TATORT: TÖDLICHE TARNUNG (ARD, Sonntag, 20.15 Uhr)

Irgendwo müssen die neuen Kriminalhauptkommissare ja herkommen. Diese Position wird erst im gestandenen Erwachsenenalter erreicht. Deshalb finde ich gut, wenn in neu besetzten Tatorten sich auch mal mit der Vergangenheit ihrer Protagonisten auseinandergesetzt wird. Es muss ja nicht gleich eine gemeinsame sein, wie bei den sächsischen Ermittlern Saalfeld/Keppler, die ja bekanntlich auch privat mal ein Paar waren.
Bienzle-Nachfolger Thorsten Lannert durchlebte im gestrigen Sonntagabendkrimi nochmals seine Vergangenheit als verdeckter Ermittler im Waffenschiebermilieu. In ziemlich modern inszenierten Rückblenden wurde dort auch das persönliche Leid dieses Polizeibeamten gezeigt, der Frau und Tochter bei einem Verkehrsunfall verlor. Dieser gebrochene Charakter wird vorzüglich von Richy Müller verkörpert, aber auch der jungdynamische Hauptkommissar Sebastian Bootz (gespielt von Felix Klare) gewinnt allmählich an Profil.
Die ganze neue Generation von Ermittlern hat das Problem, dass sie heutzutage nicht mehr unentwegt in Bienzle- oder Palu-Manier durch messerscharfen Verstand oder Intuition die Mordbuben zur Strecke bringen kann. Am Tatort spielen die Kriminaltechniker, Profiler und Pathologen die erste Geige. Zumindest werden um die ermittelnden Hauptkommissare noch fesselnde Geschichten gesponnen. Beim gestrigen Fall stand die Frage im Vordergrund, wann denn der früh bekannte Oberschurke überführt wird und wer denn der miese Gehilfe ist. Das wurde überzeugend aufgelöst.

Kai Rehländer