Die ehemalige Intendantin des rbb, Patricia Schlesinger, soll zahlreiche Vergünstigungen erhalten und Spesen falsch abgerechnet haben. Nachdem diese Vorwürfe 2022 bekannt wurden, hat der Sender sie sofort entlassen. Die Verfahren dauern teilweise bis heute an. Doch nicht alle Vorwürfe konnten bisher bestätigt werden. So konnte kein Fehlverhalten bei der Vergabe von zugeschusterten Aufträgen zwischen Patricia Schlesinger, ihrem Mann, dem Journalisten Gerhard Spörl, und dem Aufsichtsratschef der Berliner Messe, Wolf-Dieter Wolf, nachgewiesen werden. Doch jetzt legt der rbb mit neuen Vorwürfen nach und ermittelt in den eigenen Reihen. Dieses Mal geht es um Geschenke, die Schlesinger an Personen des öffentlichen Lebens, Mitglieder der Kontrollgremien sowie rbb-Mitarbeiter gemacht haben soll.

Neue rbb-Vorwürfe: Ein Einstecktuch für 145 Euro

Die internen Dienstanweisungen des rbb besagen, dass Präsente, selbst Blumen zum Geburtstag, weder für Kollegen noch für Personen außerhalb des Senders gestattet sind. Doch genau das, so der Vorwurf, soll Patricia Schlesinger in ihrer Zeit als Intendantin getan haben. Rechtsexperten sehen darin einen Anfangsverdacht der Untreue oder sogar des Betrugs. Ein Beispiel ist ein Einstecktuch, das Schlesinger dem Rechtsanwalt und Kunstmäzen Peter Raue zum 80. Geburtstag geschenkt hatte. Dieser sah das Geschenk "als kleine Anerkennung" für sein "Engagement im Kulturbereich des rbb" an, wie er dem Sender berichtete. Dazu kam noch ein Abendessen, beides wurde später über den rbb abgerechnet, doch einen dienstlichen Anlass nannte Schlesinger nicht.

Eine Flasche Champagner hier, ein Krimi dort. Die ehemalige Rundfunkratsvorsitzende Friederike von Kirchbach glaubt an private Präsente von Schlesinger, doch diese rechnete über den Sender ab. Es gibt zahlreiche Geschenke dieser Art, schlussendlich muss die Staatsanwaltschaft klären, ob es sich dabei um betrieblich veranlasste oder private Geschenke handelte. Der Anwalt von Schlesinger, Ralf Höcker, sagt gegenüber dem rbb: "Jedes Mal, wenn Vorwürfe gegen Frau Schlesinger in sich zusammenfallen, werden flugs neue aus dem Hut gezaubert. Sollten auch diese vor Gericht landen, wird es nicht anders laufen. Frau Schlesinger hat keine Ausgaben veranlasst, die nicht dienstlich waren."