Karsten (42) aus der Lüneburger Heide lebt seit vielen Jahren mit seinem Lebenspartner Chris (48) ein Leben, das an ein Leben in Frankreich erinnert. Dies beinhaltet eine selbst renovierte Architektenvilla (Karsten genießt das handwerkliche Gefühl), einen Lebensstil im französischen Stil, einen stabilen Job als Daten-Spezialist bei der Schweizer Bahn (wo er Verspätungen analysiert) und praktisches Einkaufen in Deutschland. Karsten beschreibt es als die optimale Nutzung des Systems. Die einzige typisch deutsche Eigenschaft, die er an sich sieht: "Ein Leben ohne Kartoffeln ist nur halb so schön."
Im heimischen Saint-Louis hat sich der selbst erklärte "Master of Desaster" viel vorgenommen, zeigt sich entsprechend nervös, ist aber mit vielen erlesenen Zutaten ausgestattet. Für sein Menü nutzt er zwar "Zugekauftes", wie Philipp (40) kritisch bemerkt. Der Blätterteig sei jedoch ein "französisches Premium-Produkt, extrabuttrig, da darf man nicht ans Hüftgold denken" und die "Biscuits Rose de Reims", Gebäckgrundlage für das Dessert, "in Frankreich absoluter Standard". Gar nicht Standard ist jedoch der Aufwand für sein Menü:
Vorspeise: Lachs-Spinat Roulade im Blätterteig begleitet von einem Kräuter-Balsamico-Salat mit kandierten Kernen
Hauptspeise: Pêche du jour auf Süßkartoffelpüree mit Zitronengras, Ingwer und Kokosmilch, dazu frittierter Grünspargel mit buntem Wurzelgemüse
Nachspeise: Charlotte Törtchen aus Biscuits de Reims gefüllt mit einer weißen Mousse à la Surprise
Im Zeichen von Savoir-vivre: "Das perfekte Dinner"
Während Freund Chris für das "Drumherum" (Karsten) zuständig ist und eine ästhetisch-minimalistische Deko für den Tisch zaubert. Unter ausführlichem "Schatzi" und "Hasi"-Gurren (das Paar ist immerhin schon 20 Jahre zusammen) sieht sich Karsten als Koch in der Rolle eines Dirigenten: "Ich gebe den Ton an, alles andere soll sich magisch zusammenfügen."
Für Deborah (28) passiert das bereits bei der Vorspeise: "Die Roulade schmeckt wie eine Wolke", und später bei der frittierten Süßkartoffelhaut im Hauptgang: "Nicht nur knusprig, sondern krachig." Carolina (58), keine Freundin von Speisen aus dem Wasser, lobt im besten Basler Zungenschlag: "Der Fisch fischelet gar nicht, wie wir in der Schweiz sagen." Philipp jedoch wird zum Dauer-Kritiker: Die Jakobsmuschel zur Vorspeise sei "nicht schlotzig und glitschig" genug, das Hauptgericht kalt ("Wenn halt nur die Soße warm ist ..."), der Fisch schmecke "wie gerade aus dem Wasser gezogen" und überhaupt: "Fertigprodukte gehören nicht zum 'Perfekten Dinner'".
Da dürfte es Philipp befriedigen, dass ihm der ambitionierte Karsten in der Schlusswertung mit 31 Punkten um einen Punkt unterlegen ist. Würde man Karsten fragen, hat der Konkurrent in puncto Genuss-Location jedoch einiges aufzuholen: Philipp lebt nach wie vor in Deutschland.
Das Original zu diesem Beitrag ""Das perfekte Dinner" im Dreiländereck: Karstens grenzüberschreitende Genussvision" stammt von "Teleschau".