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"Quarks"-Moderatorin nahm an antisemitischer Demo teil: Jetzt reagiert der WDR

NemiEl-Hassan
Moderatorin Nemi El-Hassan IMAGO / Jens Jeske

Nemi El-Hassan sollte neue Moderatorin der WDR-Wissenschaftssendung "Quarks" werden. Dann aber wurde ihre Teilnahme an der antisemitischen "Al-Kuds"-Demo vor sieben Jahren publik. Nun schiebt der WDR den Arbeitsbeginn der Moderatorin vorerst auf.

"Der WDR wird den geplanten Start der Moderation von Nemi El-Hassan bei Quarks vorerst aussetzen", hieß es in einer Mitteilung des Senders vom späten Dienstagnachmittag. "Die Vorwürfe gegen sie wiegen schwer. Es wiegt aber auch schwer, einer jungen Journalistin eine berufliche Entwicklung zu verwehren. Deshalb ist eine sorgfältige Prüfung geboten."

Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung berichtet, dass El-Hassan im Jahr 2014 an der Al-Kuds-Demo in Berlin teilgenommen hatte. Mittlerweile hat sich die Moderatorin von der Teilnahme nachträglich distanziert. Ihre Management-Agentur teilte am Montag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur ein Statement El-Hassans mit: "An den Al-Kuds-Demos vor sieben Jahren in Berlin teilzunehmen, war ein Fehler."

Bei den alljährlichen Al-Kuds-Demonstrationen in Berlin waren in der Vergangenheit immer wieder antisemitische Parolen gerufen und Symbole der pro-iranischen libanesischen Hisbollah-Bewegung gezeigt worden. Gegen die Hisbollah hat Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) ein Betätigungsverbot erlassen. Am Al-Kuds-Tag, der am Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan liegt, ruft der Iran jedes Jahr zur Eroberung Jerusalems auf. Hintergrund ist die Besetzung Ost-Jerusalems durch Israel während des Sechstagekrieges 1967. Al-Kuds ist der arabische Name für Jerusalem.

"Keinesfalls Menschen jüdischen Glaubens angegriffen"

In dem Statement der 28-Jährigen hieß es weiter zu ihrer damaligen Teilnahme: "Keinesfalls habe ich während der Demo antisemitische Parolen von mir gegeben, noch Menschen jüdischen Glaubens körperlich angegriffen." Während Ausschreitungen sei sie nicht zugegen gewesen. Ihr sei es wichtig, sich gegen Hass und Gewalt zu positionieren. Ihr Anliegen sei gewesen, Solidarität mit Palästinenserinnen und Palästinensern auszudrücken.

"Die Mittel waren die falschen, das sage ich heute mit Nachdruck. Ich distanziere mich daher klar und ausdrücklich von den Al-Quds-Demos, sowie weiteren Demonstrationen in einem ähnlichen Kontext. Ich verurteile jegliche antisemitischen Äußerungen und Aktionen, sämtliche Arten von Gewalt und insbesondere die Gewalt, die auf diesen Demos stattgefunden hat", hieß es weiter in dem Statement.

Vor mehreren Tagen hatte der Westdeutsche Rundfunk (WDR) El-Hassan als neue Moderatorin für die Wissenschaftssendung "Quarks" angekündigt. Ihre erste Sendung war für November geplant. El-Hassan ist Journalistin, Medienmacherin und Ärztin. Ihr Medizinstudium absolvierte sie an der Berliner Charité. Sie gehört auch zum Gründungsteam des Youtube-Kanals "Datteltäter", der sich zur Aufgabe gemacht habe, in satirischen Videos mit Vorurteilen gegenüber Musliminnen und Muslimen aufzuräumen. Die Clips sind Teil des Angebotes Funk von ARD und ZDF für jüngere Leute.