"Auch der ZDF-Fernsehgarten ist Deutschland", so leiten "Die Prinzen" den sonntäglichen "ZDF-Fernsehgarten" ein. Nehmen wir das doch für den Moment ernst. Strahlende Farben leuchten uns entgegen, leuchtend pink bei Moderatorin Andrea Kiewel (55) und leuchtend orange bei Co-Moderator Matze Knop. Über den beiden spannt sich ein blauer Himmel auf. Die Sonne strahlt. Im Hintergrund erstrecken sich blühende Landschaften. Und kein Mensch weit und breit trägt FFP2-Maske. Zumindest keiner vor der Kamera. Das ist schön. Das ist heil. Ist das die schöne, heile Welt, die uns erwartet, wenn das Virus sich erst einmal aufs Altenteil der Weltschrecken zurückgezogen hat?
Andrea Kiewel hüpft schon jetzt wie ein knallbunter Gummiball, als sie ankündigt, dass dies möglicherweise der letzte Fernsehgarten ohne Live-Zuschauer sein wird. Doch auch jetzt muss sie die Stimmung nicht alleine herbeiarbeiten. "Das ist so ein wundervolles Land, in dem wir leben", schnauft Reporter Florian Weiss ins Mikro. Der strampelt auf dem Fahrrad von München nach Mainz. 400 Kilometer, 3000 Höhenmeter. Jetzt die letzten 20 Kilometer. "Das pinkelst du locker in den Schnee", sagt Andrea Kiewel. Da sind ihr wohl gerade beim Gummiballhüpfen im Kopf die Jahreszeiten ein wenig verrutscht.
"Da geht einem das Herz auf", versichert die Kiewel. "Das erste Mal in diesem Jahr Fernsehgarten-Wetter", jubelt sie. "Die Finnen haben Wale", freut sie sich: "Finnwale". Das Wortspiel tut schon weh. Der Finnwal schwimmt schneller und taucht tiefer als die meisten Großwale. Doch Andrea Kiewel taucht mit ihrem Humor humormäßig gleich noch ein wenig tiefer: "Weißt du, wie die Schweden ihre Kaffeepause nennen? Ich glaube Fiko. Ach: Fika." Das findet sie so komisch, dass sie's gleich noch einmal wiederholt. Da strahlt Fiko-Fika-Kiewel mit der Sonne um die Wette.
Seit bald 35 Jahren strahlt das ZDF seinen Fernsehgarten aus. Selten dürfte gute Laune so dringend nötig gewesen sein wie gerade jetzt. Und trotzdem: Bei solchen Pointen wird die Sonntagmittagsfrühlingseuphorie des geneigten Publikums dann schon ein wenig strapaziert. Als Gegengift hat Andrea Kiewel die ZDF-Wissenschaftskollegin Jasmina Neudecker eingeladen. Die berichtet so schön vom Reporterglück inmitten einer Herde Wildpferde, dass Andrea Kiewel noch vor laufender Kamera den Abwerbeversuch startet und sie zum Dauergast in der "Fernsehgartenfamilie" machen will.
Unnützes Wissen gibt es reichlich. 1,7 Millionen Tonnen Brot essen die Deutschen pro Jahr. Aha. 3000 verschiedene Brotsorten sind gezählt. Uhu. Und der schiefste Turm der Welt? Steht natürlich nicht im italienischen Pisa, sondern im ostfriesischen Suurhusen mit einer Neigung von 5,19 Grad. "Deutschland ist so ein schönes Land", jubiliert da die Moderatorin. Aber sie wird ja auch gut bezahlt als ZDF-Gute-Laune-Bärin, angeblich mit 16.000 Euro pro Sendung. Und weil wir gerade bei den Zahlen sind: Das macht an diesem Sonntag dann 168 Euro für die Sendeminute. Da kann man sich launemäßig im öffentlich-rechtlichen Fernsehen schon mal etwas überschlagen. Gespart wird anderswo. "Komm ins Ziel, mein Lieber, ich hab' stilles Wasser für dich!", ruft Kiewel dem Radreporter bei der Zieleinfahrt in Mainz entgegen. Und was berichtet Florian Weiss, nachdem er das erste Glas ex getrunken hat? "Deutschland hat so viel zu bieten." Da schließt sich doch der Heile-Welt-Kreis. Alles wird gut. Zumindest im "ZDF-Fernsehgarten".
Der ZDF-"Fernsehgarten": Andrea Kiewel kommt durcheinander wird veröffentlicht von BUNTE.de.