Er ist so gebildet wie snobistisch: Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers), der Gerichtsmediziner aus dem Münsteraner "Tatort". Und wenig politisch korrekt ist er zudem, besonders, wenn es um seine Assistentin, die Rechtsmedizinerin Silke Haller, geht. Die musste im Laufe der Jahre so manchen Spruch ihres Chefs einstecken, der auf ihre Kleinwüchsigkeit abzielte. Gern und oft nennt er Haller auch Alberich.

Damit meint er aber nicht den männlichen Vornamen, sondern den König des gleichnamigen Elfen- bzw. Zwergengeschlechts in der germanischen Mythologie. Haller erträgt das mit großer Gelassenheit und ist damit ebenso Kult wie das Duo Thiel und Boerne. Dabei, so verrieten die Stefan Cantz und Jan Hinter, die Drehbuchautoren, 2015 im Interview mit Focus Online, dass den Senderverantwortlichen die Figur der Silke Haller zunächst Bauchschmerzen verursachte.

ChrisTine Urspruch spielt bewusst mit der Schreibweise ihres Vornamens

2023 gab es Schlagzeilen wie "Alberich wird gestrichen" oder "Witze-Verbot im Münster-'Tatort'?". Grund war eine missverstandene Äußerung von ChrisTine Urspruch, die sie gegenüber dem WDR klarstellte: "Was ich in einem Interview, das in Teilen leider offenbar falsch verstanden wurde, meinte: In den Drehbüchern steht – für das Publikum unsichtbar – über meinem Text inzwischen meist der Rollenname ‚Silke Haller‘ und nicht mehr 'Alberich'". In ihrer Rolle der Silke Haller wird Boerne sie auch weiter "Alberich" nennen. Die Witze allerdings sind "abgemilderter. Das war ein großes Bestreben der Redaktion", so die Haller-Darstellerin in der "Bild".

Die 53-jährige Urspruch spielt mit der Schreibweise ihres Vornamens auch auf ihre häufig thematisierte Körpergröße (1,32 Meter) an: Das große T in ChrisTine soll Größe zeigen.

"Manchmal nervt es mich, immer wieder auf meine Größe reduziert und gefragt zu werden, ob ich sehr darunter gelitten habe. Es hat sich für mich nie wirklich so angefühlt", so die Schauspielerin 2021 im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Manche Rollen hätte sie wegen ihrer Kleinwüchsigkeit nicht bekommen, andere konnte sie gut besetzen. "Man kann sich beweisen durch das, was man ist und tut, egal wie groß oder klein man ist."

Nicht nur über "Alberich" wurde anfangs diskutiert, auch das Rechtsmediziner/Hauptkommissar-Duo sorgte für Schwierigkeiten. Beide sollten gleichberechtigt handeln, "haben aber im Grunde während der Ermittlungsarbeit kaum Berührungspunkte. Der Kommissar hängt nicht permanent in der Rechtsmedizin herum und der Mediziner hat eigentlich im Kommissariat nichts zu suchen. Deswegen haben wir getrickst", so der Drehbuchschreiber Jan Hinter. Der Trick: Thiel und Boerne wohnen im gleichen Haus und laufen sich deshalb häufiger über den Weg.

Der "Tatort: Unter Gärtnern" kann derzeit in der ARD-Mediathek abgerufen werden.