Gestartet 1999, gilt "TV total" laut Wikipedia als die langlebigste Late-Night-Show im deutschen Fernsehen. Und das trotz sechsjähriger Pause und trotz der Tatsache, dass ein Sendestart um 20.15 Uhr eigentlich das Hauptkriterium einer Late-Night-Show nicht ganz erfüllt. Aber egal: Angesichts des deutschen Fernsehprogramms muss man unabhängig von der Uhrzeit dankbar sein für jedes Format, das sich mit einem gewissen Galgenhumor genau mit diesem TV-Programm auseinandersetzt. 

Nachdem Stefan Raab 2015 seine aktive Fernsehkarriere beendet hatte, übernahm der Comedian und Politikwissenschaftler Sebastian Pufpaff die Moderation der TV-Sendung mit den Teufelshörnchen. Der fahrbare Schreibtisch und das berühmte Nippelboard blieben. Und auch die Tatsache, dass das ganz normale Fernsehen die Steilvorlagen für diese Fernsehshow lieferte. 

Sebastian Pufpaff weiß gegen seine Kollegen auszuteilen

Das "Dschungelcamp" etwa ist ein gefundenes Fressen für ihn, auch wenn diese Floskel bei "Ich bin ein Star" einen leichten Beigeschmack hat. Die gesammelte D-Intelligenzija der Show-Branche in einem TV-Format: Das reiht sich ein Brüller an den nächsten, ohne dass sich die Scherzschreiber von "TV total" besonders ins Zeug legen müssen. Die bildschirmfüllende Djamila Rowe ist ein Witz ohne Worte. 

Pufpaff hat keinerlei Beißhemmung, die lieben Kollegen aller Sender gleichermaßen mit ihren Pleiten und Pannen vorzuführen. Wenn Moderator Maik Meuser von der "Debatte um die Panzkampfer" spricht, reitet Pufpaff die Welle in bester "Kentucky schreit ficken"-Manier einfach weiter: von der "Wundesbehr" über den "Ministeriumsverteidiger" bis hin zu den "Fäustepanzern". 

Bei TV-Total-Straßenumfrage: "Wehrpflicht? Was ist das denn?"

Ob Wundesbehr oder Bundeswehr: Auch die berühmte "Straßenumfrage" von TV total mit der immer noch kultigen Stimme von Manfred Winkens dreht sich diesmal darum. "Wehrpflicht? Was ist das denn?", wundert sich eine junge Frau. Wenn man da Soldat werden könnte, würde sie sich sogar überlegen, dieses Ding namens Wehrpflicht mal auszuprobieren. Da drängt sich der Gedanke auf, dass ein Teil der Bevölkerung selbst mit dem "Dschungelcamp" intellektuell überfordert sein könnte. 

Nicht jeder Witz zündet bei "TV total".  Und da hilft es dann auch nicht, dass Sebastian Pufpaff nach jedem Witz eine kleine Sprechpause macht als Hilfestellung für alle, die sich nicht sicher sind, ob jetzt ein guter Zeitpunkt für einen Lacher wäre. Pufpaff als "Dönerman" etwa holt sich diesmal einen Beistelltisch beim Dönermann ab und verschenkt diesen ans Studiopublikum. Ist das lustig? Vermutlich auf einer anderen Ebene. 

Pufpaff blamiert sich in "Blamieren oder kassieren"

Der Stefan-Raab-Überlebende Elton kommt vorbei für "Blamieren oder kassieren", jenes Spielchen, das es auch bereits in der XL-Version als Spin-off gibt. Dauergegner Armin, auch bekannt als der Mann beantwortet die Fragen schneller, als Elton sie stellen kann, tritt erneut gegen Sebastian Pufpaff an. "Hast du noch einen Job oder hast du Wikipedia schon ausgelesen?", scherzt der. Auch diesmal lässt Armin dem Moderator kaum eine Chance, er kassiert 600 Euro bar auf die Hand, ohne sich größer zu blamieren. 

Nach gut einer Stunde ist auch schon wieder Schluss mit Schmunzeln: Nach "TV total" kommen "Zervakis & Opdenhövel. Live.", das pseudoaktuelle Betroffenheits-Journal von Pro7. Und man kann nur hoffen, dass Opdenhövel wieder einmal so kryptische Fragen stellt wie "Schleudersitz Verteidigungsminister – warum?" und damit nicht nur Gesprächspartnerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann verwirrt, sondern auch Sebastian Pufpaff die nächste Steilvorlage liefert. Keine TV-Show ist so schlecht, dass man nicht zumindest ein paar schlechte Witze drüber reißen könnte.