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Civil War

Bild Civil War
Originaltitel: Civil WarUS | 2024 | 109 Min.

Bewertung der Redaktion:

  • Humor
  • Anspruch
  • Action
  • Spannung
  • Erotik

Schmerzhaft realistische Hymne auf Kriegsreporter im „Apocalypse Now“-Gewand

IMDb-Bewertung: 7,6 von 10

Autorenfilmer Alex Garland („Men“) provoziert mit dem Schreckgespenst eines amerikanischen Bürgerkriegs.

Das Timing könnte nicht besser und zugleich nicht unheilvoller sein. Wenige Monate bevor bei den US-Präsidentschaftswahlen mit einer erneuten Kandidatur von Donald Trump nicht nur die Spaltung der Nation eine neue Eskalationsstufe erreichen wird, sondern für viele sogar der Fortbestand der amerikanischen Demokratie auf dem Spiel steht, kommt ein Antikriegsfilm ins Kino, der schonungslos aufzeigt, was passiert, wenn ideologische „Wir gegen die“-Mentalität den Willen zum Dialog erstickt.

Zu den Stärken von „Civil War“ gehört, dass Autor und Regisseur Alex Garland nicht den Konflikt zwischen Republikanern und Demokraten weiterspinnt. Indem er ein dystopisches Bürgerkriegsszenario entwirft, bei dem Kalifornien und Texas die Separatistenarmee der „Western Forces“ anführen, ohne dabei die politische Gesinnung der Kriegsparteien zu thematisieren, konstruiert Garland eine spekulative Kulisse, die den Blick auf das Wesentliche schärft: den besorgniserregend verrohten Zustand der Zivilisation.

Da ist es nur schlüssig, dass Garland als Identifikationsfiguren eine Berufsgruppe ins Zentrum der Filmhandlung stellt, deren Aufgabe es ist, neutral aus dem dunklen Herzen der Menschheit zu berichten. Lee (Kirsten Dunst) ist eine lebende Legende der Kriegsfotografie, die zunächst mit desillusionierter Professionalität darauf reagiert, dass sie ihre sonst in entfernten Ecken des Globus verrichtete Arbeit nun zurück in die eigene Heimat geführt hat.

In New York beschließt Lee mit ihrem Reporterkollegen Joel (Wagner Moura), sich zum von den Western Forces belagerten Washington durchzuschlagen, um mit dem im Weißen Haus verschanzten Präsidenten (Nick Offerman) ein letztes Interview zu führen. Ihrem riskanten Roadtrip schließt sich neben Journalistenveteran Sammy (Stephen McKinley Henderson) die junge Fotografin Jessie (Cailee Spaeny) an – zum Ärger von Lee, die ihrem glühenden Fan ersparen will, wie sie selbst durch das Grauen des Berufs ihre Seele zu verlieren.

Auch wenn die Fahrt der Reportergruppe durch das kriegsgebeutelte Land zuweilen Endzeit-Feeling wie im von Garland geschriebenen Zombieschocker „28 Days Later“ (2002) entfaltet – die überwältigende Intensität der dokumentierten Gewalt verankert „Civil War“ fest und fernab jeglicher Romantisierung in der Realität. Dazu trägt auch ein Kunstgriff bei, den Garland vor allem in den mit „embedded“ Handkameras gedrehten Kriegsmomenten einsetzt: Die Action wird von Schnappschüssen aus Lees oder Jessies Fotoapparat unterbrochen, die inmitten des vermeintlich coolen Ego-Shooter-Spektakels schlagartig Leiden und Tod ein anklagendes Gesicht geben.

Auf dramaturgischer Ebene gehen diese Einblicke in die Lebensrealität von Kriegsberichterstattern mit einem schleichenden Rollentausch einher, bei dem Jessie die adrenalinbefeuerte Abgeklärtheit gewinnt, die Lee zusehends abhandenkommt. Eine doppelte Charakterentwicklung, die im atemberaubend gefilmten Finalsturm auf das Weiße Haus in einer unvergesslichen Szene zur tragisch konsequenten Vollendung kommt.

Cast und Crew von "Civil War"

Cast

Ellie
Kirsten Dunst
Jesse
Cailee Spaeny
President
Nick Offerman
Sammy
Stephen McKinley Henderson
Joel
Wagner Moura
Anya
Sonoya Mizuno
Dave
Jefferson White
Eddie
Edmund Donovan
Pete
Greg Hill

Crew

Regie:
Alex Garland

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