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"Polizeiruf 110: Unsterblich" aus Magdeburg basierte auf wahrem Kriminalfall

Polizeiruf 110: Unsterblich: Realer Fall war Inspiration für Folge
"Polizeiruf 110: Unsterblich": Realer Fall war Inspiration für Folge MDR/filmpool fiction/Stefan Erhard

In der "Polizeiruf 110"-Folge "Unsterblich" inszenierte eine Influencerin ihren Tod, indem sie eine zum Verwechseln ähnlich aussehende Frau ermorden ließ. Die Episode wurde von einem echten Kriminalfall inspiriert.

Der gestrige "Polizeiruf 110: Unsterblich" schilderte ein außergewöhnlich skrupelloses Verbrechen: Als die Beauty-Influencerin Aalisha Mansour (dargestellt von Hannah Gharib, 26) nach der Promotion eines zweifelhaften Diätprodukts bei ihren eineinhalb Millionen Followern in Verruf gerät, heckt sie einen heimtückischen Plan aus, um ihrem alten Leben zu entfliehen. Gemeinsam mit ihrer Freundin knüpft sie Kontakt zu einer Followerin auf Instagram, die ihr zum Verwechseln ähnelt. Sie lockt diese in einen tödlichen Hinterhalt. Um ihren eigenen Suizid zu inszenieren, verwandelt Aalisha das Opfer zunächst in ihr Ebenbild und stößt es dann vom Dach eines Einkaufszentrums in den Tod.

"Polizeiruf 110" inspiriert von "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

Wie Michael Gantenberg (62), Autor des Drehbuchs für "Polizeiruf 110: Unsterblich", in einem Interview mit Das Erste berichtet, basiert der Thriller-Plot seines Skripts auf einem realen Mordfall, der in den vergangenen Jahren für Schlagzeilen sorgte. Dabei handelt es sich um den sogenannten "Doppelgängerinnen-Mord", der seit August 2023 vor dem Landgericht Ingolstadt verhandelt wird, ohne dass es bisher zu einer Urteilsverkündung kam.

Vor Gericht steht dort die 24-jährige Schahraban K., die im Sommer 2022 zusammen mit einem Komplizen eine junge Frau, die der Angeklagten zum Verwechseln ähnlich sah, brutal ermordet haben soll, um ihren eigenen Tod zu inszenieren. Der Anklage nach handelte sie dabei aus einer ähnlichen Motivation heraus wie der im "Polizeiruf 110" geschilderten. Offenbar spekulierte auch sie darauf, nach dem Auffinden der ermordeten Doppelgängerin selbst offiziell für tot erklärt zu werden und danach unter anderem Namen ein neues Leben anfangen zu können.

Perspektive der Täterin in den Vordergrund gestellt

Der Unterschied zwischen den beiden Geschichten besteht darin, dass die reale Frau mit ihrer Tat mutmaßlich vor allem der Umklammerung ihrer strengen Familie entkommen wollte und nicht, wie im "Polizeiruf 110", dem geballten Hass einer Social-Media-Community. Wie die "Augsburger Allgemeine" vor wenigen Tagen berichtete, werden in dem Prozess auch nach über 25 Verhandlungstagen weiterhin Beweismittel ausgewertet und Zeugen vernommen. Ein Urteil wird der Zeitung zufolge nicht vor August 2024 erwartet.

Bei der Adaption dieser realen Vorlage für sein Drehbuch habe ihn vor allem die Frage umgetrieben, was dies für eine Motivation sei, "sich über jede Moral zu setzen und zu sagen, 'Kann ich einen Menschen töten, damit ich mein Recht auf ein eigenes Leben verwirklichen kann?'", so Autor Michael Gantenberg. Unabhängig von dem wirklichen Mordprozess und der Rechtsprechung haben ihn bei der Bearbeitung des Stoffs ganz pragmatische Aspekte gereizt: "Wie lebe ich damit? Wie plane ich eine solche Tat?" Um diese Aspekte auszuloten, habe er in seinem Drehbuch die Perspektive der Täterin in den Vordergrund gestellt.