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WDR kippt Doku über Thomas Middelhoff

WDR kippt Doku über Thomas Middelhoff
WDR

Der WDR streicht kurzfristig eine Doku über den ehemaligen Spitzenmanager Thomas Middelhoff, weil der beim Drehbuch mitsprechen durfte.

Der WDR hat die Notbremse gezogen und eine Dokumentation kurzfristig aus dem Programm genommen, weil sie journalistischen Grundregeln widerspreche.

Eigentlich sollte heute (Donnerstag, der 23. November) um 22.40 Uhr in der Reihe "Menschen hautnah" ein Porträt von Thomas Middelhoff laufen, das den "Absturz eines Topmanagers", so der Titel der Doku, skizziert. Die Macher begleiteten den ehemaligen Bertelsmann-Chef, der 2015 wegen Untreue und Steuerhinterziehung und Untreue zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt wurde, in seinem Alltag als Freigänger, der in einer Behinderteneinrichtung von Bethel arbeitet. Außerdem kommt der 64-Jährige in Interviews zu Wort.

Aber offenbar waren nicht nur die Macher nah dran an Middelhoff, sondern auch Middelhoff an den Machern. Die sollen dem Exmanager den Film vor der Ausstrahlung vorgelegt haben und Absprachen mit ihm getroffen haben, von denen der WDR erst jetzt, kurz vor der Ausstrahlung erfuhr. "Die vertragliche Vereinbarung zwischen dem Produzenten und Thomas Middelhoff räumt letzterem das Recht auf Mitsprache beim Drehbuch ein und darauf, den fertigen Film vor Ausstrahlung zu sehen", schrieb der WDR in einer Stellungnahme. Ein Vorgang, der mit journalistischer Unabhängigkeit nicht vereinbar ist.

Als Ersatz für die entfallene Middelhoff-Doku zeigt der WDR zur gleichen Zeit eine andere Folge von "Menschen hautnah": "Jan tanzt aus der Reihe - Wie ein Behinderter alten Menschen helfen will".