Harry Österreich, gestandener Polizist aus Berufung, erlebt seinen zweiten Frühling: Mit seiner Lebensgefährtin (Antje Traue) erwartet er ein Kind, seine 12-jährige Tochter (Lola Liefers) aus erster Ehe will bei ihm und dem Geschwisterchen einziehen. Doch dann wirft ihn ein Unfall komplett aus der Bahn. Wie der sonst so besonnene Ermittler die Kontrolle über sein Leben verliert, zeigt das ARD-Drama "Gefangen" am Mittwoch, 7. April.

Gestern noch hat Harry Autofahrer Ronald (Godehard Giese) beim Telefonieren am Steuer erwischt und mit einer Ermahnung plus gutem Rat ziehen lassen: Er solle seiner Frau Blumen kaufen und mit der Familie verreisen. Jetzt wird der Polizist Augenzeuge, wie Ronald, seine Frau Monika (Susanne Wuest) und deren Töchter verunglücken – auf dem Weg ins Reisebüro. Harry und sein Kollege René (Sebastian Schwarz) können die vier nur noch tot bergen. Während der Unfall selbst nicht gezeigt wird, erzählt Drehbuchautorin und Regisseurin Elke Hauck diese Szene aus der Sicht Harrys.

 

"Er möchte in eine andere Haut schlüpfen"

Harry ist zunächst entschlossen, sich von der Tragödie nicht aus der Bahn werfen zu lassen. Doch dieses Mal funktioniert die professionelle Distanz nicht, er erleidet ein Trauma, das sein Wesen verändert. 

Immer mehr zieht es ihn ins Leben der Verunglückten und zu ihrem leeren, einsamen Haus. Doch dabei bleibt es nicht. Harry identifziert sich immer mehr mit den Opfern und schlüpft schließlich in die Identität des toten Familienvaters …

Eindrücklich gespielt wird der Traumatisierte von Wolfram Koch, der auch im "Tatort" aus Hessen als Ermittler im Einsatz ist. Die Beweggründe seiner Figur beschreibt er im ARD-Interview so: "Er möchte in eine andere Haut schlüpfen, vielleicht auch ganz verschwinden. Die Situation kippt, als Harry sich nach dem Schwimmen in dem See einen Pullover des Familienvaters anzieht und sich seinen Bart so rasiert wie dieser."

Harrys Weg, dessen Ende der Vorstellung der Zuschauer überlassen wird, inszenierte Elke Hauck als Psychodrama mit mystischen Momenten, die wie Realität wirken. "Sind es Geister, die Harry rief, oder seine Vorstellungen – das ist dabei gar nicht wichtig. Es geht darum, dass seine Vorstellungen in dem Moment real sind", so Hauck.

"Gefangen" läuft am Mittwoch, 7. April, um 20.15 Uhr im Ersten.