Zeit ist Geld, heißt es. Aber im SF-Thriller "In Time - Deine Zeit läuft ab" ist Zeit vor allem eines: Leben.

In einer futuristischen Welt ohne Hoffnung hören die Menschen mit 25 Jahren auf zu altern, eine im Unterarm implantierte Digitaluhr zeigt den Countdown - bis zu ihrem Tod. Überleben erkauft man sich mit der neuen Währung Zeit.

"In Time"-Regisseur Andrew Niccol, der auch das Drehbuch zur Mediensatire "Die Truman Show" schrieb, hat sich bereits in Thrillern wie "Gattaca" oder "Simone" mit der Frage beschäftigt, wie die Zukunft der Menschheit aussieht.
Was ist Ihnen heute wichtiger: Zeit oder Geld?

JUSTIN TIMBERLAKE
Ich glaube, dieses "Zeit ist Geld"-Denken ist vor allem von Geschäftsleuten etabliert worden, die ihre Besitztümer absichern wollen. Ich persönlich denke, dass Zeit wertvoller ist. Zeit und Gesundheit sind die wohl wichtigsten Güter, die man besitzen kann, und all das Geld in der Welt hilft einem nicht, gegen die Zeit anzukämpfen.

AMANDA SEYFRIED Ich hatte vorher noch nie wirklich darüber nachgedacht, wie ich mein Geld ausgebe oder meine Zeit verbringe. Nach diesem Film werde ich wohl nicht mehr so viel schlafen (lacht), weil ich manchmal das Gefühl habe, meine Zeit zu vertrödeln. Mein Geld gebe ich oft für Klamotten aus und fühle mich dabei auch immer ein bisschen schlecht, denn eigentlich sollte ich es für Sinnvolleres einsetzen.

Sind Sie durch den Film zu dieser Einsicht gekommen?

AMANDA SEYFRIED
In gewisser Weise, ja. Ich sehe jetzt eine Menge Dinge, deren ich mir vorher nicht bewusst war, und versuche, mich entsprechend zu verhalten.

JUSTIN TIMBERLAKE Mir hat der Film auf jeden Fall vermittelt, Zeit mehr wertzuschätzen. Ich hab wirklich viel Glück gehabt, dass ich in meinen dreißig Jahren schon so viel machen konnte. Aber mittlerweile wird es auch für mich immer wertvoller, das Leben wirklich zu leben.
Im Film ersetzt die Zeit das Geld als Währung, wird wie Aktien an Börsen gehandelt. Da ist "In Time" sehr aktuell...

JUSTIN TIMBERLAKE
Das konnte man natürlich vorher nicht ahnen, aber es stimmt, in Zeiten von Occupy Wall Street und Finanzkrisen in aller Welt gewinnt der Film eine völlig neue Bedeutung. Für mich ist das eins von zwei großen Themen dieses Films: Die Idee eines Klassensystems, das so direkt auf Geld aufbaut. Welche Möglichkeiten jemand im Leben hat, hängt nämlich davon ab, in wie viel Geld er hineingeboren wurde.

Das beste Gegenbeispiel sind Sie selbst, denn Sie haben Ihren Weg gemacht, obwohl Sie nicht aus reichem Haus kommen...

JUSTIN TIMBERLAKE
Das stimmt, aber ich hab auch sehr, sehr viel Glück gehabt. Und ich nehme nichts als selbstverständlich hin. In gewisser Weise war ich schon sehr privilegiert, aber dafür hab ich mir auch den Arsch aufgerissen. (lacht) Und meine Familie lebt immer noch in demselben Haus in Tennessee, in dem ich aufgewachsen bin.

Sie sprachen von zwei Themen des Films, was ist das zweite?

JUSTIN TIMBERLAKE
Der weltweite Jugendwahn, diese Obsession, wie man jung aussieht, jung bleibt, sich jung fühlt. Eine Milliarden-Dollar-Industrie lebt allein von diesem Konzept.

Amanda, Sie sind jetzt 25, also genau in dem Alter, in dem man im Film zu altern aufhört und stirbt. Denken Sie manchmal darüber nach, wie viele Jahre Ihnen noch bleiben?

AMANDA SEYFRIED Das ist mir ständig bewusst - zu bewusst, leider. Ganz ehrlich, ich habe schon mit fünf Jahren begonnen, mich damit zu beschäftigen, dass wir alle einmal sterben müssen. Das wird manchmal zur Obsession und macht mir selbst ein bisschen Angst...
JUSTIN TIMBERLAKE Mir macht die Vorstellung Angst, man erwacht eines Morgens und hat noch einen Tag zu leben, es sei denn, man schlägt etwas Zeit heraus. Das führt einem die Härte dieser Gratwanderung zwischen Leben und Tod noch deutlicher vor Augen.

Apropos Härte: Ganz ohne Blessuren liefen die Dreharbeiten für Sie beide nicht ab, stimmt's?

JUSTIN TIMBERLAKE
Ja, ich hab mir eine Muskelzerrung in der Wade zugezogen, als ich in einer Szene die Treppe hinunterlaufen, dann auf einen Tisch und schließlich auf den Marmorfußboden springen musste. In der Szene danach kann man noch sehen, wie ich humpele, wenn man genau hinschaut.

AMANDA SEYFRIED Bei mir war's auch ein Muskel, aber im Oberschenkel, als ich in High Heels wegrennen musste. Und dabei waren das Stuntschuhe! Diesen Muskel spüre ich bis heute nicht.

Interview: Scott Orlin

JUSTIN TIMBERLAKE
(30) kam mit 11 zu einer Castingshow und mit 14 zur Boyband N'Sync. Zuletzt spielte er in Filmen wie "The Social Network" und "Bad Teacher"


AMANDA SEYFRIED

(25) modelte im Alter von 11 Jahren. Ihren Durchbruch hatte sie 2008 mit "Mamma Mia!", 2006 war sie neben Timberlake in "Alpha Dog" zu sehen