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Viel mehr als erwartet: "Bares für Rares"-Händler macht Überraschungsangebot

Hans-Dieter (rechts) sich und Gattin Roswitha hatten Historisches mitgebracht: Sporen und eine Pickelhaube aus der Preußischen Kompanie von 1900 bis 1914.
Hans-Dieter (rechts) sich und Gattin Roswitha hatten Historisches mitgebracht: Sporen und eine Pickelhaube aus der Preußischen Kompanie von 1900 bis 1914. ZDF

Überraschung bei "Bares für Rares": Ein Händler bietet 900 Euro für eine historische Pickelhaube.

Foto: ZDF, ca_643

Eine Pickelhaube von Anfang des 20. Jahrhunderts sorgte aufgrund eines missverständlichen Beinamens für Irritationen in der Donnerstagsfolge von "Bares für Rares". Über den Verkaufswert konnten die Verkäufer nur staunen ...

Doch alles begann mit einer schönen Liebeserklärung: "Wir sind seit 55 Jahren verheiratet und da gehört meine Frau einfach mit dazu, schon aus dem Grund kann eigentlich nichts schiefgehen", stellte Hans-Dieter (rechts) sich und Gattin Roswitha vor. Die Beiden hatten Historisches mitgebracht. Die Sporen erkannte Horst Lichter auf den ersten Blick. Im Futteral vermutete er einen Reiterhelm. Als Detlev Kümmel das Behältnis öffnete, präzisierte der Moderator: "Ui! Ich glaube, ich weiß, was das ist: eine Pickelhaube." Richtig, aus der Preußischen Kompanie von 1900 bis 1914.

"Das ist - mutmaße ich - so alt, das wirst du nicht getragen haben", fragte Lichter. Hans-Dieter bejahte. Die Pickelhaube habe er als Schüler geschenkt bekommen. "Vom Nachbarn meiner Eltern. Der sagte, er hätte die selbst getragen." "Wissen Sie noch wie der hieß mit Nachnamen?", wollte Colmar Schulte-Goltz wissen. Hans-Dieter verneinte.

"Kann es sein, dass der Berthold hieß?", fragte der Experte. Hans-Dieter erinnerte sich nun: "Ja! Ja!" Colmar Schulte-Goltz wirkte geheimnisvoll wie ein Mentalist! "Das erklärt Vieles", gab sich der Experte mysteriös. "Wie kommst du darauf?", fragte Lichter ehrfürchtig. Die Lösung war simpel: ein Schild im Inneren der Haube. "Da steht, dass es der 'Gemeine Berthold' mal besessen hat." Lichter stimmte nach Prüfung zu.

Die Namensbedeutung des "gemeinen Bertholds"

Der "Gemeine Berthold" war natürlich kein Sadist. Ein "Gemeiner" war "in der Armee quasi der Anfänger", erklärte Colmar Schulte-Goltz. "Der hatte einen kleinen Kopf, der Berthold", fand sein Kollege Lichter. Prunkvoll geschmückt war die Pickelhaube mit dem güldenen Preußen-Adler. Zu lesen war zudem das Motto: "Mit Gott, für König und Vaterland", außerdem die lateinische Inschrift "Suum cuique" - übersetzt: "Jedem nach seinem Verdienst." Später pervertierten die Nazis diesen Spruch.

"Eine Bezeichnung, unter der man in den Ersten Weltkrieg gezogen ist", dozierte der Experte. "Das ist wirklich ein historisches Stück", schwärmte er. Lichter erkundigte sich nach dem Wunschpreis. 200 Euro, so das Paar. Schulte-Goltz hatte eine Überraschung parat: Er taxierte auf 800 bis 1.000 Euro! "Puh!", staunten Roswitha und Hans-Dieter. Lichter gab ihnen die Händlerkarte, die Sammlung und einen Spruch mit auf den Weg: "Die Sporen für die Gattin, dann hast du ihn im Griff."

"Das war ja kein Schimpfwort, sondern damit warst du ja nur einer von vielen - die Gemeinen", ´sinnierte Lichter. "Der gemeine Horst geht jetzt mal weg." Roswitha und Hans-Dieter gingen ebenfalls - in Richtung Händlerraum.

"Sind überrascht": Verkäufer freut sich über hohes Angebot

Schon vor dem Auspacken erriet Walter Lehnertz: "Eine Pickelhaube." Der Händler fühlte sich geschmeichelt, dass Hans-Dieter das Objekt genau vor ihm auf dem Tisch abstellte: "Ja, das ist richtig, der Mann hat Kultur!" "Das sind schon mal die Sporen, die habe ich selbst getragen früher", scherzte Walter Lehnertz. Über die Kopfbedeckung sagte David Suppes: "Auf deinen Kopf passt die nicht." Lehnertz konterte: "Nein, das waren früher ja alles kleine Fiffis."

David Suppes erkundigte sich nach der Provenienz des Konvoluts. "Ein Offizier", vermutete Wolfgang Pauritsch. "Da steht drin: 'Gemeiner Berthold'", half Hans-Dieter weiter. Die Frage, ob das ein Verwandter sei, verneinte er.

"Ich fange ja normalerweise mit 80 an, das spare ich mir und mache 600" - mit diesem Überraschungs-Move erstaunte Walter Lehnertz die Kollegen. "650 ist besser", konterte Wolfgang Pauritsch (rechts). "Aber das war ein tolles Angebot. Sie sehen: Der Waldi schätzt es." Walter Lehnertz fühlte sich angestachelt und rundete auf 700 Euro auf. David Suppes war allerdings ebenfalls kaufinteressiert. Er bot stolze 900 Euro für die drei Elemente - Pickelhaube, ledernen Futteral und geschmiedete Sporen.

"Das ist schon nicht schlecht", gab Hans-Dieter zu. So konnte man das durchaus sagen: Suppes' Gebot lag ganze 700 Euro über dem ursprünglichen Wunschpreis des Ehepaars. Deal! "Der Gemeine Berthold, da würde ich gern die Geschichte dahinter kennen", dachte David Suppes laut. Das Ehepaar gab außerhalb des Händlerraums zu: "Wir sind überrascht über das Geld, das wir bekommen haben."