Der Feuerball und die Panik nach der Katastrophe: Von dem Flugschau-Unglück auf der US-Airbase Ramstein 1988 mit 70 Toten existieren erschütternde Aufnahmen. Vieles wurde in den mehr als 30 Jahren seit dem verheerenden Unfall geschrieben und gezeigt.
Wie kann der Film "Ramstein - Das durchstoßene Herz", den das Erste am Mittwoch (26.10., 20.15 Uhr) zeigt, da Neues erzählen? "Indem er die Opferperspektive konsequent in den Mittelpunkt stellt", sagt Barbara Biermann, Hauptabteilungsleiterin Film und Doku beim SWR. "Der Film setzt nicht wie klassische Katastrophenfilme auf Effekte."
Bei der größten Flugtagkatastrophe in Deutschland wurden am 28. August 1988 auf dem Stützpunkt Ramstein (Rheinland-Pfalz) auch mehr als 350 Menschen schwer verletzt. Bei Vorführungen an einem Tag der offenen Tür stießen drei Flugzeuge einer italienischen Kunstflugstaffel bei der Figur "Durchstoßenes Herz" in rund 40 Metern Höhe zusammen. Eine Maschine stürzte brennend in die Menschenmenge.
Opfer und Hinterbliebene noch immer traumatisiert
Viele Opfer und Hinterbliebene von Ramstein leiden drei Jahrzehnte später immer noch, sind traumatisiert. "Es war von Beginn klar, dass wir mit großem Respekt herangehen", sagt Schauspieler Ron Helbig, der als Krankenpfleger im Film Brandopfer versorgt. "Wir erzählen zwar echte Geschichten. Trotzdem können wir es gar nicht leisten, diese Menschen in all ihren Facetten zu spielen." Zu tief hat sich das Unglück bei vielen eingegraben. Um einer Retraumatisierung entgegenzuwirken, wird während des Films eine Beratungshotline geschaltet.
Der Film erzählt von eindrücklichen Schicksalen: von schwer verletzten Opfern sowie von Ärzten, die Triage-Entscheidungen fällen müssen, und von Familien, die Angehörige verlieren. Ermittler stoßen bei der Aufarbeitung auf Vertuschung, Zahlungen lassen auf sich warten, kontinuierliche psychologische Hilfe ist nicht vorgesehen. Abseits des Ereignisses will "Ramstein - Das durchstoßene Herz" noch etwas deutlich machen: Wie entscheidend psychologische Betreuung und Stärkung für Opfer und Helfer sein kann - und oft auch ist.
Regie führte Kai Wessel, das Drehbuch stammt von Holger Karsten Schmidt. Vor der Kamera stehen unter anderem Elisa Schlott, Jan Krauter, Trystan Pütter und Max Hubacher. Gedreht wurde in Belgien.
Eine Schlüsselrolle kommt Schlott zu, in deren Figur als Ermittlerin Jeanine Koops sich auch die Wut über Technikglaube, Leichtsinn und Arroganz bündelt. «Ich denke, es ist eine gute Identifikationsfigur, denn Koops blickt auf das tragische Unglück wohl wie die meisten Zuschauer», sagte Schott der Deutschen Presse-Agentur. Nach mehr als 30 Jahren könne der Film zeigen: "Die Katastrophe scheint weit weg, aber viele Opfer leben bis heute damit", betont Schlott.
Gedenkstätte erinnert an das Unglück
Heute erinnert unweit des Stützpunkts eine Gedenkstätte an das Unglück, mit dem Ramstein 1988 weit über Rheinland-Pfalz hinaus traurige Bekanntheit erlangte. Der Stein mit den Namen der Opfer ist am Ende des rund 90 Minuten langen Films zu sehen. Längst steht Ramstein aber auch für Geopolitik: Die Airbase im Landkreis Kaiserslautern ist der vermutlich wichtigste US-Stützpunkt in Europa mit rund 15.000 Militärs und Zivilisten. Im Ukraine-Krieg kommt dem Areal einmal mehr zentrale Bedeutung für strategische Operationen zu.