Zum elften Mal steppte bei der "Starnacht aus der Wachau" (SWR, MDR, ORF2) der Schlager-Pop-Bär. Wenn die Gute-Laune-Schunkel-Show (seit 2012) einmal im Jahr am Donaustrand in Rossatzbach Station macht, steigt die Einwohnerzahl des Ortsteils der Marktgemeinde Rossatz-Arnsdorf um rund 4.600 Prozent – nämlich von 84 permanenten Einwohnern auf 4.000 Fans, die sich und die Stars auf der Bühne feuern.
Diesmal wurde ein internationales Top-Programm aufgefahren. Die Prinzen, Sasha, Matthias-Reim-Gattin Christin Stark, Marina Marx kamen aus Deutschland, Andreas Gabalier, Josh., Chris Steger, Dominik Gassner aus Österreich. Natalie Holzner und Norman Langen bilden ein Österreich-deutsches Duo. Thorsteinn Einarsson stammt aus Island, Semino Rossi aus Argentinien, Francine Jordi aus der Schweiz.
Am weitesten von daheim entfernt war Anastacia, die kam in Chicago, USA, zur Welt. Moderiert wurde das Programm. "Bunt wie das Herbstlaub", von Barbara Schöneberger und Hans "Bergdoktor" Sigl. Schöneberger machte gleich klar, dass in der Wachau nicht nur die Musik klasse ist. Hier gebe es auch guten Wein und tolle Marillenknödel. Und Marillenlikör.
Hans Sigl erlaubt sich einen Fauxpas
Vielleicht hatten den auch die Moderatoren gezwitschert. Gleich zum Auftakt gab es einen Fauxpas von Sigl. Schöneberger ("So ein schöner Altweibersommer") freute sich übers Wetter, war dann aber unsicher: Dürfe man das Wort überhaupt noch sagen? Sigl zeigte sich recht un-woke: "Du darfst das noch sagen." Das wirkte dann doch wie eine tapsige Verbalschusseligkeit und Anspielung auf Schönebergers Alter. Das übrigens um fünf Jahre niedriger ist als das des Österreichers.
Es blieb nicht der einzig schräge Gag. Da war ein recht sinnfreier Beitrag über den "Huchen-Beppi", und dann dieser seltsam feuchte Traum, den Schöneberger von Sigl hatte. Der erschien ihr des nachts "auf weißem Pferd und mit aufgeknöpfter Bluse". Der Witz wurde dann für alle auf den Video-Walls gephotoshopte "Realität" – Sigl auf einem Einhorn in tuffig-plüschiger, rosafarbener Trikotage, Schöneberger folgte als sich am Strand räkelnder Meerjungfrauen-Fake. Aber es wurde noch skurriler.
Barbara Schöneberger gesteht Semino Rossi ihre Liebe
Apropos räkeln: Das tat Schöneberger dann für Andreas Gabalier. Für den Ösi-Überstar legte sich "La Barbara" darnieder auf den Stutzflügel und ließ sich auf diesem zur Bühnenmitte schieben. Aber der "Hulapalu"-Sänger waren offenbar wenig angetan, warb lieber (zweimal!) für seine laufende Tour. Gabalier hat schon ein großes Ego. Aber sein Song "Superstar" war dennoch keine Klang gewordene Autobiografie, sondern nur ein Liederl über das Sternbild Pegasus. Dafür aber war die Hommage an der unvergessenen Peter Alexander wunderschön. "Zuschaun kann i net" hatte Alexander 1960 in "Im weißen Rößl" gesungen, jetzt tat es Gabalier als Verbeugung vor "Alexander, dem Großen".
Barbara Schöneberger mag zwar vom Hansi schräg träumen und sich für den Anderl aufs Klavier legen – aber wirklich lieben tut sie einen anderen. "Der könnte bei mir im Podcast auch nur das Telefonbuch vorlesen. Hauptsache, ich höre seine Stimme", seufzte die Moderatorin und gestand Semino Rossi, dem sanftmütigen Italo-Argentinier mit Wohnsitz in Österreich, vor 4.000 Fans ihre Liebe: "Mein Herz schlägt nur für dich." Da wurde der Herr Rosi ganz schweigsam und noch zurückhaltender.
Technische Schwächen lassen das Publikum kalt
Das Staraufgebot war toll, die Technik konnte nicht mithalten. Das Playback war entweder wesentlich leiser als die reale Stimme etlicher Sänger. Austro-Isländer Thorsteinn Einarsson war das aber schnurz. Er feuerte das Publikum an, während er zeitgleich per Playback weitersang – geniale Leistung. Bei Sasha war's anders. Der klang vocal so wacklig, dass sich der Eindruck einschlich, dass er wirklich live sang.
Live oder Playback? Dem Publikum war's egal. Die Leuchtstäbe wurden gewedelt, Jung und Alt hüpften und schunkelten, sangen vor allem bei den Medleys (Francine Jordi, Einarsson, Die Prinzen, Anastacia) mit. Beim Rhythmus mussten auch die Besatzungen auf den fünf Motorbooten draußen auf der Donau mit, die bedenklich ins Schwanken gerieten – also Besatzungen UND Boote.
Barbara Schöneberger musste nachjustieren
Was nicht schwankte und wankte: die Oberweite von Natalie Holzner. Was Schöneberger perplex zur Kenntnis nahm. "Jetzt hat die da oben nur nen Schal um und kann sogar noch die Arme heben." – "Alles festgeklebt", erklärte Holzner das knappe aber stramm sitzende Oberteil. Schöneberger selbstironisch: "Das Klebeband für mich muss noch erfunden werden." Stimmt, sie musste mehrfach am Oberteil ihres Kleides "nachjustieren". Nur eine war ähnlich am "Nachbessern": Superstar Anastacia zuppelte dauernd an ihrer Lederjacke.
Anastacia war 2017 schon mal zu Gast in der Wachau. Vielleicht kommt sie gleich nächstes Jahr wieder. Die Tickets gibt's für 79 Euro schon im Internet. Schöneberger und Sigl werden auch da sein. "Die sanfte Marille" auch.
Das Original zu diesem Beitrag "Starnacht aus der Wachau: Spruch von "Bergdoktor" Hans Sigl geht nach hinten los" stammt von "Teleschau".