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"Tatort: Was wir erben" bedient sich bei einem großen Vorbild aus Frankreich

Neuer Tatort: Was wir erben im Ersten
"Tatort: Was wir erben" – Großes Vorbild und dunkle Fragen. SWR/Benoît Linder

Der neue "Tatort" aus dem Schwarzwald ist da: "Was wir erben" ist ein klassischer Krimi unter Reichen, der aber gesellschaftliche Fragen stellt. Dabei stand ein französisches Vorbild Pate.

Der neue "Tatort" kommt aus Freiburg und hat den wenig kryptischen Titel "Was wir erben". Aber obwohl es um einen Mord in einer reichen Familie geht und das dadurch ausgelöste Erbe, hat der TV-Film dennoch ein interessantes Vorbild und auch so eine Menge zu sagen.

Worum geht es? Eine 78-Jährige stürzt die Treppe hinunter und stirbt. Die Witwe eines reichen Fabrikanten und das Oberhaupt der Familie Klingler hatte aber kurz vor ihrem Tod ihr Testament geändert. Anstatt dass ihre eher durchschnittlich sympathischen Kinder das Erbe einstreichen, bekommt ihre Betreuerin Elena Zelenko die Villa und noch mehr. Die hatte sich bis zu ihrem Tod um sie gekümmert. Das Ermittlerteam Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) gehen den Hinweisen der Familie nach, die glaubt, dass Zelenko absichtlich den Tod der Witwe herbeigeführt hat. Große Überraschung: Die Betreuerin und die 78-Jährige hatten sogar heimlich geheiratet.

Vordergründig wirkt "Was wir erben" wie eine sehr gewöhnliche Krimi-Geschichte um zu reiche Familien und einen Erbstreit. Die Geschichte hat es so tatsächlich schon öfter gegeben, interessanter ist aber in welche Untiefen der Familiengeschichte "Was wir erben" eintaucht. Hinter Familie Klingler steckt deutsche Geschichte – gleichzeitig wird ein Reichtumsmechanismus in Deutschland in Frage gestellt. Tolle Schauspieler, die einen durchschnittlichen Plot aufwerten.

Tatort: Das große Vorbild des Films

Wer an klassische Krimis aus der Literatur denkt, liegt falsch. Der "Tatort: Was wir erben" hat ein großes Vorbild aus der französischen Filmgeschichte und dieses ist auch nicht unbedingt inhaltlich die Schablone gewesen, wie Regisseurin Franziska Schlotterer im Interview mit der ARD erzählt. "Schon als ich das erste Exposé von Patrick Brunken gelesen habe, musste ich an die Filme von Claude Chabrol denken. Diese Filme waren eine Inspiration für mich und haben sicherlich unterschwellig die Ästhetik des Films, den Rhythmus, das Sounddesign und die Musik beeinflusst." Chabrol war Regisseur der "Nouvelle Vague", der einflussreichsten französischen Bewegung im Kino der 60er und 70er Jahre. Mit Klassikern wie "Die verrückten Reichen" oder "Die Unschuld mit den schmutzigen Händen" machte er die Krimifilme der Bourgeoisie. "Viele seiner Krimis spielen in großen herrschaftlichen Villen und entlarven ihre bourgeoisen Besitzer als kultivierte Scheusale", sagt Schlotterer über Chabrol. Hier erkennt man das Vorbild.

Autor Patrick Brunken wollte sich in dem "Tatort" dagegen explizit dem Thema "Erben" widmen. Er findet Erben ungerecht, wie er selbst sagt: "Über die Hälfte aller privaten Vermögen in Deutschland stammt mittlerweile nicht mehr aus der eigenen Hände Arbeit, sondern aus Erbschaften. Eine persönliche, aber zunehmend auch gesamtgesellschaftliche Frage von Haben und Sein, ein Haus zu bauen oder nicht, von Herkunft und Zukunft." Und findet auch deutliche Worte, dass sich daran etwas ändern muss: "Das Erbrecht ist eine dringend reformbedürftige Gesellschaftsfrage, aber ein extrem heißes Eisen."

Der Trailer zu "Tatort: Was wir erben" TV Spielfilm