"Stars in der Tierqual-Manege": Immer wieder protestiert die Tierschutzorganisation Peta gegen Tiernummern im Zirkus. Auch 2024 kommt "Stars in der Manege" nicht ohne wenigstens einen vierbeinigen Star aus. Doch selbst der kann nicht verhindern, dass das Format zum Ärgernis wird.
Denn Zirkus ist Hochleistung, egal ob mit oder ohne Tier. Nur weil Profis dort – oft unter prekären Arbeitsbedingungen – Dinge vollbringen, die jenseits der Vorstellungskraft eines Durchschnittsbürgers liege, hat sich das Prinzip Zirkus bis heute gehalten. "Stars in der Manege" ersetzt nicht nur Profis durch Promis, sondern inzwischen auch die Stars durch Sternchen. Und das Staunen mit offenem Mund durch gähnende Langeweile.
"Rote Rosen"-Star Hardy Krüger jr. präsentiert "Ballett fürs Pferd"
"Stars in der Manege 2024" ist ein Abend der ganz kleinen Nummern. Ex-Bachelor Paul Janke beispielsweise fungiert als Praktikant innerhalb einer wirklich grandiosen Handvoltige-Truppe. Sein größtes Kunststück: Salto rückwärts auf die Weichbodenmatte inklusive Stütze bei der Landung. "Total integriert" nennt Moderator Jörg Pilawa das; "Inklusion am Arbeitsplatz" nennen das vermutlich die Artisten selbst.
Jeannine Michaelsen versucht sich als eine Art Akrobatik-Clown auf dem Trampolin, doch weder von Akrobatik noch von Clownerie ist viel zu sehen. Wenn Tänzerin Fernanda Brandaos über das Hochseil geht, wirkt kein Schritt mühelos. "Es sieht nicht so schwer aus, wie es ist", betont sie trotzdem sicherheitshalber. Schauspieler Hardy Krüger jr. wagt sich auf das hohe Ross, doch der Verdacht bleibt, dass das Zirkuspferd seine Kür eher trotz als wegen Krüger vorführt. Applaus für den Schimmel!
Stars in der Manege: Sarah Harrison schwebt souverän in der Luft
Ein Lichtblick im trüben Allerlei immerhin ist Sarah Harrison: Als Influencerin mit viel heißer Luft beschäftigt, schwebt sie durchaus souverän mit einer Luftakrobatik an langen Bändern über den Zirkusrängen. Mit Michael Mittermeier hat Sat.1 zumindest einen Bühnenprofi zum Zauberer gemacht, wobei auch er einen Umzug nach Las Vegas nicht in Betracht ziehen sollte: Comedian, bleib bei deinen Scherzen.
Der isländische Kicker Rúrik Gíslason zahlt für seinen Ausflug in die Zirkuswelt bereits Tribut: Bei den Proben für seinen Auftritt als Teil einer Hand-in-Hand-Akrobatik brach seine rechte Hand. Anstatt sich auswechseln zu lassen, wurde Gíslasons Part lediglich abgeändert: weniger rechte Hand, mehr Unterarm. Dass sich die Profi-Akrobaten einem Mann mit nur eineinhalb funktionierenden Händen anvertrauen, ist die wahre Leistung dieser Nummer.
Am Ende wird – schließlich müssen die zahllosen Werbepausen mit möglichst billigem Content aufgefüllt werden – auch noch die beste Nummer des Abends gekürt, die sich mit Gewinner Rúrik Gíslason als eine Mitleidsnummer entpuppt. Aber das passt zu einer Sendung, in der es vorrangig um das Tieferlegen von Höchstleistung geht. Schade eigentlich, dass dagegen so gar keine Organisation protestiert.