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Suizid per Online-Challenge: Harter Coming-of-Age-Thriller "Flügel aus Beton" in der ARD

Flügel aus Beton
"Flügel aus Beton" läuft am 30. März 2022 um 20.15 Uhr in der ARD. WDR/OdeonFiction/Hardy Spitz,

Depressionen sollten kein gesellschaftliches Tabuthema mehr sein - und sind es doch. Der Film "Flügel aus Beton" im Ersten nimmt psychische Probleme von Jugendlichen in den Blick und erzählt eine äußerst dramatische Geschichte von Manipulation und Selbstverletzung.

In diesem perfiden Spiel um Leben und Tod haben es schon die ersten Aufgaben in sich. Ein Foto von den eigenen Füßen an einem Abgrund machen, sich einen Flügel in die Haut ritzen – und am Ende steht Aufgabe 17: der Suizid. Der Spielleiter, wenn man es überhaupt ein Spiel nennen kann, greift psychisch angeschlagene Jugendliche online auf, um sie letztlich aus dem Leben zu reißen. Mit "Flügel aus Beton" bringt das Erste am Mittwoch, den 30. März 2022, um 20.15 Uhr ein schwer verdauliches, aber auch sehr wichtiges Thema ins Fernsehen.

Denn: Depressionen sind normal. Zumindest sollten sie es sein – gesellschaftlich wird das aber noch viel zu oft anders dargestellt. "Flügel aus Beton" wagt dazu einen offenherzigen Einstieg: Ein Mädchen nimmt sich das Leben, ein anderes ritzt sich die Oberschenkel auf, eine Referendarin schluckt Antidepressiva, die ihr ein Kollege besorgt hat. Das alles passiert fast zeitgleich an derselben Schule. 

Wie viel Realität darin steckt, bleibt der Einschätzung des Zuschauers überlassen. Mit der psychischen Gesundheit der Bevölkerung ging es in den vergangenen Jahren jedenfalls eher bergab. Hohe Arbeitsbelastung, sozialer Performance-Druck durch sogenannte soziale Medien, lange Lockdowns in zwei Corona-Jahren – die Gründe sind vielfältig.

Flügel aus Beton: Darum geht's in dem ARD-Film

Doch zurück zum Film: Referendarin Gabrielle (Victoire Laly) wird schnell klar, dass hinter dem Tod ihrer Schülerin mehr steckt als der einsame Entschluss einer jungen Frau. Da die Polizei den Fall schnell abhakt, macht sie sich selbst auf die Suche nach den Hintergründen – und meldet sich bei der Online-Challenge Ikarus an.

Die Teilnehmenden müssen dabei 17 Aufgaben absolvieren. Die letzte: Suizid. Gabrielle will mit ihrer Teilnahme den Spielleiter enttarnen – gerät dabei aber auch selbst in einen gefährlichen Strudel aus Selbstverletzung, Depression und Todessehnsucht.

So gut ist "Flügel aus Beton"

Der gesamte Film baut sehr auf die Dramatik, die das mörderische Spiel mit sich bringt. Die Charaktere bleiben dagegen blass, bilden tendenziell Stereotype ab, auch schauspielerisch drängt sich hier niemand in den Vordergrund. Die Idee zum Film (Regie: Lea Becker) kam Drehbuchautorin Lilly Bogenberger durch eine Reportage über die Blue Whale Challenge. "Die ist ja mittlerweile zu fast 100 Prozent als Fälschung entlarvt, aber die Idee eines Spiels, mit einem Fremden, dessen letzte Aufgabe Suizid ist – das hat mich nicht mehr losgelassen", so Bogenberger.

Eine Prise Wahrheit steckt aber tatsächlich in der Idee, dass in Online-Netzwerken auch zum Suizid angeleitet wird. Das zeigte sich erst vergangenen Dienstag bei einem Strafprozess im hessischen Limburg: Dort wurde ein Mann zu lebenslanger Haft verurteilt, weil er eine Frau manipulativ in den Tod gedrängt hatte, bei zwei weiteren hatte er es versucht. Sie alle befanden sich in Lebenskrisen, waren psychisch krank und labil. Der Tatort: Online-Selbsthilfeforen.