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Das große Tatort-Special - Kolumne

TATORT: NACHTWANDERER

Nicht vollkommen verstrahlt

Jetzt werden sogar schon Mordbuben in der Anti-Mobilfunkmast-Szene gesucht.

TATORT: NACHTWANDERER (ARD, Sonntag, 20.15) Es gibt wohl kaum ein gesellschaftspolitisches Thema, das die Drehbuchautoren des Tatorts noch nicht dazu inspiriert hat, eine Mördergeschichte zu inszenieren. Gestern Abend war es der Kampf gegen den umstrittenen Elektrosmog, den Mobilfunkmasten ausstrahlen. Er diente als Kulisse eines Krimis mit einer sehr herkömmlichen Auflösung.

Aber nicht nur Kommissarin Odenthal und ihr knuffiger Kumpel Kommissar Kopper wurden über elektromagnetische Strahlung aufgeklärt, sondern auch der Fernsehzuschauer bekam Fragmente von Untersuchungen als Wissen von Zeugen vermittelt. Ob man so etwas glaubt oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen. Mir gefallen diese Tatorte mit gesellschaftspolitischem Bezug meistens. Es sei denn es wird zu dick aufgetragen, zu verworren erzählt und vergessen, dass eigentlich die Geschichte eines Mordfalls geschildert werden soll - sprich: das abrupte und meist äußerst blutige Ableben eines Menschen, veranlasst durch einen anderen Menschen.

Deshalb erschien die Verstoßene-Liebhaber-Auflösung glaubhafter (mit einem Schuss Lehrer-liebt-Oberstufen-Lolita in einer Gutenberg-Gymnasium-Szenerie), als den Mordbuben in der Anti-Mobilfunkmast-Szene zu suchen.