Bescheidenheit ist eine Zier, manchmal aber auch fehl am Platz. Als sie das "Perfekte Dinner"-Kamerateam durch ihre hellen, freundlichen, für eine Familienresiden zu unrealistisch aufgeräumten Zimmer führt, sagt Jusytna (45) fast entschuldigend: "Halt typisch Doppelhaushälfte." Den Garten will sie erst gar nicht zeigen, und in der Küche droht gleich alles mögliche schief zu gehen.
Da wird die Schokolade für das Dessert zu schnell fest ("Ok, dann waren die Stückchen halt geplant"), die Soße zu dünn ("Ist jetzt so"), das Fruchtfleisch der Mango für die Vorspeise überraschend orange ("Damit hab ich nicht gerechnet") und das Werkzeug für die Kartoffelstäbchen weg ("Hab ich verloren"). Jusytnas Stresspegel steigt kontinuierlich. Womöglich bereut sie sogar, sich auf die Grundidee der Sendung eingelassen zu haben: "Ich mag es eigentlich nicht, beim Kochen beobachtet zu werden."
Das Perfekte Dinner: "Ich koche einfach, was mir schmeckt"
Ob dieses Menü die Ansprüche Wunsch ihrer Gäste erfüllen wird? Da die (angebliche) Industriekauffrau aus Rösrath bis zum Abitur in Polen aufgewachsen ist, freut sich Mercedes (38) schon jetzt auf deftige Nationalgerichte: "Das würde ich so abfeiern." Leicht trotzig hält Justyna dagegen: "Ich koche einfach, was mir schmeckt. Das alles würde es auch bei uns zu Hause geben."
Neben Thunfisch im Sesammantel, Avocado-Mango-Tatar in Gurkenstreifen, Weinschaumsoße und neuseeländischem Lamm gibt es jedoch ein Zugeständnis an die polnische Küche. Das Rote Bete-Gemüse ist allerdings das einzige Lebensmittel, das Koch-Perfektionist Matthias ("An meine Maßstäbe muss man erst mal rankommen") kulinarische Albträume verursacht: "Schmeckt viel zu erdig."
"Bitte etwas Salz, ich bin Ungarin"
Tapfer probiert der 61-Jährige Vielleicht-IT-Fachmann jedoch das farbintensive Gemüse. Und siehe da: "Das ist die beste Rote Bete, die ich in meinem Leben gegessen habe." Darauf folgt der einzige Moment des Abends, an dem Justyna fröhlich loslässt: "Danke, das ist schön." Ansonsten bemerkt die ohnehin etwas steife Runde ("Und was ist dein Lieblingsgemüse, Alexandra?") neben Justynas Anspannung auch mangelnde Würzung ("Bitte etwas Salz, ich bin Ungarin") und leichten Hunger - die Vorspeise kommt erst kurz vor 21 Uhr.
Das ergibt insgesamt 28 Punkte für die am Schluss sehr erleichterte Gastgeberin - die als verkappter Profi durchaus überraschen würde und sicher froh ist, künftig wieder eher im familiären Kreis zu kochen.
Das Original zu diesem Beitrag ""Das perfekte Dinner": Stresspegel der Gastgeberin steigt - Die Kameras sind ihr unangenehm" stammt von "Teleschau".