste.

Ihr Kollege Ben Foster hat in seiner Rolle viel emotionales Gepäck zu schultern. Wie beurteilen Sie seine Leistung?

WOODY HARRELSON: Er erinnert mich an einen jungen Sean Penn oder James Dean. Er taucht vollkommen in seine Rolle ein. Es gibt eine Szene in der er mit seiner Faust ein Loch in die Wand schlägt. Er ist tatsächlich in dieses Apartment gezogen um sich komplett in die Szene zu vertiefen. Ich hingegen war schon immer ein fauler Schauspieler, vielleicht weil ich so früh Erfolg mit "Cheers" hatte.

Wie ist das Leben in Hawaii? Stimmt es, dass sie die meiste Zeit nackt rum laufen?

WOODY HARRELSON: Wir schwimmen nackt. Wir haben einige Pools und weit und breit ist niemand anderes. Ich halte Nacktheit für okay und ich möchte nicht, dass meine Kinder sich Gedanken darüber machen. Ich sehe kein Problem darin nackt zu sein, wenn man von Freunden umgeben ist. Nur bei Fremden sollte man sich vielleicht Gedanken machen.

Und stehen Sie immer noch für die Legalisierung von Marijuana ein?

WOODY HARRELSON: Ich versuche mich ein wenig zurückzuhalten. Beispielsweise bekiffe ich mich vor Interviews nicht mehr. Aus irgendeinem Grund bin ich die Galionsfigur für die Marijuana-Legalisierungsbewegung geworden, aber darauf habe ich es nie angelegt. Ich wurde irgendwann mal darauf angesprochen und habe meine Meinung gesagt weil ein Freund von mir kurz davor stand deswegen ins Gefängnis zu müssen. Sehen sie, ich glaube, dass Hanf von großem Nutzen ist. Ich trage Hanf-Kleidung und sie ist sehr nachhaltig. Wir leben in einem freien Land also warum sollten Marijuana und Hanf nicht legal sein? Das macht für mich keinen Sinn. Ich finde die Regierung hat kein Recht, sich in solche Dinge einzumischen.

Scott Orlin