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"Tagesthemen" sind 1,5 Minuten völlig still und sorgen unerwartet für Gänsehaut

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Aline Abboud hatte eine ganz außergewöhnliche Ausgabe der "Tagesthemen" zu bieten. NDR/Hendrik Lüders

Die "Tagesthemen" haben am Donnerstag für eine große Neuerung gesorgt. Für eineinhalb Minuten war es still, aber es gab dennoch eine Menge Emotionen. Wie dieser Coup gelang.

Die Tagesthemen in der ARD haben am gestrigen Donnerstag für einen absoluten Gänsehaut-Moment gesorgt. Seit einigen Jahren gibt es immer wieder völlig überraschende Momente, die zum Teil auch der neuen Redaktionsleitung geschuldet sind. 2020 durften beispielsweise "Die Ärzte" das Intro einspielen und einsprechen: "Hier ist das Ärzte deutsche Fernsehen". Ebenfalls unvergessen wie Caren Mioska in Gedenken an den verstorbenen Schauspieler Robin Williams auf dem Pult stand, um an seine Rolle in "Der Club der toten Dichter" zu erinnern.

Nun war es am Donnerstag, 23. September dafür sehr still in den Tagesthemen. Sie waren still, aber gesprochen wurde trotzdem. Anlässlich des "Tags der Gebärdensprache" nutzte die Redaktion den Moment, um nicht nur einen Beitrag zu machen, wie sich Deutschlands Umgang mit der Gebärdensprache und gehörlosen Menschen verändert. Die BR-Redakteurin Iris Meinhardt sprach auch ihren Kommentar in Gebärdensprache ein.

Tagesthemen: Absolute Neuheit setzt Maßstäbe

Meinhardt ist selbst gehörlos und arbeitet für den Bayerischen Rundfunk. Sie hat das Instagram- und später Youtube-Format "Hand Drauf" maßgeblich mitbegründet und setzt sich auch sonst stark für Gehörlose und Inklusion bei ihrem Sender sein. In ihrem Kommentar erklärt sie, was die Corona-Pandemie und die Masken für gehörlose Menschen und das Lippenlesen bedeutet hat und warum Gebärdensprache das viel wichtigere Mittel zur Kommunikation ist. Es brauchte eine Menge Druck, aber mittlerweile seien immer mehr Dolmetscher für Gehörlose bei Pressekonferenzen auch im TV im Einsatz. Das führe auch zu mehr Empathie im Alltag, kommentiert Meinhardt. Sie wünscht sich, dass diese Entwicklung sich auch nach der Corona-Pandemie fortsetzt, um so mehr Sichtbarkeit für Gehörlose und Gebärdensprache zu schaffen.

Eine Neuheit bei den "Tagesthemen", dass eine Gehörlose das "Meinungssegment" übernimmt und ein absoluter Gänsehautmoment, wenn eineinhalb Minuten dafür aufgewendet werden, um in absoluter Stille auf ein wichtiges Thema aufmerksam zu machen. 2016 verabschiedete sich Ingo Zamperoni in der Sendung in Gebärdensprache, 2021 wurde ein neuer Maßstab gesetzt.