Fans, die auf eine Fortsetzung der "Mad Max"-Trilogie gewartet haben, können heute auf Seniorenticket ins Kino gehen. Die letzte Show um den Expolizisten Max Rockatansky, der sich in einer postapokalyptischen Zukunft mit brutalen Wegelagerern rumschlägt, liegt 30 Jahre zurück.

Mad Max wurde in den frühen 80er-Jahren von Mel Gibson gespielt und machte den damals noch unbekannten Australier zum Superstar. Lange haben er und Regisseur George Miller mit einem gemeinsamen Comeback geliebäugelt, doch jetzt ist es der Brite Tom Hardy, der im vierten Teil in Gibsons große Fußstapfen treten wird. Seine Gegenspielerin, die grimmige Herrscherin Furiosa, spielt Oscar-Preisträgerin Charlize Theron. TV SPIELFILM traf die beiden zum Gespräch.

Charlize, Sie spielen eine Frau, deren Name vermuten lässt, dass sie hart durchgreifen kann und sich zu behaupten weiß.

CHARLIZE THERON Genau das hat mich an Furiosa so gereizt. George Miller wollte in all dem Testosteronrausch die Gleichheit der Geschlechter nicht außer Acht lassen. Deshalb sollte Max keinen Mann, sondern eine Frau als ebenbürtige Gegnerin haben. Ich dachte sofort: Wow, sich neben einem solchen Kerl und in einer derart brutalen Welt durchzusetzen, das ist eine verflucht geile Aufgabe.
Furiosa sollte also kein hübscher Sidekick sein?

THERON Auf einen hübschen Sidekick hätte ich mich niemals eingelassen. Nein, Furiosa ist das komplette Gegenteil davon. Sie ist stark, sie ist mutig, und sie ist ausgebufft. Wenn's für einen Blockbuster nicht ein bisschen übertrieben wäre, würde ich sogar sagen, dass sie ein Vorbild für künftige Frauenrollen in Actionfilmen sein könnte. Um ein Wortspiel zu benutzen: Diese Frau steht ihren Mann.

Tom, wie kämpft man gegen eine Frau?

TOM HARDY (lacht) Immer auf verlorenem Posten. Nein, im Ernst: Genauso wie gegen einen Mann. Exakt nach Choreografie. Wir haben nur ganz weniges an den Kampfszenen im Computer nachgearbeitet, das meiste ist echt. Schon im Vertrag stand, dass wir uns verpflichten, einander möglichst wenig zu wehzutun; dass wir uns verletzen würden, war klar. Es war im wahrsten Sinne eine monatelange Knochenarbeit.

Furiosa hat nur einen Arm. Wie schwer war es mit diesem Handicap, die Kampfszenen zu drehen?

THERON Es war die Hölle. Ich habe mich wie immer akribisch vorbereitet, aber ich hatte keine Vorstellung davon, wie sehr man in einem Kampf abgelenkt ist. Sicher, alle Bewegungen sind exakt choreografiert, aber das nützt im Ernstfall nicht viel. Denn es strömt ja echtes Adrenalin durch deinen Körper, dein Herz rast tatsächlich, du willst den Gegner ja wirklich abwehren und besiegen, und da achtest du eben nicht immer darauf, dass du nur den einen Arm bewegen darfst.
HARDY Wie lange habt ihr noch gleich an deiner längsten Kampfszene gedreht?

THERON Hey, willst du mich mobben? (lacht) Wir haben allen Ernstes drei ganze Wochen gebraucht, weil ich's immer wieder vermasselt habe. Nicholas Hoult, mein Partner in dieser Szene, ging auf dem Zahnfleisch.

Als Furiosa wirken Sie körperlich völlig verändert. Sie haben sich den Kopf kahl scheren lassen...

THERON Ich finde, ich sehe aus wie ein Footballspieler. Ich habe Gewicht zugelegt, meinen Oberkörper und meinen Nacken trainiert, weil ich wollte, dass diese Frau stark wirkt. Tom ist ja nicht gerade ein Spargeltarzan. Wenn ich gegen ihn kämpfe, muss das glaubwürdig aussehen. Wir haben ja kein Märchen gedreht, in dem die superdünne Blondine hopplahopp gegen den starken Ritter gewinnt und keiner weiß, wie sie das angestellt hat.

George Miller sorgte 1980 mit seinen apokalyptischen Szenarien für Aufruhr. Wenn wir heute die Nachrichten anschalten, sehen wir ähnliche Bilder. Wie wahrhaftig will Ihr Film sein?

HARDY Ich schätze, wir müssen wahrhaftig sein. Damals gab es die Bedrohung einer nuklearen Auseinandersetzung, und heute gibt es sie wieder. Wir haben nur diesen einen Planeten, auf dem wir leben können, also sollten wir uns besser davor hüten, ihn zu zerstören. Andererseits hat George die Geschichte eben auf einem verwüsteten Planeten angesiedelt, und da muss sie natürlich auch heute spielen.

Ursprünglich wollten Sie in Australien drehen...

HARDY Aber uns kamen heftige Überschwemmungen dazwischen, und wir mussten nach Namibia ausweichen.

Charlize, Sie hatten Ihr Adoptiv- Baby Jackson (3) mit am Set. Hat er sich nicht gefürchtet in all dem Lärm und Dreck?

THERON Er hat es geliebt. Er war jeden Tag dabei. Die Crew war ganz vernarrt in ihn, jeder wollte babysitten. Als wir nach acht Monaten Drehzeit nach Hause flogen, hat er bitterlich geweint. Er wäre wohl am liebsten in Swakopmund geblieben und hätte weiter im Wüstensand gespielt.

Scott Orlin/Susanne Sturm