Filmverleih/Warner Bros.

Markanter Macher: Regisseur Clint Eastwood (hier vom Dreh zu "Mystic River")

Seit mehr als fünfzig Jahren ist er im Geschäft, seit über vierzig Jahren führt Clint Eastwood auch Regie. Nach seinem Film über Friedens-Ikone Nelson Mandela ("Invictus") zeichnet der einstige "Dirty Harry" und Ex-Bürgermeister von Carmel im Politdrama "J. Edgar" das vielschichtige Bild einer mehr als umstrittenen Figur der US-Geschichte: FBI-Gründer J. Edgar Hoover.

TV SPIELFILM Man wusste nicht wirklich viel über Hoover. Wie viel ist Fakt in Ihrem Film und was mussten Sie dazuerfinden?

CLINT EASTWOOD
Ich habe die fünf Bücher gelesen, auf denen das Drehbuch basiert, außerdem eine Biographie über Hoover. Wir mussten schon einige Leerstellen ausfüllen, die Charaktere weiter ausformen, sonst hätte es nur für einen Kurzfilm gereicht. Es sollte aber auch kein Dokumentarfilm werden. Aber es stimmt, man wusste nicht viel über Hoover, er war keiner, der sich vielen Leuten anvertraut hat.

Noch weniger werden die Menschen außerhalb der USA über ihn wissen - zum Beispiel, dass Hoover Geheimakten über John F. Kennedy und John Lennon angelegt hatte...

CLINT EASTWOOD
Vielleicht mochte er auch nur John Lennons Musik, wer weiß? (lacht) Ich glaube, er hielt ihn für subversiv. Berühmte Leute waren ihm suspekt, deshalb hat er wohl Material über sie gesammelt.

Würden Sie zustimmen, dass der Film im Grunde eine Love Story erzählt, wenn auch sehr behutsam und versteckt?

CLINT EASTWOOD
Ja, das ist so. Man würde ihn nicht so verkaufen, aber letzten Endes entscheidet der Zuschauer, was ihn mehr anspricht: der historische Teil, die Parallelen zu heute oder die Liebe.

Wollten Sie diesen Film auch machen, weil er vieles spiegelt, was in der jüngsten Geschichte passiert ist? Auch Hoover wollte sein Land beschützen, verlor aber dann den Weg?

CLINT EASTWOOD
Ja, das denke ich auch. Er war 48 Jahre im Amt, das ist eine sehr lange Zeit.

Interview: Scott Orlin