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Krisen-TV bei "Hart aber fair": "Man kann nicht mehr essen, worauf man Lust hat"

Premiere für den Nachfolger von Frank Plasberg beim ARD-Talk: Es geht ums Geld – und wir sehen ein paar wirklich bittere Geschichten. Louis Klamroth hat einen soliden Einstand bei "Hart aber fair" und mit dem Politiker Jens Spahn einen lebendigen Taschenrechner an seiner Seite.

Schon seit Tagen sehen wir im Fernsehen die Ankündigung für "Hart aber fair" im Ersten. Es stellt sich im Trailer der neue Moderator Louis Klamroth vor mit dem Satz: "Ich bin der Neue!" Und dann ist er da, live in der ARD. Der Nachfolger von Frank Plasberg hat einen neuen Talk-Tisch bekommen, eine leicht veränderte und scharf-rote Kulisse – und mehr von Brigitte Büscher.

Die Co-Moderatorin, die bislang nur Zuschauer-Stimmen verlesen durfte, geht raus auf die Straße. Im Film von Brigitte Büscher sehen wir Menschen in Düsseldorf, die beim Einkaufen sparen müssen. Mehr noch als früher. Eine Mutter sagt, sie sei froh, wenn am Ende des Monats noch Pfandgeld übrig sei. Büscher berichtet von einer Erstklässlerin, die ihrer Mutter im Supermarkt verbietet, teure Lebensmittel zu kaufen. Bitter ist das, und Brigitte Büscher hat nach ihrem Einspieler feuchte Augen.

Handys, Tablets zu Weihnachten? Stattdessen Geschenke für zehn bis 15 Euro

Der neue Moderator hat zum Einstand ein drängendes Thema bekommen: "Ein Land wird ärmer: Wer zahlt die Krisenrechnung 2023?" Das geht (fast) jeden etwas an. Und Louis Klamroth kann sich über muntere Gäste freuen. Neben den Politik-Profis lernen wir Engin Kelik, Metallarbeiter, kennen. Er gibt gleich zu Beginn einen Einblick in seine Situation – und die vieler anderer Menschen in Deutschland, wie er meint: "Eine schwere Zukunft wartet auf uns."

Herr Kelik ist verheiratet und hat zwei Kinder. 2300 Euro verdient er netto im Monat. Wie war Weihnachten bei den Keliks?, will der neue Moderator wissen. "Absolut abgespeckt!" Die Kinder haben sich Tolles gewünscht. Handys, Tablets. Bekommen haben sie Geschenke im Wert von zehn bis 15 Euro. Keine schöne Geschichte, die der Metallarbeiter da erzählt. Wie er die Situation vor den Kindern hinbekommt? "Ich muss so gut wie möglich schauspielern."

Schnellrechner Spahn – und der Ruf nach Steuererhöhungen

Ex-Minister Jens Spahn, CDU, trumpft zu Beginn mit jenem auf, was er in TV-Talks seit Monaten gerne berichtet: Die Ampel-Regierung mache keinen guten Job. Täglich würden der Wirtschaftsminister (Habeck) und der Finanzminister (Lindner) streiten. Das sei nicht gut. Spahn gibt an diesem Abend aber auch den lebendigen Taschenrechner.

Er berechnet, dass Herr Kelik etwa 800 Euro Steuern zu zahlen habe. Der CDU-Mann rechnet vor, dass Familie Kelik durch die Inflation zirka 200 Euro im Monat weniger im Portemonnaie habe. Engin Kelik wiederum will gerne, dass Besserverdienende mehr Steuern zahlen. Weiß der Mann, dass ein sogenannter Besserverdienender ein typischer Mensch der Mittelschicht ist? Eher nicht.

Massiver Wohlstandsverlust in Deutschland – und Kritik an der Ampel

Und überhaupt: Durch den Krieg entstehe, so Spahn, ein "massiver Wohlstandsverlust" in Deutschland. Und der Ex-Minister rechnet gleich noch mehr vor: "Das sind pro Bürger – vom Säugling bis zum Greis – 4000 Euro."

Aber natürlich kommt noch eine deutliche Kritik von Spahn in Richtung Ampel: "Es wird immer sehr spät entschieden." Lars Klingbeil, SPD-Chef, lässt das so nicht gelten: "Vieles ist gelöst worden." Melanie Amann, Journalistin beim "Spiegel", kritisiert ebenso die Regierung: "Vieles ist bei den Leuten noch gar nicht angekommen, da hakt es in der Umsetzung." 

Mogelpackungen? SPD-Chef Klingbeil kritisiert deutsche Unternehmen

Monika Schnitzer, Wirtschaftsweise, ist zumindest optimistisch. Die Inflation werde sich 2023 um sieben Prozent einpendeln. Und: "In zwei Jahren wird es besser." Da schüttelt Herr Kelik neben ihr nur den Kopf. Er berichtet von seinen Einkäufen. Und kommt zu seinem persönlichen Fazit: "Man kann nicht mehr essen, worauf man Lust hat." Der Metallarbeiter denkt, dass die hohen Lebensmittelpreise nicht nur am Krieg Putins hängen.

Wir sehen als Beispiel zwei Mogelpackungen. Gummibären von Haribo: Bei gleichem Preis ist weniger drin. Macht eine Preiserhöhung von gut 14 Prozent. Rama-Margarine speckt in der Packung gleich um 100 Gramm Masse ab. Das ist eine versteckte Preiserhöhung um etwa 25 Prozent. Das ärgert den Genossen Klingbeil, und er kritisiert deutsche Unternehmen: "Da nehmen manche ein paar Euro extra mit." Einen extra Applaus gab es am Ende vom Publikum. Und ein Lob der "Tagesthemen"-Moderatorin Caren Miosga. Sie gratuliert zum "gelungenen Einstand" von Louis Klamroth.

Der Artikel Krisen-TV bei "Hart aber fair": "Man kann nicht mehr essen, worauf man Lust hat" wird veröffentlicht von FOCUS online.