Wer an Actionthriller mit Starbesetzung denkt, hat automatisch pompöse Hollywood-Kracher vom Schlage eines "Bourne" oder "John Wick" vor Augen. Selbst die eigentlich ziemlich britischen Bond-Filme werden seit Jahren von der Traumfabrik miterschaffen. Doch auch Europa kann sich mittlerweile sehen lassen, wenn auf der Leinwand und auf dem Bildschirm gerast, geprügelt und um sich geschossen wird. So auch im ebenso handfesten wie konventionellen Actionthriller "SAS - Alarm im Eurotunnel" (2020), den das ZDF nun am späten Montagabend (22.04., 22:15 Uhr) zeigt. Die britisch-deutsche Koproduktion unter Regie von Magnus Martens erzählt von der Entführung eines Zuges mitten im Tunnel unter dem Ärmelkanal und wartet mit zahlreichen prominenten Schauspielern auf.

"Outlander"-Star Sam Heughan spielt den SAS-Agenten Tom Buckingham - einen Antiterrorspezialisten, der sich zufällig an Bord des Eurostream-Zuges befindet. Aus dem geplanten Liebestrip mit seiner Verlobten Sophie (Hannah John-Kamen) nach Paris wird naturgemäß erst mal nichts; schließlich gilt es, die Kidnapper-Gruppe "Black Swans" zu stoppen. Dahinter steht - überaus genregerecht - nicht weniger als eine weitreichende Verschwörung: Kurze Zeit zuvor hatte die paramilitärische Truppe unter Leitung von William Lewis (Tom Wilkinson) und dessen Tochter Grace (Ruby Rose) in Georgien unschuldige Dorfbewohner massakriert - und das auf Geheiß der Regierung.

Bestsellerroman "Red Notice" diente als Vorlage

Militärberater George Clements, gespielt von "Herr der Ringe"-Star Andy Serkis, hatte erst grünes Licht für das Massaker gegeben und sollte dann, als die Gräueltat öffentlich wurde, die Paramilitärs ausschalten. Bei der Operation, an der auch Hauptfigur Buckingham teilgenommen hatte, konnte Lewis getötet werden - nicht jedoch seine Tochter, die nun auf tödliche Rache sinnt. Und weil all das natürlich durch ein Video geleakt und in der Öffentlichkeit bekannt wurde, steht die britische Regierung nun unter Druck. Denn die Terroristen der "Black Swans" verlangen 500 Millionen Dollar Lösegeld (auch sie wollen schließlich in Hollywood-Währung bezahlt werden) und drohen andernfalls, den Zug samt Eurotunnel und Gaspipeline in die Luft zu jagen. Kann der Held die Katastrophe verhindern?

Die actionreiche und durchaus unterhaltsame Story basiert auf dem 2013er-Bestsellerroman "Red Notice" des Schriftstellers und Ex-Soldaten Andy McNab, der im wirklichen Leben selbst für den britischen Special Air Service (SAS) gearbeitet hat. Die fachliche Expertise kann derweil nicht verhindern, dass es dem Film an außergewöhnlichen Ideen eher mangelt. Die Actionszenen sind durchaus sehenswert, der Soundtrack von Filmkomponist Benji Merrison wurde 2021 sogar mit dem Public Choice Award prämiert. Routiniert bedient der Actionthriller, der zur Free-TV-Premiere vor zwei Jahren gut zwei Millionen Zuschauer lockte, die Erfordernisse des Genres, während die Story mal verworren, mal vorhersehbar voranschreitet. Auch das kennt man aus vielen großen US-Krachern. Originell geht allerdings etwas anders.