Sein Name ist Programm: Als Hamburger an der Algarve ist Kommissar Leander Lost (Jan Krauter) tatsächlich etwas verloren. Nicht nur als 'Alemao' stach er im Auftakt zu "Lost in Fuseta" unter den einheimischen Kollegen heraus, auch sein Verhalten sorgte für Verwunderung. Im Anzug bewegte er sich durch die Sommerhitze und verstand zwar keine Ironie, dafür aber jedes portugiesische Wort. Er ist Asperger-Autist – und damit eine Bereicherung für die Inspektoren Rosado (Eva Meckbach) und Esteves (Daniel Christensen), die bei der Aufklärung ihrer Kriminalfälle von seinem beeindruckenden Gedächtnis und seiner Analysefähigkeit profitieren.

2022 war der sommerliche Krimi ein überraschender Quotenhit. Der Zweiteiler wurde an einem Samstagabend in der ARD ausgestrahlt und zog über vier Millionen Zuschauer an. Grund für die ARD, die auf einer Romanreihe basierende Geschichte fortzusetzen: Die Dreharbeiten zu "Lost in Fuseta – Spur der Schatten" (ebenfalls als Zweiteiler produziert) sind in vollem Gange.

Wie in so manchen Krimis mit ungewöhnlichem Ermittler sind die Fälle hier teilweise zweitrangig. Spannender ist an vielen Stellen das Thema der Inklusion; oft durch lustige Komplikationen, die sich für einen Kommissar mit Asperger-Syndrom in fremden Gefilden auftun. Davon gibt es wohl auch im neuen Fall genug. Die Policia Judicária steht vor einer besonderen Herausforderung, denn Leander Lost und Co. müssen das Verschwinden einer Kollegin aufklären. Auf der Suche nach Teresa (Carlota Crespo) kommt ein Verdacht auf: Was hat der Besuch einer Journalistin und die Erpressung eines Verdächtigen mit dem Ganzen zu tun? Die Spur führt nach Angola, wo zwischen Korruption und Auftragsmord ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Lost in Fuseta: Babel in Portugal

Darsteller Daniel Christensen verriet in einem Interview zum ersten Film, wie verwirrend es bei einer mehrsprachigen europäischen Produktion zugehen kann. Ein Mix aus deutschen und portugiesischen Schauspielern, die ihre Texte auf englisch proben, dann aber jeweils auf deutsch und portugiesisch spielen, noch dazu ein polnisches Filmteam hinter der Kamera – das alles hätte regelrecht zu einem "babylonischen Sprachchaos" geführt. Die anspruchsvollen Dreharbeiten wurden durch die portugiesische Sonne aber wieder gut gemacht. Zu den Darstellern zählt übrigens auch Lúcia Moniz, die in "Tatsächlich... Liebe" das Hausmädchen spielte, in das sich Colin Firth unsterblich verliebte, und die 1996 als Sängerin für Portugal beim ESC antrat.

Mit "Spur der Schatten" wird der zweite Band der literarischen Vorlage verfilmt, von der bereits sechs Bände existieren. Stoff genug also für weitere filmische Fortsetzungen. Beim portugiesisch klingenden Autornamen Gil Ribeiro handelt es sich allerdings um ein Pseudonym: Dahinter steckt Holger Karsten Schmidt, der auch für die Drehbücher von "Lost in Fuseta" verantwortlich ist. Der Grimmepreisträger erschuf unter anderem den Stuttgarter "Tatort" und die Krimireihe "Nord bei Nordwest".