Michael Kessler? War das nicht der Klausi aus "Manta, Manta" und der Hitler/Stromberg in "Switch reloaded"? Ja, der 50-Jährige kann aber auch ernst. Seit 2014 geht er in "Kessler ist..." allsommerlich der Persönlichkeit von Promis auf den Grund - und schlüpft dank aufwändiger Maske in ihre Haut. Am Freitag starten die neuen Folgen mit Wolfgang Bosbach, Conchita, Uwe Ochsenknecht und Dieter Hallervorden. Und nur wenige Tage später geht am 10.8. sein neues Talkformat "Sitzheizung gibt's nicht!" auf Sendung. Wir haben mit dem Promiversteher gesprochen.
Ich finde, "Kessler ist..." ist mit das intimste Format im deutschen Fernsehen. Wie schwer ist es, dafür Prominente zu gewinnen?
Michael Kessler: Das war von Anfang an schwierig und ist es nach wie vor. Nicht jeder möchte sich auf diese Art und Weise im Fernsehen öffnen. Manche haben Berührungsängste. Es gibt aber auch einen ganz pragmatischen Grund. Wir benötigen den Prominenten an drei verschiedenen Tagen, gerade bei Politikern oder sehr viel beschäftigten Menschen ist das ein Hinderungsgrund.
Haben manche Promis auch schon abgebrochen, weil sie gemerkt haben, auf was sie sich da eingelassen haben?
Nein, das gab es noch nicht. Manchmal unterschätzen die Prominenten das Format und sind während der Dreharbeiten unglaublich überrascht: Ach, das ist ja doch nicht nur ein paar blöde Fragen beantworten. Sie haben gar nicht damit gerechnet, dass wir uns so viel Arbeit machen. Sie fühlen sich dann aber sehr geschmeichelt, sind beeindruckt und dankbar. Und ich betreibe ja auch keinen Sensationsjournalismus, der darauf abzielt, irgendjemanden bloßzustellen. Ich möchte einfach nah rankommen an die Menschen - für den Zuschauer.
Zum Start der neuen Staffel treffen Sie Wolfgang Bosbach. Das ist ja erst der zweite Politiker, der in der Sendung auftaucht, und er ist wie auch Gregor Gysi weitgehend am Ende seiner Karriere angelangt ...
Naja, ob Gysi so am Ende ist, gucken wir mal... (lacht)
Liegt es vielleicht daran, dass die Fallhöhe bei Politikern noch höher ist?
Vielleicht. Ein Politiker weiß noch viel mehr als ein Schauspieler, Sänger oder Sportler, was er sagt. Ein Politiker tritt nicht so schnell in einen Fettnapf. Aber letztlich geht es in der Sendung ja darum, Wärme, ein bisschen Gefühl, eine Emotion zu zeigen, vielleicht auch eine kleine Schwäche einzugestehen, die wiederum auf Seiten des Zuschauers eine unglaubliche Wirkung hat. Mich sprechen die meisten Leute noch auf die Sendung mit Horst Lichter an. Eigentlich kennen wir alle die Geschichten über seine Schicksalsschläge. Und dennoch war es eine ganz besondere Sendung, weil der Horst eben eine große Emotionalität zugelassen hat. Ganz viele Zuschauer haben mir geschrieben, diese Folge habe sie sehr bewegt und aufgewühlt. Es gibt plötzlich eine ganz große Nähe zwischen Zuschauer und Prominenten. Das gibt es so nur bei "Kessler ist..."
In der neuen Staffel ist auch Conchita Wurst dabei...
Bitte nur noch Conchita, ohne Wurst. Es heißt auch nicht Didi Hallervorden, sondern Dieter Hallervorden...
Conchita ist ja eine Kunstfigur, ist Fassade an sich. Wie nähert man sich einer Kunstfigur?
Ich habe gleich klargestellt, dass ich nicht an Conchita interessiert bin, sondern an Tom Neuwirth. Tom und Conchita haben dem zugestimmt und gesagt, Conchita sei eh nur eine Maske und es gäbe eh keine großen Differenzen zwischen ihr und Tom.
Sie sitzen dann dennoch einer Kunstfigur gegenüber...
Das hat trotzdem funktioniert, das ist ganz interessant. Aber das Weibliche ist bei Conchita ja sowieso auf dem Rückzug. Er trägt keine Pömps mehr, keine Kleider, keine Brüste, er ist ja schon dabei, die Reise zu sich selber wieder anzutreten. "Kessler ist..." war im Grunde genommen auch ein Element auf dieser Reise. Darum wollte er auch in meine Sendung kommen.
Gab es auch schon Initiativbewerbungen?
Es gibt immer wieder Kollegen, die auf mich zukommen und sagen, das fänden sie schon toll, da mal dabei zu sein (schmunzelt). So einfach ist das aber nicht. Wir wollen immer eine gute, bunte Mischung an Gästen haben, wir brauchen aber auch Menschen mit einer Geschichte und wir müssen natürlich das Gefühl haben, dass der Prominente diese Reise auch mit mir mitmacht. Das wissen wir vorher nicht immer, das entwickelt sich unterschiedlich. Der eine öffnet sich plötzlich mehr als wir dachten, der andere gar nicht.
Die Liste der potentiellen Promis muss aber doch ziemlich lange sein.
Ja, das ist eine endlose Liste. Da sind wir wahrscheinlich nicht das einzige Format, aber wahrscheinlich das extremste.
Wer ist im Finale eigentlich aufgeregter: Sie oder der Prominente?
Das ist nach wie vor das Schwierigste, was ich in meiner beruflichen Laufbahn bisher gemacht habe. Die Aufregung vor diesem finalen Interview ist immens, weil ich nie genau weiß, wie es verlaufen wird. Auch die Prominenten sind höchstgradig nervös, weil sie nicht wissen, was passiert. Wie wird der aussehen, wie wird er antworten? Es ist ein merkwürdiges Gefühl für beide Seiten, aber das erzeugt auch die Spannung und ist das Tolle an dem Format.
Ich habe immer den Eindruck, dass sich die Prominenten in dem Moment fragen, warum sie da überhaupt mitgemacht haben.
(lacht) Nicht alle! Manchmal lachen die Prominenten, manchmal gucken sie auch ganz kritisch. Mit der Maske können wir uns nur annähern - wenn sie mal nicht so ganz funktioniert, sitzt der Prominente natürlich da und denkt: Wat? So soll ich jetzt aussehen? Will der mich veräppeln? Aber das will ich natürlich nicht. Dem Gast gehen da Tausend Gedanken durch den Kopf, das rattert nur so. Und dann: Was sagt er jetzt, warum sagt er das? Muss ich jetzt reagieren? Oder lass ich es laufen? Aber das ist eben das Tolle an diesem Format, das hat man sonst nicht im Fernsehen. Wir drehen die Szene ja auch nur ein einziges Mal!
Würden Sie sagen, dass "Kessler ist..." Ihr bislang spannendstes Projekt ist?
Das kann man schon so sagen. Es gibt viele andere Projekte, die ich auch sehr liebe, dazu zählt die "Berliner Nacht-Taxe", dazu zählen "Switch Reloaded", "Kesslers Knigge" und die "Schillerstraße", aber ganz klar auch "Kessler ist..." und "Kesslers Expedition". Als ich die Vorlage zu "Kessler ist..." gesehen habe, wusste ich sofort: Das ist Fernsehen, das ich unbedingt machen möchte, weil es den Zuschauer überrascht, weil es nicht die 150. Talkshow ist. Wir haben zu viel Routine im deutschen Fernsehen, immer dasselbe, immer das Gleiche. Dabei sucht der Zuschauer nach Relevanz, er sucht nach Inhalt, da bin ich mir ganz sicher. Ganz viele Menschen gucken kein Fernsehen mehr, weil sie die Schnauze voll haben von dem Mist, der da oft läuft, von der Lüge, von dem Gestellten, Gefaketen, von den falschen Gefühlen - viele meiner Formate sind ein bewusster Entwurf dagegen.
Michael Kessler: Das war von Anfang an schwierig und ist es nach wie vor. Nicht jeder möchte sich auf diese Art und Weise im Fernsehen öffnen. Manche haben Berührungsängste. Es gibt aber auch einen ganz pragmatischen Grund. Wir benötigen den Prominenten an drei verschiedenen Tagen, gerade bei Politikern oder sehr viel beschäftigten Menschen ist das ein Hinderungsgrund.
Haben manche Promis auch schon abgebrochen, weil sie gemerkt haben, auf was sie sich da eingelassen haben?
Nein, das gab es noch nicht. Manchmal unterschätzen die Prominenten das Format und sind während der Dreharbeiten unglaublich überrascht: Ach, das ist ja doch nicht nur ein paar blöde Fragen beantworten. Sie haben gar nicht damit gerechnet, dass wir uns so viel Arbeit machen. Sie fühlen sich dann aber sehr geschmeichelt, sind beeindruckt und dankbar. Und ich betreibe ja auch keinen Sensationsjournalismus, der darauf abzielt, irgendjemanden bloßzustellen. Ich möchte einfach nah rankommen an die Menschen - für den Zuschauer.
Zum Start der neuen Staffel treffen Sie Wolfgang Bosbach. Das ist ja erst der zweite Politiker, der in der Sendung auftaucht, und er ist wie auch Gregor Gysi weitgehend am Ende seiner Karriere angelangt ...
Naja, ob Gysi so am Ende ist, gucken wir mal... (lacht)
Liegt es vielleicht daran, dass die Fallhöhe bei Politikern noch höher ist?
Vielleicht. Ein Politiker weiß noch viel mehr als ein Schauspieler, Sänger oder Sportler, was er sagt. Ein Politiker tritt nicht so schnell in einen Fettnapf. Aber letztlich geht es in der Sendung ja darum, Wärme, ein bisschen Gefühl, eine Emotion zu zeigen, vielleicht auch eine kleine Schwäche einzugestehen, die wiederum auf Seiten des Zuschauers eine unglaubliche Wirkung hat. Mich sprechen die meisten Leute noch auf die Sendung mit Horst Lichter an. Eigentlich kennen wir alle die Geschichten über seine Schicksalsschläge. Und dennoch war es eine ganz besondere Sendung, weil der Horst eben eine große Emotionalität zugelassen hat. Ganz viele Zuschauer haben mir geschrieben, diese Folge habe sie sehr bewegt und aufgewühlt. Es gibt plötzlich eine ganz große Nähe zwischen Zuschauer und Prominenten. Das gibt es so nur bei "Kessler ist..."
In der neuen Staffel ist auch Conchita Wurst dabei...
Bitte nur noch Conchita, ohne Wurst. Es heißt auch nicht Didi Hallervorden, sondern Dieter Hallervorden...
Conchita ist ja eine Kunstfigur, ist Fassade an sich. Wie nähert man sich einer Kunstfigur?
Ich habe gleich klargestellt, dass ich nicht an Conchita interessiert bin, sondern an Tom Neuwirth. Tom und Conchita haben dem zugestimmt und gesagt, Conchita sei eh nur eine Maske und es gäbe eh keine großen Differenzen zwischen ihr und Tom.
Sie sitzen dann dennoch einer Kunstfigur gegenüber...
Das hat trotzdem funktioniert, das ist ganz interessant. Aber das Weibliche ist bei Conchita ja sowieso auf dem Rückzug. Er trägt keine Pömps mehr, keine Kleider, keine Brüste, er ist ja schon dabei, die Reise zu sich selber wieder anzutreten. "Kessler ist..." war im Grunde genommen auch ein Element auf dieser Reise. Darum wollte er auch in meine Sendung kommen.
Gab es auch schon Initiativbewerbungen?
Es gibt immer wieder Kollegen, die auf mich zukommen und sagen, das fänden sie schon toll, da mal dabei zu sein (schmunzelt). So einfach ist das aber nicht. Wir wollen immer eine gute, bunte Mischung an Gästen haben, wir brauchen aber auch Menschen mit einer Geschichte und wir müssen natürlich das Gefühl haben, dass der Prominente diese Reise auch mit mir mitmacht. Das wissen wir vorher nicht immer, das entwickelt sich unterschiedlich. Der eine öffnet sich plötzlich mehr als wir dachten, der andere gar nicht.
Die Liste der potentiellen Promis muss aber doch ziemlich lange sein.
Ja, das ist eine endlose Liste. Da sind wir wahrscheinlich nicht das einzige Format, aber wahrscheinlich das extremste.
Wer ist im Finale eigentlich aufgeregter: Sie oder der Prominente?
Das ist nach wie vor das Schwierigste, was ich in meiner beruflichen Laufbahn bisher gemacht habe. Die Aufregung vor diesem finalen Interview ist immens, weil ich nie genau weiß, wie es verlaufen wird. Auch die Prominenten sind höchstgradig nervös, weil sie nicht wissen, was passiert. Wie wird der aussehen, wie wird er antworten? Es ist ein merkwürdiges Gefühl für beide Seiten, aber das erzeugt auch die Spannung und ist das Tolle an dem Format.
Ich habe immer den Eindruck, dass sich die Prominenten in dem Moment fragen, warum sie da überhaupt mitgemacht haben.
(lacht) Nicht alle! Manchmal lachen die Prominenten, manchmal gucken sie auch ganz kritisch. Mit der Maske können wir uns nur annähern - wenn sie mal nicht so ganz funktioniert, sitzt der Prominente natürlich da und denkt: Wat? So soll ich jetzt aussehen? Will der mich veräppeln? Aber das will ich natürlich nicht. Dem Gast gehen da Tausend Gedanken durch den Kopf, das rattert nur so. Und dann: Was sagt er jetzt, warum sagt er das? Muss ich jetzt reagieren? Oder lass ich es laufen? Aber das ist eben das Tolle an diesem Format, das hat man sonst nicht im Fernsehen. Wir drehen die Szene ja auch nur ein einziges Mal!
Würden Sie sagen, dass "Kessler ist..." Ihr bislang spannendstes Projekt ist?
Das kann man schon so sagen. Es gibt viele andere Projekte, die ich auch sehr liebe, dazu zählt die "Berliner Nacht-Taxe", dazu zählen "Switch Reloaded", "Kesslers Knigge" und die "Schillerstraße", aber ganz klar auch "Kessler ist..." und "Kesslers Expedition". Als ich die Vorlage zu "Kessler ist..." gesehen habe, wusste ich sofort: Das ist Fernsehen, das ich unbedingt machen möchte, weil es den Zuschauer überrascht, weil es nicht die 150. Talkshow ist. Wir haben zu viel Routine im deutschen Fernsehen, immer dasselbe, immer das Gleiche. Dabei sucht der Zuschauer nach Relevanz, er sucht nach Inhalt, da bin ich mir ganz sicher. Ganz viele Menschen gucken kein Fernsehen mehr, weil sie die Schnauze voll haben von dem Mist, der da oft läuft, von der Lüge, von dem Gestellten, Gefaketen, von den falschen Gefühlen - viele meiner Formate sind ein bewusster Entwurf dagegen.
Sitzheizung gibt's nicht! Kesslers Promi-Autoshow
Am 10.8. startet Ihr Talk "Sitzheizung gibt's nicht!", wieder ein ganz anderes Format...
Ja. Da drehen wir eben nur drei bis vier Stunden und nicht drei Tage. Und die Ansage war von Anfang an: keine Psychologie, hier geht es um nichts Tiefgründiges, das ist ein reines Unterhaltungsformat, das nur Spaß machen soll. Und zwar den Gästen, den Zuschauern und mir.
Es gibt also auch keinen roten Faden...
Nein, ich improvisiere die Sendung komplett. Der einzige rote Faden ist: Ich hole den Promi ab, und zwar in einem Auto, das einen Bezug zum ihm hat. Mal soll es ihn ärgern oder verwirren, mal findet er es vielleicht total lustig. Was dann passiert, weiß der Prominente auch nicht. Wir gehen meistens einen Kaffee trinken oder etwas essen, aber der Dreh läuft durch, wir unterbrechen nicht. Das ist ein bisschen verwirrend für die Prominenten, weil die oftmals denken: Jetzt ist erstmal Pause.
Die Promis haben Sie vorher gar nicht gesehen?
Nein. Die Prominenten stehen an einer Straßenecke und wissen nur, dass da gleich der Kessler vorfährt. Es ist im Grunde genommen das komplette Gegenteil von "Kessler ist...". "Sitzheizung gibt's nicht" ist unterhaltsam, leicht, es ist pures Quatschmachen. Es ist keine Promofläche für meine Gäste. Wir singen übrigens auch nicht! Es ist nicht "Carpool-Karaoke".
Im Auto sind Sie nur zu zweit, ohne zusätzlichen Kameramann...
Ja, das ist ein großer Vorteil. Ich habe lange Zeit die "Berliner Nacht-Taxe" gemacht, da bin ich nachts durch Berlin gefahren und habe Leute mitgenommen, nicht abgesprochen, nicht geplant, komplett improvisiert. Im Auto wirds eben schnell intim. Man sitzt nebeneinander, fährt durch die Stadt, man guckt, man nimmt Sachen auf, man sieht irgendwas und unterhält sich darüber. Die Kameras sind irgendwann einfach vergessen. Das ist ein bisschen der Trick an der Sache. Nicht Trick im Sinne von: Ha, jetzt erzählt der Prominente etwas, das er noch nie im Fernsehen gesagt hat. Es geht darum, lustige Anekdoten und Geschichten zu hören und auf irgendetwas zu reagieren, was um einen herum passiert.
Können Sie schon das ein oder andere Gefährt verraten?
Bei Annette Frier war es ein silberner Käfer, weil das ihr allererstes Auto war, mit Bastian Pastewka fahre ich in einem Citroen DS durch die Gegend, weil er die Filme von Louis de Funes so liebt. Das Auto lässt sich hinten auch rauf und runter fahren mit einer Hydraulik, was sehr lustig war.
Pastewka und Frier kennen Sie ja auch schon sehr lange...
Es ist von Vorteil, wenn wir uns kennen, wie auch Bernhard Hoecker, wir können uns die Bälle dann super zuschmeißen. Aber ich fahre auch mit Tim Mälzer, den ich nicht so gut kannte oder Jorge Gonzalez, den ich überhaupt nicht kannte und das funktioniert auch bestens.
Man hat den Eindruck, dass Sie genau das im Fernsehen machen können, was Sie wollen.
Ja, das ist in der Tat so. Und das ist ein großes Geschenk, für das ich sehr dankbar bin. Ich habe gerade auch meine Mockumentary "Meine heile Welt" für die ARD abgedreht (startet am 14.9., d. Red.). Das sind alles sehr schöne Projekte.
Interview: Peter Roether
Ja. Da drehen wir eben nur drei bis vier Stunden und nicht drei Tage. Und die Ansage war von Anfang an: keine Psychologie, hier geht es um nichts Tiefgründiges, das ist ein reines Unterhaltungsformat, das nur Spaß machen soll. Und zwar den Gästen, den Zuschauern und mir.
Es gibt also auch keinen roten Faden...
Nein, ich improvisiere die Sendung komplett. Der einzige rote Faden ist: Ich hole den Promi ab, und zwar in einem Auto, das einen Bezug zum ihm hat. Mal soll es ihn ärgern oder verwirren, mal findet er es vielleicht total lustig. Was dann passiert, weiß der Prominente auch nicht. Wir gehen meistens einen Kaffee trinken oder etwas essen, aber der Dreh läuft durch, wir unterbrechen nicht. Das ist ein bisschen verwirrend für die Prominenten, weil die oftmals denken: Jetzt ist erstmal Pause.
Die Promis haben Sie vorher gar nicht gesehen?
Nein. Die Prominenten stehen an einer Straßenecke und wissen nur, dass da gleich der Kessler vorfährt. Es ist im Grunde genommen das komplette Gegenteil von "Kessler ist...". "Sitzheizung gibt's nicht" ist unterhaltsam, leicht, es ist pures Quatschmachen. Es ist keine Promofläche für meine Gäste. Wir singen übrigens auch nicht! Es ist nicht "Carpool-Karaoke".
Im Auto sind Sie nur zu zweit, ohne zusätzlichen Kameramann...
Ja, das ist ein großer Vorteil. Ich habe lange Zeit die "Berliner Nacht-Taxe" gemacht, da bin ich nachts durch Berlin gefahren und habe Leute mitgenommen, nicht abgesprochen, nicht geplant, komplett improvisiert. Im Auto wirds eben schnell intim. Man sitzt nebeneinander, fährt durch die Stadt, man guckt, man nimmt Sachen auf, man sieht irgendwas und unterhält sich darüber. Die Kameras sind irgendwann einfach vergessen. Das ist ein bisschen der Trick an der Sache. Nicht Trick im Sinne von: Ha, jetzt erzählt der Prominente etwas, das er noch nie im Fernsehen gesagt hat. Es geht darum, lustige Anekdoten und Geschichten zu hören und auf irgendetwas zu reagieren, was um einen herum passiert.
Können Sie schon das ein oder andere Gefährt verraten?
Bei Annette Frier war es ein silberner Käfer, weil das ihr allererstes Auto war, mit Bastian Pastewka fahre ich in einem Citroen DS durch die Gegend, weil er die Filme von Louis de Funes so liebt. Das Auto lässt sich hinten auch rauf und runter fahren mit einer Hydraulik, was sehr lustig war.
Pastewka und Frier kennen Sie ja auch schon sehr lange...
Es ist von Vorteil, wenn wir uns kennen, wie auch Bernhard Hoecker, wir können uns die Bälle dann super zuschmeißen. Aber ich fahre auch mit Tim Mälzer, den ich nicht so gut kannte oder Jorge Gonzalez, den ich überhaupt nicht kannte und das funktioniert auch bestens.
Man hat den Eindruck, dass Sie genau das im Fernsehen machen können, was Sie wollen.
Ja, das ist in der Tat so. Und das ist ein großes Geschenk, für das ich sehr dankbar bin. Ich habe gerade auch meine Mockumentary "Meine heile Welt" für die ARD abgedreht (startet am 14.9., d. Red.). Das sind alles sehr schöne Projekte.
Interview: Peter Roether