Mehr als 1000 Stunden Olympia live gibt's im TV und online - aber wer zeigt eigentlich was?
Die Senderechte gehören erstmals in der olympischen TV-Geschichte (und bis 2024) nicht ARD und ZDF, sondern Discovery. Der US-Konzern macht neben Eurosport 1 und 2 etwas überraschend auch TLC zum Olympiakanal. Der Frauensender zeigt exklusiv sämtliche Eiskunstlauf-Events und setzt - anders als Schwestersender Eurosport 1 - auf die Zugkraft der deutschen Biathleten, auf Shorttrack und Eishockey. Sportfans, die auf das große Hin- und Hergeschalte im klassischen TV verzichten möchten, können sich die Wettkämpfe bis auf wenige Ausnahmen auch bei ARD und ZDF anschauen, die im täglichen Wechsel live aus Pyeongchang berichten. Oder man entscheidet gleich selbst, welche olympischen Momente für einen besonders wichtig sind: Mit dem Streamingservice des Eurosport Player (4,99 Euro pro Monat) kann sich der Zuschauer aus über 4000 Stunden, davon 900 live, sein eigenes Olympiaprogramm zusammenstellen.

Auf welche Veränderungen im klassischen Fernsehen müssen sich die Zuschauer einstellen?
Auch als sogenannte Sublizenznehmer kommen ARD und ZDF an den 16 Wettkampftagen auf 230 Live-Sendestunden - nur zehn weniger als vor vier Jahren in Sotschi. Grund für den leicht reduzierten Umfang sind einige Sportarten, die von den öffentlich-rechtlichen Sendern nicht oder nur in Ausschnitten live gezeigt werden ­dürfen. Neben Snowboard, Eiskunstlauf und Shorttrack ist auch das olympische Eishockeyturnier betroffen, von dem lediglich die Spiele mit deutscher Beteiligung sowie das Finale live bei ARD oder ZDF zu sehen sein werden. Für "konservative" Olympia-Konsumenten sind die Veränderungen also überschaubar. Fakt ist aber: Nur wer mit der Fernbedienung Eurosport 1 und TLC ansteuert, kann alle Entscheidungen live erleben.

Viele Entscheidungen fallen bei uns mitten in der Nacht. Wann und wo laufen Zusammenfassungen?
Pyeongchang ist Deutschland acht Stunden voraus. Die bei uns so ­beliebten Biathlonrennen werden extra unter Flutlicht ausgetragen, damit sie hier wenigstens zur Mittagszeit und nicht nachts zu sehen sind. Für Eurosport und Co. sind Highlight-Formate wegen des Zeitunterschieds dennoch besonders attraktiv. Weshalb Discovery in diesem Bereich auf Exklu­sivität pocht: Acht Stunden lang, zwischen 17.00 Uhr und 1.00 Uhr, dürfen ARD und ZDF nur in Magazin- und Nachrichtensendungen über Olympia berichten. Stattdessen sitzen die Zuschauer bei ­Eurosport 1 in der ersten Reihe. Täglich ab 20.15 Uhr lassen Marco Schreyl und Julia Kleine mit dem Social-Media-Experten Max Zielke das Wettkampf­geschehen in "zwanzig18 - Die Olympia-Show" zwei Stunden lang Revue passieren.

Welche Rolle spielt das Thema Doping bei den übertragenden Sendern?
Für ARD und ZDF gehören Berichte über illegale Leistungsförderung zu Olympia wie die fünf Ringe. Den Ausschluss Russlands wegen staatlich organisierten Dopings bezeichnete ARD-Experte Hajo Seppelt kürzlich als "Dirty Deal" zwischen IOC und Wladimir Putin: Schließlich sind russische Sportler in Südkorea unter "neutraler Flagge" trotz allem am Start. Seppelts neue zweiteilige Doku läuft wenige Tage vor der Eröffnungsfeier im Ersten (29.1./4.2., 22.45/18.00 Uhr). Auf saubere Spiele vertrauen aber auch die Eurosportler nicht. Obwohl der Fokus des Privatsenders "ganz klar auf dem sportlichen Event" liegt, wie ein Discovery-Sprecher betont, stehe im Bedarfsfall ein "erfahrener Dopingexperte" bereit, um die Zuschauer mit Informationen zu versorgen.

Wie reagieren Sportler und TV auf das Säbelrasseln zwischen USA und Nordkorea?
Noch vor wenigen Wochen liebäugelten Rodel-Olympiasieger Felix Loch und andere Stars mit einem Verzicht auf den Trip nach Pyeongchang. Und als die öffentlich-rechtlichen Sender im Dezember ihre Olympiapläne präsentierten, zog ZDF-Chef­redakteur Peter Frey Parallelen zum Kalten Krieg vor 1990. Zugleich war er aber davon überzeugt, dass es lediglich bei Provokationen aus Nordkorea bleiben wird. Obwohl es zwischenzeitlich zu einer unerwarteten Annäherung zwischen Nord- und Südkorea gekommen ist, bleiben bei vielen Beteiligten Bedenken. Exskispringer Sven Hannawald, der als Experte für Eurosport vor Ort sein wird, kennt das Gefühl. Ihn erinnert die Stimmung an die Winterspiele 2002 in Salt Lake City, die unter dem Eindruck der Terroranschläge vom 11. September standen. "Am Ende sind wir doch alle hingefahren - und es waren wahrscheinlich die sichersten Spiele, die es je gegeben hat."