Der Fasching wird erst noch Fahrt aufnehmen im neuen Jahr, aber Deutschlands größter und witzigster Maskenball ist schon vorbei. Die Eisprinzessin ist die Gewinnerin der neunten Staffel von "The Masked Singer" (ProSieben). Im bislang teuersten Kostüm der TMS-Geschichte steckte Jennifer Weist. Die Rocksängerin (ehemals Frontfrau von Jennifer Rostock) setzte sich als dritte Frau (nach Sarah Engels und Ella Endlich) im Finale gegen den Troll (Sängerin Mieze Katz, bürgerlich: Maria Mummert), den Mustang (Schauspielern Hendrik Duryn) und den Lulatsch (Schauspieler Pasquale Aleardi) durch.
Es war ein spannendes Finale, es war ein emotionales Finale. Es gab reichlich Tränen, aber ausschließlich von Rührung und Freude, und tolle Leistungen, was Gesang und/oder Show angeht. Es gab eine verdiente Siegerin, die die Situation aber richtig einordnete: "Das hätten alle anderen acht auch verdient gehabt." Ein wahres Wort, gelassen ausgesprochen. Denn bei "The Masked Singer" sind alle Teilnehmer Gewinner. Oder auch: Die Show ist der eigentliche Star. Das wurde gerade in der neunten Staffel deutlich.
The Masked Singer: Wer ist prominent genug?
Jennifer Weist, Pasquale Aleardi, Hendrik Duryn, Mieze Katz. Das waren die Promis, die sich in den Kostümen der vier Finalisten (Eisprinzessin, Lulatsch, Mustang, Troll) versteckten. Es hätten, wäre es nach der Meinung (oder Hoffnung) der mittels der Joyn-App interagierenden Fans gegangen, aber auch Anke Engelke, Pascal "Pommes" Hens, Matthias Schweighöfer oder Judith Williams sein können. Wäre der Jubel dann größer gewesen? Oder die Stimmen derer, die bei Instagram "Kenne ich leider nicht" riefen, weniger zahlreich?
Das ist die Krux einer eigentlich genialen Show: Wer ist prominent genug, um sich unter einer Maske einer ganz besonderen Herausforderung, einem bereichernden, aber höllisch anstrengenden Spaß zu unterziehen - und dann auch noch alle Zuschauer zufriedenzustellen? Kaum einer. Fakt ist, dass sich über all die TMS-Jahre die Fans immer wieder (zum Beispiel) Anke Engelke erhofften - und sie wieder nicht mitmachte. Selbst wenn sie es täte, könnte sie als lebende Legende theoretisch das Schicksal des Okapis ereilen und als erstes "erlegt" werden: Klar, eine/n muss es als erste/n erwischen, aber man hätte einer Ikone wie Katja Ebstein schon noch ein, zwei Auftritte mehr gewünscht.
Ruth Moschner und Rick Kavanian vom Auftritt der Eisprinzessin berührt
Auch Judith Williams' Name wurde eigentlich in jeder Staffel genannt, sobald sich eine Stimme in opernhafte Höhen empor schraubte. Weil die Frau halt Opernsängerin war, bevor sie im TV Schmuck vertickte und schließlich die Löwin in der "Höhle der Löwen" wurde. Sie war auch diesmal unter keiner Maske, dafür aber im Finale als Rategast Verstärkung für die Langzeit-Rater Ruth Moschner und Rick Kavanian.
An den Ratern kann man das Faszinosum der Show schön erkennen. Die gehen (Ausnahmen wie Carolin Kebekus und ihr Bruder David bestätigen die Regel) hochemotional mit, auch wenn die Verdächtigungen nicht immer ernst genommen werden können und ab und zu an Moschners meist blonden Haaren herbeigezogen wirken. Aber dass Ruth Moschner und Rick Kavanian gleichzeitig von der Eisprinzessin und deren letzten Auftritt so berührt wurden, dass sie - so Moderator Matthias Opdenhövel - "heulten wie Schlosshunde", war keine aufgesetzte Show.
Judith Williams war "schockverliebt"
Und die sind ja auch alle so unglaublich süß und putzig, wie sie sich da in ihren genialen Masken schweißüberströmt in den Dienst der puren Unterhaltung stellen, mit ihren Rollen verwachsen, mit dem Kostüm eins werden, darin aufgehen. Der ständig schnaubend trabende Mustang, der geniale hyperenergetische Lulatsch oder der bewegungstechnisch am anderen Ende angesiedelte Troll (Opdenhövel: "Er hat die Zeitlupe erfunden") - unglaublich tolle Leistungen. Jeder hätte den Sieg verdient gehabt.
Kein Wunder, dass sich da sogar so was wie Liebe entspinnt. "Ich war ja so in den Lulatsch verliebt", gestand die Eisprinzessin nach beider Demaskierung. Weil sich das höfliche Plüschmonstrum jedes Mal vor der Eisprinzessin verneigte. Das tat er wiederum aus Bewunderung und Respekt: "Scheiße, hab ich mir gedacht", sagte Pasquale Aleardi, "kann die gut singen!" Da gab's dann sogar ein kleines Liebesduell um den bunten Hünen - denn auch Judith Williams gestand, "schockverliebt" zu sein seit Sendung eins. "Diese sexy Stimme", seufzte sie, "und jetzt kann der auch noch Italienisch."
"The Masked Singer" geht im Frühling 2024 weiter
Kurz vor Mitternacht, nach neun Gesangsbeiträgen und fast ebenso vielen Werbepausen, gab Vorjahressieger Luca Hänni (den kannten die allermeisten) a.k.a. Schuhschnabel den Siegerpokal ab und an die Eisprinzessin weiter. Die meisten gratulierten sehr herzlich und fair, auch wenn der Name Jennifer Weist neu für sie war. So gehört es sich.
Denn die Show ist der Star. Judith Williams: "Ich bin geflasht von dieser Show, von den Kostümen, von der Liebe und Leidenschaft, mit der hier alle ans Werk gehen. Das ist", sagte die "Höhlen-Löwin", "der beste Weihnachtsvorabend, den man sich wünschen kann." Klingt fast, als würde sie demnächst vielleicht doch mal zu "The Masked Singer" zurückkehren und die Seite wechseln - auf die Bühne. Schön wär's. Im Frühling 2024 dürfte es die nächste Gelegenheit dazu geben.
Das Original zu diesem Beitrag "Ihr Auftritt rührt zu Tränen: Eisprinzessin gewinnt "The Masked Singer"" stammt von "Teleschau".