Geschwister gemeinsam auf Mördersuche - das ist im deutschen Fernsehen eine Seltenheit. Mancher kann sich vielleicht noch dunkel an "Zwei Brüder" mit Fritz und Elmar Wepper erinnern, die auch im echten Leben Brüder sind. Von 1994 bis 2001 spielten die zwei in der Serie die Geschwister Christoph und Peter Thaler, Staatsanwalt und Kripo-Beamter. Seit 2018 ermitteln Devid Striesow und Golo Euler in "Schwartz & Schwartz" als Brüderpaar Mads und Andi, ein Detektiv und ein Kriminalist. Nun gehen zwei Frauen zur besten Sendezeit an den Start: Die ZDF-Reihe "Mordsschwestern" mit Caroline Hanke und Lena Dörrie läuft ab Freitag (2.9., 20.15 Uhr).
Überkorrekt und chaotisch – gegensätzliche "Mordschwestern"
Die beiden TV-Schwestern könnten nicht verschiedener sein. Die Flensburger Kriminalhauptkommissarin Viktoria Lorentzen (Lena Dörrie) ist immer nahe dem Elternhaus geblieben, eine überkorrekte Frau mit Bodenhaftung. Ihre Schwester Feli hingegen ist ein Wirbelwind mit viel Talent in der Forensik, hält sich aber kaum an Regeln und sucht das Risiko. "Empathie ist nicht so ihres", beschreibt Hanke ihre Rolle. Die alleinerziehende Feli kehrt mit ihrem kleinen Sohn zurück aus Berlin an die Waterkant, in das Haus ihrer Tante. Viktoria ist empört. Sie kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, mit ihrer Schwester zusammenzuarbeiten. Doch sie wird ihre Meinung noch ändern.
Die Hassliebe zwischen Geschwistern ist das große Thema dieser Serie. "Wir haben uns auch mit dem ganzen Filmteam darüber unterhalten: ,Wie ist es mit Euren Geschwistern?'", erinnert sich Dörrie (40). "Das ist zwar alles sehr unterschiedlich, doch es gibt viele Schnittmengen, die einfach für alle Geschwister gültig sind." Hanke (42) bringt es auf den Punkt: "Es ist natürlich so, dass Geschwister - ob sie sich nun besonders nahestehen oder nicht - genetisch die größtmögliche Verwandtschaft haben, wie man sagt. Das kannst Du nicht retuschieren." Beide haben Geschwister, bei beiden sind diese älter.
Was die zwei auch verbindet: Sie stammen nicht aus dem Norden. Lena Dörrie ist in Nürnberg geboren, Caroline Hanke in Dortmund. "Generell haben wir uns entschieden: Bevor wir versuchen, besonders norddeutsch zu reden, bleiben wir doch vielleicht eher im Hochdeutschen", so Dörrie. "Familien haben ja oft auch irgendeine Migrationsgeschichte innerhalb Deutschlands hinter sich." Hier und da gebe es ein Lokalkolorit. "Owe, unser Polizeichef, ist der, der auch mal etwas Dänisch und Norddeutsches reinbringt", sagt die Schauspielerin.
Dritte Krimireihe aus Flensburg
"Mordsschwestern" ist nach "Unter anderen Umständen" im ZDF und dem "Flensburg-Krimi" im Ersten der dritte Krimi ganz oben im Norden. Dass er nach der ARD-Konkurrenz anläuft, sei "eine knappe Nummer" gewesen, so Dörrie. "Unser Projekt ist ja auch schon lange in der Planung gewesen. Mehrere Leute haben anscheinend entdeckt, dass Flensburg ein attraktives Pflaster zum Drehen ist." Nicht nur als Kulisse: "Es hat als Hafenstadt eine relativ hohe Kriminalitätsrate. Es hat eine gute Größe - und es liegt im Grenzland."
Die Serie muss ohne eine spielfilmlange Pilotfolge auskommen. Doch die einstündige Auftakt-Folge "Schwarzer Fisch" um eine Leiche am Strand kommt schnell auf Touren und macht Lust auf mehr. Am Ausstrahlungstag von "Mordsschwestern" kann man schon die nächste Folge des sympathischen Regionalkrimis in der ZDF-Mediathek abrufen.