Wer sich in diesen Tagen einen popkulturellen Überblick verschaffen möchte und in Sachen Genre-Grenzen keine Berührungsängste kennt, dem legen wir heute gleich drei Sendungen ans Herz. Die haben auf den ersten Blick nicht so arg viel miteinander zu tun, bieten aber bei genauerem Hinsehen ebenso vielschichtige wie interessante Einsichten in ganz unterschiedliche Parralelwelten.

Atemlos durchs "Schlagerland"

Im Scheinwerferlicht singen sie von griechischem Wein und Nächten auf Mallorca, von neuer Liebe und alten Freunden, Sand in den Schuhen von Hawaii und dem Knopf an der Bluse. Ach ja - das ganze natürlich atemlos und leidenschaftlich und so anziehend, dass man manchmal schon das Wort "Begehren" - na, ihr wisst schon. Aber was passiert eigentlich hinter den Kulissen des unablässig um die Häuser ziehenden Schlagerzirkus? Der Filmemacher Arne Birkenstock, der sich in "Sound of Heimat" bereits dem Phänomen deutsche Volksmusik widmete, nimmt uns diesmal mit auf eine ungewöhnliche und erhellende Reise in die Welt von Helene Fischer, Jürgen Drews und vielen Schlagerstars.

Schlagerland
heute 23:00 - 00:30 Das Erste
TV-Doku, D 2017, (90 Min.)

Punk-Kultur in der Mauerstadt

Die 70er tändeln aus, die 80er kommen um die Ecke geknallt. Die Stadt, in der sich diese Zeit wohl am intensivsten miterleben ließ, ist natürlich Berlin. Die Mauerstadt feiert sich und ihr Inseldasein, entdeckt neue Musik, schneidet alte Zöpfe ab und lässt in Absturzläden wie dem legendären "Risiko" die Zeit Zeit sein. Nacht wird Tag. Tag wird Nacht. Alles egal, wenn der Alkoholgehalt stimmt. Und im Schummerlicht der Peepshows und Nachtbars steht die Zeit eh still. Mitten drin: Robert (Tom Schilling), der keinen Bock auf seine 68er-Lehrer hat und dem Freundin und Elternhaus in Erlangen auf den Sack gehen. Also rasiert er sich 'nen "Irokesen" und setzt ab - nach Westberlin.

Tod den Hippies!! - Es lebe der Punk!
heute 23:15 - 00:55 ARTE
Komödie, D 2015, (97/100 Min.)

...und ewig fliegen die Kamelle

Wem der Schlager zu schlagerig, der Punk zu krank ist - dem sei "Alaaf you - eine Stadt dreht durch" empfohlen. Der Schauplatz des Films ist Köln, die Tage sind die närrischsten des ganzen Jahres. Der schwäbische Wahl-Kölners Baris Aladag, der für den Film verantwortlich zeichnet, hat dafür nicht nur selbst gedreht, sondern seine Doku über den Karneval mit eingesandtem Material von Feiernden ergänzt - das ergibt einen knalligen Mix zwischen Found Footage und promillehaltigen Nah-dran-Szenen, kurzum eine ebenso stimmungs wie einsichtsvolle Dokumentation auch für Nicht-Närrinnen und Narrhalesen.

Alaaf you - Eine Stadt dreht durch
heute 23:25 - 00:45 WDR
Porträt, D 2017, (79/80 Min.)