Die Guten wohnen in Baden-Oos. In dem Baden-Badener Stadteil, von den Einheimischen wegen der hier ehemals stationierten Franzosen nur "Cité" genannt, dreht der Südwestrundfunk seine "Tatort"-Krimis. Und zwar nicht in einem TV-Studio, das mal Polizeipräsidium spielt und dann wieder als Kulisse einer Quizshow dient. Nein, im "Tatorthaus" sind alle drei Präsidien der SWR-Tatorte Stuttgart, Konstanz und Ludwigshafen fest aufgebaut.
Jedes Stockwerk beherbergt ein anderes Polizeirevier, jeder Treppengang führt in eine andere Stadt. Mittendrin ist außerdem die Privatwohnung von Ermittlerin Lena Odenthal untergebracht. Teilen müssen sich die Fernsehermittler nur die Pathologie mit den Leichenschubladen, das kriminaltechnische Labor und den Verhörraum mit Zelle. Diese Räume werden von den jeweiligen Kameramännern aber so gefilmt, dass sie unterschiedlich aussehen.
Während im 3. Stock der neue Stuttgart-"Tatort: Die Unsichtbare" entsteht, herrscht auf den anderen Fluren Ruhe. Um sich nicht gegenseitig zu stören, wird immer nur einer der sieben jährlichen SWR-Sonntagskrimis zur gleichen Zeit gedreht. Im Stockwerk darunter liegt Daniel Vogt, Pathologe des Stuttgart-"Tatorts", ausgestreckt in Lena Odenthals Schlafzimmer. Um zu entspannen. Zu einer Begegnung der Cops im Film, Serienfans als "Crossover" bekannt, ist es bisher noch nicht gekommen. Nur Lena Odenthal gab mal ein Gastspiel im Münchner "Tatort".

Während die meisten Sender Produktionsfirmen mit der Herstellung ihrer "Tatorte" beauftragen, produziert der SWR noch selbst. Das scheint die Crew zu motivieren. Bei jedem Schritt kann man sich hier über die Detailverliebtheit der Szenenbildner und Ausstatter freuen. Jede Tür lässt sich öffnen, wenn auch manchmal nur wenige Zentimeter.

Die Aufforderungen über der Fotokopiererattrappe, Strom zu sparen und rechtzeitig Papier nachzulegen, treffen mit ihren vielen Ausrufezeichen exakt den kleinkarierten Ton solcher Ermahnungen. Zum Kommissarcharakter passender Büronippes wie Koppers Inter-Mailand-Wimpel machen die Figur lebendig.

Lieber SWR, sollte die Tatorthaus-Produktionsweise mal nicht mehr funktionieren, hätten wir eine schöne Idee für einen Themenpark.

Frank Aures