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Sophia Thiel in "37°" über ihre Essstörung: "Ich habe daraus gelernt"

Sophia Thiel
Tristar Media/Getty Images

Anfang 2019 zog sich Sophia Thiel von heute auf morgen aus den sozialen Medien zurück. In einer neuen "37°"-Reportage sprach die 27-Jährige nun bemerkenswert offen über ihre Essstörung, fatalen Perfektionismus und ihren Weg aus der Krise.

Sophia Thiel: "Ich dachte, mein Körper ist ein Arschloch

Sophia Thiel gehörte jahrelang zu den Promis unter den deutschen Influencern. Ihre Fitnessvideos erreichten via Instagram und YouTube Millionen Fans - und doch zog sich die Münchnerin Anfang 2019 radikal aus den sozialen Medien zurück. "Ich habe in mein Fitnesstraining alle nachhaltigen Tipps hineingepackt. Aber der Umgang mit mir selbst war immer sehr schwer", räumte Thiel nun in der "37°"-Reportage "Die Ich-Vermesser: Selbstoptimierung um jeden Preis?" ein.

"Ich dachte, mein Körper ist ein Arschloch, den muss ich prügeln, den muss ich quasi zum Erfolg zwingen", beschrieb die 27-Jährige im Film von Uta Meyer-Boblan und Heike Dickebohm. "Ich habe mir selbst viel Gewalt angetan, dafür musste ich die Rechnung zahlen." War Sport und Bodybuilding einst ihr Hobby gewesen, wandelte es sich zum Fulltime-Job mit Millionen Abonnenten und Präsenz in den Medien. "Ich bin sehr früh in Schwarz-Weiß-Denken reingerutscht, entweder alles oder nichts. Dieser Perfektionismus hat mich in diese extreme Kontrolle reinrutschen lassen", erinnerte sich Sophia Thiel in dem ZDF-Beitrag.

Der Druck auf sie sei immer größer geworden, gab die leidenschaftliche Sportlerin in der halbstündigen Doku Einblicke in ihre Seelenleben. Weil sie zu nichts habe nein sagen können, seien die Termine immer mehr geworden. "Ich habe auf viele Dinge leider verzichtet. Ich dachte, das ist der Preis des Erfolges", so Thiel. Doch Anfang 2019 wurde alles zu viel: Erst schlugen Diäten nicht an, dann sprangen Kooperationspartner ab. "Das war natürlich ein richtiger Schlag ins Gesicht. Ich war ultra-beschämt", beschrieb Thiel die Abwärtsspirale.

Um sich selbst einen Weg aus der Krise zu bahnen, griff die heute 27-Jährige Anfang 2019 zu einem radikalen Mittel: Sie zog sich aus den sozialen Medien zurück - auch, um ihre Essstörung zu bekämpfen, die sie erst zwei Jahre später öffentlich machte. Durch den Druck habe sie an unkontrollierbaren Essanfällen gelitten: "Ich bin wirklich manisch, den ganzen Tag manchmal, rumgefahren zu Supermärkten und habe mich noch im Auto oder zu Hause kaputt gemacht."

Vor ihrem Freund Raphael habe sie ihr gesundheitliches Problem zunächst versteckt und es erst Stück für Stück gebeichtet. "Ich musste verstehen, ob Sophia mich absichtlich angelogen hat oder ob das ein Teil von ihr ist, womit sie zu kämpfen hat", erklärte Thiels Partner in dem "37°"-Film.

Erst eine Therapie verhalf Sophia Thiel nach eigener Aussage zu einem gesünderen Verhältnis zu ihrem eigenen Körper. Außerdem konnte sie sich stets auf die Unterstützung von Schwester Isabella verlassen. Ihr neues Bewusstsein für ihre körperliche und mentale Gesundheit verdeutlicht sich auch in neuen Methoden des Stressausgleichs: Thiel schwört unter anderem auf Eisbaden. "Da werde ich eins mit der Natur", erläuterte sie in dem Film der Autorinnen Uta Meyer-Boblan und Heike Dickebohm. "Mir fällt es sehr schwer, mich an einen ruhigen Ort zu setzen und einfach meinen Kopf freizumachen. Ich brauche sehr starke körperliche Reize."

Diese körperlichen Reize hat Thiel schon während ihrer Jugend gesetzt. In der Schule sei sie gemobbt worden, von Jungs habe sie sich nicht gesehen gefühlt, erinnerte Thiel sich zurück. Um dem entgegenzuwirken, habe sie mit Kraftsport angefangen und so einen "Schutzpanzer vor Kommentaren und Beleidigungen" aufgebaut. Schon damals sei ihr Verhältnis zu Essen schwierig gewesen. Thiel habe aus Emotionen gegessen oder Chipstüten heimlich unter dem Sofa versteckt.

Mittlerweile pflegt die 27-Jährige aber dank Therapie und Unterstützung aus ihrem Umfeld ein deutlich gesünderes Verhältnis zu ihrem eigenen Körper. "Ich habe daraus gelernt, dass ich meine eigenen Grenzen kennen muss", betont Sophia Thiel, die durch ständiges Hinterfragen immer wieder abgleicht, was ihr wirklich guttut.