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"Tatort: Murot und das Murmeltier": Wie viel Kino darf im Tatort sein?

Ulrich Tucker in Tatort Murot und das Murmeltier

Der neue Hessen-Tatort mit Ulrich Tukur ist deutlich von der Kultkomödie "Und täglich grüßt das Murmeltier" inspiriert. Nicht zum ersten Mal greift der gute alte Sonntagskrimi auf Kinotraditionen zurück. Mal mehr, mal weniger gelungen.

Mit der schießwütigen Westernparodie "Im Schmerz geboren" fachte Kommissar Murot 2014 die Diskussion um den "Tatort" als Experimentierfeld an. Und sorgte schließlich dafür, dass der Hessische Rundfunk sein jüngstes Genrespiel, diesmal nach Art des Films "Und täglich grüßt das Murmeltier" mit Bill Murray, ein ganzes Jahr auf Eis legen musste. Jetzt kommt der besondere Fall doch ins Programm.

Solche eindeutigen Verbeugungen vor der Leinwand findet man in der Tatort-Historie nicht allzu oft. Regisseure, die das Kino feiern und ­dabei die Gesetze der TV-Reihe ignorieren, wurden stattdessen immer wieder abgewatscht.

Wie 1973 Samuel Fuller für "Tote Taube in der Beethovenstraße": der US-Regisseur zitiert darin Kinoklas­siker von Antonioni bis Hawks, parkt Ermittler Kressin in der Nebenrolle und schickt ­gebrochene Helden durch Fragmente einer Story. Das vom Publikum verschmähte Exotenstück läuft heute gern am Ende von ­Tatort-Nächten, zuletzt 2017. ­

Besser kam der brave "Bomben für Ehrlicher" von 1995 davon. Der Fall erklärt das Lausitzer Braunkohlerevier zur offenen Prärie und den Kommissar (Peter Sodann) zum guten Sheriff. Der Fall mutet dennoch eher wie ein "Polizeiruf" aus DDR-Tagen an als wie ein gewitzter Italowestern.

Weg vom schnöden "Wo waren Sie zwischen zwölf und eins?"-­Ermittlungsschema führte Schimanskis Weg ab 1981. Regisseur Hajo Gies wollte auch wie die Nouvelle Vague erzählen, offen, frech, selbstironisch. Doch dafür war der Rücken von Götz George zu breit. Der Held aus Duisburg wird bis heute als Brecher geliebt, ist jedoch – wie die Songs seiner ­Fälle – schlecht gealtert.

Zeitlos funktioniert das Hollywood-Konzept der sich kabbelnden Buddies. Was Walter Matthau und Jack Lemmon zur Vollendung brachten, kochten die Hamburger Stoever/Brockmöller (siehe rechts) auf Hausmusik runter. Heute zelebriert das Münster-Team Boerne und Thiel das seltsame Paar so gut, dass Zuschauer den Krimi kaum vermissen.

Murot bleibt lieber beim Alleingang. Für Ende 2019 ist "Der Angriff" angekündigt. Frei nach John Carpenters Thriller "Anschlag bei Nacht".
Die Tatort-Highlights der nächsten 14 Tage
"Tatort: Murot und das Murmeltier"
Der Wiesbadener Kommissar erlebt immer wieder den gleichen Banküberfall mit Geiselnahme. Schön spleeniger Tukur-Tatort.
SO 17.2. Das Erste 20.15

"Tatort: Der schwarze Skorpion"
Der vorletzte Fall der Urgesteine Stoever und Brockmöller. Inhaltlich blass, dafür merkt man Manfred Krug und Charles Brauer die Vorfreude auf ihre Pension an.
MO 18.2. RBB 22.00

"Tatort: Schneetreiben"
Ein Geländewagen hetzt eine halb nackte Frau den verschneiten Waldweg entlang. Sie fällt und erfriert. Ein Splitter vom Scheinwerfer weist Batic und Leitmayr den Weg zum Mörder. Für die Musik zur Unterkühlung gab's 2006 den Deutschen Fernsehpreis.
DI 19.2. Bayern 20.15

"Tatort: Ein Tag wie jeder andere"
In der Mörderoper ermittelt das Franken-Team an heiligen Stätten, u. a. im Festspielhaus zu Bayreuth.
SO 24.2. Das Erste 20.15

"Tatort: Grenzfall"
Ruhiger Fall, feine Dialoge: Das berührende Drama um Verrat und Spitzelei führt das Wien-Team Krassnitzer und Neuhauser zurück in die Sechziger.
MO 25.2. RBB 22.00

"Tatort: Herrenabend"
Fingerabdrücke an einer Leiche gehören einem Mann, den Gerichts­mediziner Boerne (Jan Josef Liefers) vor Monaten für tot erklärt hat. Machen Götter Fehler? Das Duo aus Münster geht sich in gewohnter Manier auf die Nerven.
DI 26.2. Bayern 20.15