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Mauerfall

Leben hinter der Mauer

Wie war die DDR? Zwanzig Jahre nach dem Fall der Mauer erinnern Film und Fernsehen an den Alltag im anderen Deutschland

Man hätte es sich eigentlich denken können: Die Ossis wissen mehr über den Westen als andersrum. Das jedenfalls war das Ergebnis der RTL-Show "Das große Ost-West-Duell" mit Günther Jauch kurz vor dem Tag der Deutschen Einheit. Dass das so ist, liegt am Fernsehen. Genauer gesagt am Westfernsehen, dessen Sendungen die Bürger der DDR jahrzehntelang auch darüber informierten, was bei ihnen zu Hause so los ist.
Nach dem Fall der Mauer im November 1989 war das Leben im Osten als Thema irgendwie tabu. Der ehemalige Klassenfeind wusste nicht so recht, wie man mit den anderen umgehen sollte. "Es müsste doch jedes Jahr zehn Filme geben über diese einmalige Situation! Das sind doch Filmstoffe ohne Ende!", wunderte sich Schauspieler Michael Gwisdek. Tatsächlich dauerte es fast zehn Jahre, ehe sich der Film der Lebenswelt in der DDR annäherte - und zwar mit Humor.

"Es wird zu wenig gelacht von den Deutschen über die Deutschen, das Ausland lacht dafür umso mehr über uns", so der im Ostharz geborene Regisseur Leander Haußmann, dessen Filmgroteske "Sonnen-allee" pünktlich zum 50. Jahrestag der DDR am 7. Oktober 1999 in die Kinos kam. In der Folge erfanden Kinokomödien wie "Good Bye, Lenin!" und "Kleinruppin forever - übrigens beide mit Michael Gwisdek - ein eigenes Genre. Es nahm die DDR in einer Weise auf die Schippe, die auch bei ihren Bewohnern für befreiende Lacher sorgte. Erst 2006 begann dann Florian Henckel von Donnersmarcks Oscar-Film "Das Leben der Anderen" eine filmhistorische Lücke zu schließen: Neben schrulliger Kino-Ostalgie, aber auch spannungsgeladenen TV-Events wie "Der Tunnel" und "Die Frau vom Checkpoint Charlie" war die tragische Liebesgeschichte mit Stasihintergrund ein eindringlicher Verweis auf die andere, die fiese Seite der Deutschen Demokratischen Republik.

Wie klang ostdeutsch? Auf welcher Seite des Eisernen Vorhangs war der Sex besser? Zum 20. Jubiläumsjahr des Mauerfalls geht das Fernsehen jetzt daran, die letzten Geheimnisse der DDR zu lüften. Bereits im Vorfeld zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober thematisierten Dokus und TV-Filme Repression und Alltag in der Diktatur, informierten über die Ursprünge der FDJ wie die ARD-Doku "Freundschaft!" oder erinnerten wie die Sat.1-Komödie "Barfuß bis zum Hals" an eine zumindest in textiler Hinsicht unbeschwerte Freizeit. Das historische Datum 9. November feiert das ZDF mit einer Liveübertragung vom "Fest der Freiheit" (19.25 Uhr) am Brandenburger Tor. Im Anschluss folgt der TV-Film "Das Wunder von Berlin". Und ab 22.45 Uhr talkt "Beckmann" in der ARD dann mit Ost-West-Paaren. Vielleicht das überzeugendste Indiz für eine gelungene Wiedervereinigung. Heiko Schulze