"1:0 für Sie" mit Moderatoren-Ikone Peter Frankenfeld (1913-1979) gilt als die erste Spielshow im deutschen Fernsehen. In der Show, die 1954 erstmals über die (schwarz-weißen) Bildschirme flimmerte, war bereits ein "20-Fragen-Quiz" fester Bestandteil. Seither ist das Raten, Quizzen, Grübeln und Staunen aus dem deutschen Fernsehen nicht mehr wegzudenken.
Wirklich neu kann das Rad also nicht mehr erfunden werden. Aber aufgehübscht. Das versucht RTL mit "Wirklich wahr?!" und seiner Allzweckwaffe, Moderator Daniel Hartwich (45). Und mit Geschichten, die unglaublich unglaublich klingen - oder doch (zur Hälfte) wahr sind.
Die Aufgabe, herauszufinden, ob in England wegen eines sich selbst befriedigenden Walrosses mal ein Silvesterfeuerwerk abgesagt wurde oder ob es nahe dem Städtchen Dildo vor Neufundland einen Eisberg in Penis-Form gab, hatten Moderatorin Ruth Moschner und "Hundeflüsterer" Martin Rütter. Sie duellierten sich mit dem Comedian-Duo Bastian Bielendorfer und Guido Cantz. Letzterer war kürzlich auch bei einem anderen Quizshow-Pilotprojekt der RTL-Familie dabei und zockte sich bei "Dinge gibt's" mit Sonya Kraus bei RTLZWEI zum Sieg. Und diesmal?
Es gab einen phallusförmigen Eisberg vor Dildo
Anderthalb Stunden dauerte der Spaß um insgesamt zwölf Entweder-oder-Fragen und einer viel schnelleren Finalrunde (mit letztlich acht Fragen) zu den "kuriosesten und spannendsten Geschichten aus der ganzen Welt", wie Hartwich einleitete. Sein Versprechen ("Das wird ein lustiger Abend") konnte er halten, was vor allem an den munteren Promis lag. Natürlich würde so etwas auch schneller gehen und in Gruppen - das ging es damals schon, als man daheim mit der ganzen Familie oder der Clique spielte. Gemeinsam beim Familien-Event bei "Trivial Pursuit" (seit 1981) oder einfach bei "Stadt, Land, Fluss" mit Zettel und Stift.
Moschner und Rütter legten vor - und lagen gleich mal falsch. Denn es trieb tatsächlich ein phallusförmiger Eisberg vor Dildo (Cantz: "Das ist der Hammer!"). Dagegen gibt es nahe dem westfranzösischen Dörfchen Condom Rocher keine Felsformationen, die bei starkem Wind wollüstiges Stöhnen erzeugen. Das war frei erfunden. Wenngleich es in Frankreich einen Ort namens Condom gibt, allerdings nicht in der Nähe der Atlantikküste, sondern in Okzitanien.
Mit dieser Region bekamen sie es allerdings zwei Fragen später zu tun. Denn da (in Bruniquel) reinigten eifrige Pfadfinder eine berühmte Höhle von Graffiti - und verwischten dabei leider auch 15.000 Jahre alte Höhlenmalereien. Das rieten Moschner und Rütter richtig.
"Niemand will mich stechen!"
Falsch lagen sie auch, als es um Bettwanzen ging. Mit den zuletzt schlagzeilenträchtig "populär" gewordenen Biestern verdient die Engländerin Jozz Little tatsächlich ihren Lebensunterhalt - indem sie sich in Hotelzimmern auf die Lauer legt. Das konnte Moschner nicht glauben. Sie hat's nicht so mit piksenden Plagegeistern. "Stechmücken diskriminieren mich. Die landen auf mir, würgen kurz und fliegen wieder ab", erklärte sie und meinte: "Niemand will mich stechen!" Da schmunzelte das ganze Studio. Guido Cantz: "Ein sehr schöner Satz war das."
Trotz der verwirrenden Erläuterungen von Hartwich (Rütter: "Der schaut wie ein Zwergpony, die Natter führt uns auf die falsche Fährte"), kamen Moschner und Rütter auf fünf Punkte. Der schönste: In England brachte eine besorgte Bürgerin einen halbtoten Igel zum Tierarzt - der sich als Mützen-Bommel erwies. Das ist wahr, der Name der Tierärztin auch, dabei klingt der (Janet Kotze) auch ziemlich unglaublich.
Silvesterparty wegen eines onanierenden Walrosses abgesagt
Auch Cantz und Bielendorfer hatten Anlaufschwierigkeiten. Sie glaubten die Mär, dass sich zwei eineiige Zwillingsschwestern monatelang einen Ehemann "teilten", ohne dass er es bemerkte. Wahr war indes, dass ein Vater seine neugeborene Tochter Lanesra taufen ließ - mit Einverständnis der Mutter, die den Namen "anders und romantisch" empfand. Anders stimmt: Es ist die rückwärts geschriebene Version von Arsenal - dem Lieblingsfußballverein des stolzen Vaters ...
Auch Cantz/Bielendorfer bekamen ihre frivole Frage. Wurde ein Silvesterfeuerwerk wegen eines onanierenden Walrosses abgesagt? Ja. Das Tier legte sich am 31. Dezember 2023 auf die Hafenmole von Scarborough und amüsierte sich selbstverliebt. "Wie geht das", fragte Bielendörfer, "die haben doch keine Hände?" Cantz hatte Fantasie: "Aber Flossen, groooooße Flossen." Und damit geschah's auch. Der Clip wurde unter dem Hashtag "Wanking walrus" verewigt - und die Party abgesagt, damit das beschäftigte Tier nicht erschreckt wurde.
Darum ging's in der Finalrunde
Achtung, wow, Neuerung! Mit Eric Siemes trat ein echter Wissenschaftler auf und führte zwei Experimente durch, die zwei der Storys belegten. Siemes war mit seiner Experiment-Show schon mehrfach im Fernsehen. Er zeigte, dass es beim Ausblasen von Geburtstagskerzen tatsächlich zur Stichflamme kommen kann - wenn zu viel Puderzucker auf der Torte ist.
Zudem bewies er, dass einem beim Aufeinandertreffen von warmen und kalten Luftmassenschichten tatsächlich die Haare zu Berge stehen können. Im Studio harmlos, in der Natur (am Glen Canyon in Utah, USA) höchst gefährlich, weil das Phänomen ein sicheres Indiz dafür ist, dass gleich ein Gewitter losbrechen kann.
Am Ende hatten Cantz/Bielendorfer sechs Punkte. In der Finalrunde ging es darum, parallel Fragen zu beantworten. Wer falsch lag, verlor einen Punkt. Heißt Jörg Pilawa eigentlich richtig Jürgen Pawali (Nein!), musste Tom Cruise als Kind 15-mal die Schule wechseln (Ja!), verzehren die Franzosen pro Kopf mehr Kartoffeln als die Deutschen (Nein!). So ging's dahin.
Cantz und Bielendorfer gewinnen 20.000 Euro
Die Entscheidung brachte Elton John. Hat der bei der Hochzeit von Michael Ballack die deutsche Nationalhymne auf dem Klavier gespielt? Moschner und Rütter hielten es für unmöglich. Cantz wusste immerhin, dass der britische Superstar Gast der Party war.
Und tatsächlich: Er klimperte auch die Hymne. Damit sicherten sich Cantz und Bielendorfer den Sieg und 20.000 Euro, die sie einem guten Zweck zukommen lassen dürfen. Die zwei Gäste, die im Publikum die meisten Fragen richtig beantwortet hatten, durften pro Ratenase 1.000 Euro mitnehmen. Dafür hat sich das lange Warten ja dann doch gelohnt.
Das Original zu diesem Beitrag "Ruth Moschner: Zweideutiges Geständnis sorgt für Schmunzeln" stammt von "Teleschau".