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"hartaberfair"-Diskussion zu "Terror - Ihr Urteil"

"Terror": Das erwartet Frank Plasberg

Fernseher einschalten, Kopf einschalten und mitmachen: Am Montag zeigt Das Erste Ferdinand von Schirachs "Terror - Ihr Urteil". Im Anschluss diskutiert Frank Plasberg mit Experten das Votum des Publikums. Im Interview mit TV SPIELFILM spricht der Moderator über seine Erwartungen.

TV Spielfilm: Was bedeutet Ihnen das Thema "Terror" persönlich?

Plasberg: Ich hätte nie gedacht, dass es ein Faktor wird, der Teil unseres Alltags ist. Noch gelingt es mir, zum Beispiel an Flughäfen, mich nicht von der Angst überwältigen zu lassen, sondern den Verstand einzuschalten und die möglichen Gefahren zu analysieren.

TV Spielfilm
: Seit Ferdinand von Schirach sein Stück geschrieben hat, hat der Terror eine andere Form als bei 9/11 angenommen, Stichworte Würzburg, Ansbach, München. Spielt das eine Rolle für unseren Umgang mit dem Thema?

Plasberg: Natürlich, man kann das Thema ja nicht ohne die Vorstellungen aufgreifen, die jeder von uns im Kopf hat. Und wenn man heute beim Terror nicht primär an Flugzeuge denkt, die von Terroristen entführt werden, sondern an kleinere Anschläge, die uns auf der Straße oder in der Bahn treffen können, dann verändert das unsere Wahrnehmung und damit auch die Diskussion.

TV Spielfilm
: In "Hart aber fair" geht es normalerweise um reale Ereignisse, bei "Terror" dagegen um einen fiktiven Anschlag. Muss darüber auf eine andere Art diskutiert werden?

Plasberg: Ich glaube schon. Es wird eine Spur grundsätzlicher erörtert werden, trotzdem ist die Debatte sehr aktuell. Man kann sich nicht im rechtsphilosophischen Raum einschließen, wenn sich jeder schmerzvoll an die letzten Bilder des Terrors erinnert.

TV Spielfilm: Ist es richtig, dass Gerhard Baum, der sich scharf gegen die Ausstrahlung von "Terror" ausgesprochen hat, von ihnen eingeladen wurde?

Plasberg: Ja, das stimmt. Ich kenne ihn als lustvollen Diskutanten und bin überzeugt, dass er keine Probleme damit hat, in unsere Sendung zu kommen.

TV Spielfilm: Wird sich das Publikum an der Diskussion im Studio beteiligen können?

Plasberg: Das wird wie immer bei "Hart aber fair" laufen, wir lassen ja auch Facebook-User zu Wort kommen, sofern die sich mit Klarnamen melden, ebenso wie wir auch Twitter berücksichtigen. Eines kann ich schon versprechen: Das wird kein juristisches Hauptseminar sein, sondern es wird mit Leidenschaft über das Thema verhandelt. Ich würde mich freuen, wenn die Zuschauer während unserer Sendung auch untereinander diskutieren. Die ein wenig strapazierte Metapher vom Fernsehen als Lagerfeuer, hier trifft sie wirklich zu, weil das Thema uns alle angeht. Ich bin zuversichtlich, dass es auch funktioniert, denn die Aufführungen des Theaterstücks "Terror", sind überall von lebhaften Diskussionen im Publikum begleitet.

TV Spielfilm: Kann das Fernsehen Menschen zur gemeinsamen Erörterung eines Themas zusammenführen, die ihre Informationen sonst aus teilweise völlig gegensätzlichen Internet-Quellen beziehen?

Plasberg: Das grundsätzliche Problem ist, dass man als Mitglied etwa von Facebook meistens nur das bekommt, was die eigene Einstellung verstärkt. Die algorithmenbasierte Selektion von Informationen schottet einen von Denkanstößen und neuen Impulsen ab. Mir geht es bei "Hart aber fair" genau umgekehrt: Ich gehe oft mit einer bestimmten Haltung zu einem Thema in die Sendung und verlasse sie hinterher mit einer ganz anderen Einstellung. Ich bin froh, dass es solche Formate mit einem institutionalisierten Erschütterungspotential im Fernsehen gibt.

TV Spielfilm
: Wie sieht die Kooperation mit der Schweiz und Österreich aus?

Plasberg
: Dort finden jeweils komplett eigenständige Sendungen statt. Wir schalten im Rahmen der Eurovision in die jeweiligen Sendungen hinein und erkundigen uns nach dem Ergebnis und dem Stand der Diskussion in den Nachbarländern. Das Hauptaugenmerk von "Hart aber fair" liegt auf Deutschland, aber der Vergleich zu Ländern mit anderen Traditionen und Rechtssystemen ist auf jeden Fall aufschlussreich.

TV Spielfilm: Bei den Theaterstücken hat die Mehrheit der Zuschauer für Freispruch plädiert. Erwarten Sie ein ähnliches Ergebnis im Fernsehen?

Plasberg: Ich bin jedenfalls sehr gespannt. Mit Sicherheit werden sich auch Leute "Terror" im Fernsehen anschauen, die politisch interessiert sind, aber die nicht ins Theater gehen. Dadurch entsteht eine neue Situation - vielleicht auch mit einem veränderten Abstimmungsergebnis.

TV Spielfilm: Was auffällt: ARD und Degeto betonen, dass die TV-Fassung von "Terror" konsumierbar sei, während Ferdinand von Schirach sich gerade keinen "Konsum" wünscht, sondern eine Diskussion.

Plasberg: Tun sie das? Das finde ich ungerecht der ARD gegenüber, es gibt im Film kein Zugeständnis an den Massengeschmack, es gibt nicht einmal Musik. Übrigens ist Ferdinand von Schirach mit der Fernsehfassung hundertprozentig einverstanden.

TV Spielfilm: Ist "Terror" ein Beispiel dafür, wie das öffentlich-rechtliche Fernsehen 2016 seine Relevanz beweisen kann?

Plasberg
: Es ist sicherlich ein mutiges Leuchtturmprojekt, aber es wird wohl eher kein Modell für alle anderen Sendungen sein. Das Thema muss sich eignen, und ich denke, man sollte mit dem Mittel der Zuschauerbefragung auch sparsam umgehen, damit es sich nicht zu rasch abnutzt.

TV Spielfilm: Was erhoffen Sie sich von der Diskussion in "Hart aber fair"?

Plasberg: Das Schönste wäre, wenn die Leute am Tag nach der Sendung sagen: Eigentlich wollte ich mir das gar nicht angucken, aber das war so spannend, dass ich dran geblieben bin. Wenn das Fernsehen das schafft, dann hat es sein Ziel erreicht.
MO 17.10. Das Erste 20.15 Uhr: Terror - Ihr Urteil

MO 17.10. Das Erste 21.45 (Diskussion mit Gästen über den Film): Hart aber fair