Es begann mit einer Panne: Da die Kopie des geplanten Eröffnungsfilms "Batteries Not Included" ("Das Wunder in der 8. Straße") nicht auffindbar war, startete das erste Fantasy Filmfest 1987 im Hamburger Alabama Kino kurzerhand mit Frank Oz' Musical-Remake der Kultkomödie "Little Shop of Horrors". Geschadet hat der Lapsus dem
Erfolg des Festivals nicht.

Seit dem holprigen Start hat sich das Fantasy Filmfest im Laufe der 25 Jahre seiner Geschichte als das große Publikumsfestival für ungewöhnliche Genrefilme etabliert. Waren es seinerzeit noch ausschließlich Horror- und Science-Fiction-Filme, die an fünf lauschigen Maitagen in Hamburg zur Aufführung kamen, wurde das Genrespektrum seitdem immer weiter gefasst.

3D-Erotik aus Hongkong: "Sex and Zen"

Thriller, Komödien, Arthouse-Kino, Asia-Action - die jeweils über 70 Filme, die alljährlich gezeigt werden, kommen aus den verschiedensten Ecken der Filmkunst - und der Welt. In diesem Jahr gibt es neben Filmpremieren aus USA, Großbritannien, Frankreich und Deutschland zum Beispiel auch den ersten Slasherfilm aus Israel, ein ungewöhnliches Facebook-Cyber-Drama aus Polen, 3D-Sex aus Hongkong und einen Endzeitthriller aus Argentinien.

Eines haben die Festivalfilme trotz unterschiedlicher Herkunft und Machart auf jeden Fall gemein: Sie erzählen ungewöhnliche Geschichten in einzigartigen Bildern fernab des Mainstreams. Was nicht heißt, dass nicht auch große Publikumsfilme ins Konzept passen, vorausgesetzt, sie sind so schräg wie etwa der irrwitzige Genre-Clash "Cowboys & Aliens" mit Daniel Craig und Harrison Ford, der in diesem Jahr in Sondervorführungen in Berlin und Hamburg gezeigt wird.

In den vergangenen Jahrzehnten entpuppten sich viele Festivalentdeckungen als spätere Blockbuster. Filmreihen wie "Scream", "Saw" oder "Final Destination" hatten hier ebenso ihre Uraufführung wie die Programmkino-Renner "Delicatessen" und "Die fabelhafte Welt der Amélie".

Peter Jacksons Splatter-Farce "Bad Taste"

Nicht nur große Filme, auch große Namen fanden den Weg zum Filmfest. Schon 1990 konnten die Macher in Hamburg die Spezialtrick-Legende Ray Harryhausen ("Jason und die Argonauten") begrüßen. Der freundete sich im Verlauf seines fünftägigen Festivalbesuchs mit dem damals noch wenig bekannten Regisseur und späteren "Herr der Ringe"-Mogul Peter Jackson an. Die harmonische Zweisamkeit erhielt allerdings in dem Moment einen Dämpfer, als Harryhausen Jacksons ausgesprochen rüdes Splatter-Frühwerk "Bad Taste" auf der Leinwand sah. Der 70-jährige Hollywood-Veteran war angesichts berstender Schädel und kotzender Aliens sichtlich geschockt.

Auf andere Weise schreckhaft zeigte sich der italienische Giallo-Meister Dario Argento. Der wurde 1997 mit einer Retrospektive geehrt, hielt sich als Gast in Hamburg aber - abgesehen von kurzen Stippvisiten in dem von Fans belagerten Kinofoyer - beinahe die ganze Zeit im Hotel auf.
Gesprächiger war da schon Regisseur Guillermo del Toro. Der brachte 2004 zur "Hellboy"-Premiere zwar seine Stars Ron Perlman und Selma Blair mit nach Berlin, plauderte aber ohne Pause dreißig Minuten im Alleingang und ließ seine Schauspieler gar nicht zu Wort kommen.

Ebenfalls wortreich präsentierte sich Clive Barker - allerdings eher unfreiwillig: Als der Horrorautor und Regisseur ("Hellraiser") 1990 in München seinen Film "Cabal - Die Brut der Nacht" zeigen wollte, fehlte die 35-mm-Kopie. Daraufhin flog ein Mitarbeiter des Verleihs von München nach Berlin, um sie zu holen. Statt das Publikum im aus-
verkauften Münchner Kino nach Hause zu schicken, lieferte Barker eine einstündige One-Man-Show - der Saal tobte.

Sogar Pannen, die ja quasi seit der Geburtsstunde des Filmfests mit zum Programm gehören, werden von den Fans gefeiert. Als es etwa 2000 nach wolkenbruchartigem Regen im Berliner Royal Palast während der Vorführung des koreanischen Schulschockers "Whispering Corridors" durch das undichte Dach in den Saal tropfte, reagierte das Publikum begeistert: Da es in dem Film auch ständig regnete, war die Stimmung großartig.
Ähnlich leidensfähig und nachsichtig erwiesen sich die Besucher 2004 in Nürnberg: Bei der Aufführung des späteren Kultgruslers "Saw" gab es einen Stromausfall. Der Film stoppte einige Minuten vor Schluss. Die Fans warteten stundenlang, bis sie um ein Uhr nachts endlich das Ende sehen konnten.

Geplant oder ungeplant: Auch im 25. Jahr ist das Fantasy Filmfest sicher wieder für Überraschungen gut. Weitere Infos zum Programm, den Festivalstädten und Kinos unter www.fantasyfilmfest.com/