Als Regie-Großmeister Stanley Kubrick 1980 seinen neuen Film vorstellte, herrschte erst einmal kollektive Enttäuschung. Wir erinnern uns: Nach einem Roman von Stephen King erzählt "The Shining" die Geschichte des Möchtegern-schriftstellers Jack Torrence (Jack Nicholson) der über den Winter als Hausmeister in einem Spukhotel anheuert, bald irre wird und auf seine Familie losgeht.
Auf Meisterwerke wie "2001 - Odyssee im Weltraum" und "Uhrwerk Orange" folgte also ein simpler Horrorfilm. Das wollten viele Fans nicht wahrhaben und schauten genauer hin - so genau, bis sie unterschwellige Botschaften und historische Anspielungen erkannt haben wollten, die Kubrick in den Film geschmuggelt hat. Kein Wunder, das ausgerechnet Kubrick solche Interpretationen anzieht: Der Regisseur (gest. 1999) gilt als Superhirn, das nichts dem Zufall überließ, als manischer Perfektionist, der Aufnahmen über hundert mal wiederholte. So ein Genie macht einfach keine Fehler, deshalb deuteten die Hardcore-Fans selbst offensichtliche Anschlussfehler als Absicht.
Die Doku "Room 237"zeigt ein paar dieser Kubrick-Exegeten die sich im Labyrinth des Filmes verfangen wie Jack Nicholson im Labyrinth des Hotels. Wir stellen die drei interessantesten vor und versuchen, den Faden zu entwirren.
Auf Meisterwerke wie "2001 - Odyssee im Weltraum" und "Uhrwerk Orange" folgte also ein simpler Horrorfilm. Das wollten viele Fans nicht wahrhaben und schauten genauer hin - so genau, bis sie unterschwellige Botschaften und historische Anspielungen erkannt haben wollten, die Kubrick in den Film geschmuggelt hat. Kein Wunder, das ausgerechnet Kubrick solche Interpretationen anzieht: Der Regisseur (gest. 1999) gilt als Superhirn, das nichts dem Zufall überließ, als manischer Perfektionist, der Aufnahmen über hundert mal wiederholte. So ein Genie macht einfach keine Fehler, deshalb deuteten die Hardcore-Fans selbst offensichtliche Anschlussfehler als Absicht.
Die Doku "Room 237"zeigt ein paar dieser Kubrick-Exegeten die sich im Labyrinth des Filmes verfangen wie Jack Nicholson im Labyrinth des Hotels. Wir stellen die drei interessantesten vor und versuchen, den Faden zu entwirren.
Es geht um Indianer (Bill Blakemore, Journalist und Autor)
Beleg: Eine auffällig platzierte Konservendose mit dem Konterfei eines Häuptlings ließ Blakemore aufmerken. Moment mal, dachte er sich, Indianer-Symbolik zieht sich durch den ganzen Film! Seine Schlussfolgerung: Im Film geht es nicht nur um die Mordgelüste eines Vaters an seiner Familie, sondern auch um die Ausrottung der Indianer. Jack zitiert schließlich an einer Stelle die berühmte "Bürde des weißen Mannes", ein Begriff mit dem oft die Herrschaft der weißen Kolonialherren über den Rest der Welt gerechtfertigt wurde.
Plausibilität: Der Aufhänger mit der Dose ist etwas dünn, aber an der Indianer-Thematik ist was dran. Das Hotel ist, anders als im Roman, auf einer indianischen Grabstätte erbaut, also wie die ganze USA auf den Leichen der Ureinwohner. Das Hotel und seine Geister, allesamt weiße Männer, lässt sich interpretieren als Metapher für die von Gewalt geprägte Geschichte des USA und des Westens.
Plausibilität: Der Aufhänger mit der Dose ist etwas dünn, aber an der Indianer-Thematik ist was dran. Das Hotel ist, anders als im Roman, auf einer indianischen Grabstätte erbaut, also wie die ganze USA auf den Leichen der Ureinwohner. Das Hotel und seine Geister, allesamt weiße Männer, lässt sich interpretieren als Metapher für die von Gewalt geprägte Geschichte des USA und des Westens.
Es geht um den Holocaust (Geoffrey Cocks, Historiker)
Beleg: Cocks, Autor eines Buches Kubrick und den Holocaust, nimmt vor allem Jacks deutsche Schreibmaschine als Beleg, außerdem tauche ständig die Zahl 42 auf, Anspielung auf die sogenannten Endlösung der Judenfrage 1942. Kubrick wollte immer einen Film über den Holocaust drehen, kapitulierte aber vor dem Stoff und behandle ihn nun lieber verklausuliert in "Shining".
Plausibilität: Als Spezialist für den Nationalsozialismus ist Cocks natürlich betriebsblind und sieht überall Gespenster. Es geht in Shining wohl nicht um ein konkretes historisches Ereignis sondern eher um die ewige Wiederkehr des Bösen.
Plausibilität: Als Spezialist für den Nationalsozialismus ist Cocks natürlich betriebsblind und sieht überall Gespenster. Es geht in Shining wohl nicht um ein konkretes historisches Ereignis sondern eher um die ewige Wiederkehr des Bösen.
Es geht um die Mondverschwörung (Jay Weidner, Esoterikautor)
Beleg: Verschwörungstheorien, die Mondlandung 1969 habe niemals stattgefunden, sondern sei in einem Filmstudio inszeniert worden, kursieren schon länger genauso wie Gerüchte über Kubricks Beteiligung an der Konspiration. Weidner will jetzt in Shining Kubricks Geständnis entdeckt haben. In einer Schlüsselszene, in der Jacks Sohn Danny den verbotenen Room 237 betritt, trägt er einen Pullover, der die Mondrakete Apollo 11 zeigt. Und auch die Raumnummer, die Kubrick gegenüber der Romanvorlage von 217 in 237 änderte, spricht für Weidner für seine These, schließlich betrage die durchschnittliche Entfernung zwischen Erde und Mond circa 237 000 Meilen...
Plausibilität: Abgesehen davon, dass die angebliche Mondlandungsverschwörung mehrfach widerlegt wurde, steht auch Weidners Argumentation auf tönernen Füßen. Die Zimmernummer änderte Kubrick auf Wunsch des Hotels in dem er drehte. Die Manager fürchteten, das nach dem Film kein Gast mehr im Horrorzimmer 217 übernachten will. Kubrick wechselte zur fiktiven Nummer 237.
Autor: Sebastian Milpetz
Plausibilität: Abgesehen davon, dass die angebliche Mondlandungsverschwörung mehrfach widerlegt wurde, steht auch Weidners Argumentation auf tönernen Füßen. Die Zimmernummer änderte Kubrick auf Wunsch des Hotels in dem er drehte. Die Manager fürchteten, das nach dem Film kein Gast mehr im Horrorzimmer 217 übernachten will. Kubrick wechselte zur fiktiven Nummer 237.
Autor: Sebastian Milpetz