.

Kein "Tatort" am heutigen Sonntag - das ist der Grund

Polizeiruf 110
Szenen aus dem "Polizeiruf 110". MDR/filmpool fiction/Stefan Erhard

Jeden Sonntagabend schalten Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer den Krimi im Ersten ein. Auf einen "Tatort" müssen sie an diesem Wochenende aber verzichten.

Wahre Krimi-Fans werden es wissen, wer "Tatort"-Neuling ist, wird sich vielleicht wundern, dass am Sonntag, 12.5., nicht die traditionelle Titelmelodie von Klaus Doldinger erklingt. Gezeigt wird an diesem Wochenende nämlich ein "Polizeiruf 110". Die Reihe, die ebenfalls auf dem Sendeplatz beheimatet ist, wird weitaus seltener gezeigt. "Polizeiruf 110: Unsterblich" ist erst der fünfte Film, der 2024 ausgestrahlt wird.

Menschen schlendern durch ein Einkaufszentrum, Teenager machen Selfies. Plötzlich folgt auf einen Schrei das Klirren von Glas und eine junge Frau fällt durch das Dach der Shopping-Mall ins Innere. Entsetzen, wieder Schreie und keiner, der hilft. "Sie lebt noch", sagte jemand zwar noch. Doch kurz darauf ist die Herabgestürzte tot. 

Selbstmord oder doch nich?

Sie hat keinen Ausweis und kein Handy dabei, doch ihr Gesicht ist ein bekanntes. Eine Zeugin identifiziert sie als die Influencerin Aalisha Mansour (Hannah Gharib), die in den sozialen Medien als "Li$ha" mehr als 1,5 Millionen Follower hat. Alles sieht nach einem Selbstmord der Anfang Zwanzigjährigen aus. 

Doch Kriminalhauptkommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) zweifelt bereits am Ort des Geschehens das scheinbar Offensichtliche an. "Wer sagt denn, dass es ein Suizid war", fragt sie Kriminalrat Uwe Lemp (Felix Vörtler), der von der Folter aus dem vergangenen Fall immer noch schwer gezeichnet und überzeugt von der Selbsttötung des gefeierten Stars im Netz ist. 

Foto: MDR/filmpool fiction/Stefan Erhard, Polizeiruf 110: Claudia Michelsen als Doreen Brasch.

Wurde die Influencerin von ihrem Bruder umgebracht?

Brasch informiert die Familie der Influencerin über den Tod und taucht in die sozialen Medien ein. Die Schwester der Toten bringt es auf den Punkt: "Diese Online-Welt, in der sie da gelebt hat, hat ihr nicht gutgetan." Der Bruder hat ein großes Problem mit dem Auftreten und der Offenheit seiner Schwester. Aber hat er sie deshalb getötet? 

Bald steht fest: Die Karriere der immer fröhlichen Influencerin mit den bunt gefärbten Haaren war zuletzt von Hasskommentaren und einem regelrechten Shitstorm geprägt. Die Bewerbung eines Produkts hat ihr die Community übel genommen. Trieb sie das in den Tod? 

Das Erste zeigt die neue "Polizeiruf 110"-Folge am Sonntag (12. Mai) um 20.15 Uhr. Regie führt Florian Knitte, das Drehbuch stammt von Michael Gantenberg. Der Autor sagt, ihn habe es gereizt, sich mit einer Figur zu beschäftigen, die aus dem Nichts zum Star wird und deren größte Angst darin besteht, "den Fame zu verlieren". Sie brauche den Ruhm mehr als ihre Familie. "Sie ist eine Narzisstin."

Eine zweifelsfreie Feststellung des Rechtsmediziners Muser (Hennig Peker) führt alles bis dahin Ermittelte ad absurdum und den Wendepunkt in diesem Fall herbei. "Der DNA-Abgleich ist eindeutig. Die Tote aus der Shopping-Mall ist nicht Aalisha Mansour." Sie lebt also, hält sich aber scheinbar vor ihrer Familie und der Öffentlichkeit versteckt.  

Polizeiruf 110: Wie gut ist die Folge am 12. Mai?

Kriminalobermeister Günther Márquez (Pablo Grant) stellt fest, dass die Altenpflegerin Giulia Nowak der Toten zum Verwechseln ähnlich sieht. Ihre Chefin hat die 24-Jährige als vermisst gemeldet. Auch Nowak inszeniert sich gern in den sozialen Medien - als Superfan von "Li$ha". "Zwei Frauen, ein Gesicht. Eine Tote, eine Verschwundene", sinniert Brasch. Eindeutig ist da in dem vermeintlichen Selbstmord aus dem Magdeburger Einkaufszentrum gar nichts mehr.   

Braschs Bauchgefühl treibt sie immer wieder zu Aalisha Mansours Mitbewohnerin Leonie Jaspers (Katharina Stark). Ihr Verhalten scheint eigenartig, Brasch vermutet, dass die beiden ein Paar sind. Hatten sie Pläne? Erst der tödliche Herzinfarkt von Aalisha Mansours Vater (Husam Chadat) führt mit zur Aufklärung des Falls und zu der Erkenntnis, dass Träume und die Liebe alles möglich machen - und in einen Wahn führen können. 

"Unsterblich" aus der Reihe "Polizeiruf 110" aus Magdeburg bewegt sich recht gestelzt und konstruiert zwischen dem Fluch und dem Segen von Social Media und lässt auch den Migrationshintergrund der Getöteten und die Thematik des sogenannten Ehrenmords nicht aus. "Kennen Sie das, wenn man selber schon so'n Nazi im Kopf ist? Und wenn man's noch nicht mal mehr selber merkt", fragt Brasch ihren Vorgesetzten Lemp nach einer Vernehmung. Selbst der "Aha"-Moment der mutigen Wendung verebbt schnell.