Bei "Grill den Henssler" blühte der Flachs: Im Zwischenspiel "Glasnudel" ging es darum, verschiedene Nudelsorten in Behälter zu werfen. Das Stichwort "Nudel" genügte, um Steffen Henssler und seine Gegnerinnen und Gegner sowie Moderatorin Laura Wontorra in einen Wettstreit um den frivolsten Wortwitz zu schicken. Dann erreichte die VOX-Show ein extra-ordinäres Niveau.
Loriot, bürgerlich Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow und seit elf Jahren leider tot, hätte - vielleicht - geschmunzelt. Und das Saalpublikum von "Grill den Henssler" (VOX) wusste auch nicht, ob es sich fremdschämen oder vor Lachen brüllen sollte. Jedenfalls lief die heiße Schlacht am wohltemperierten Grill diesmal verbal völlig aus dem Ruder. Und schuld war, wie weiland im berühmten Sketch von Loriot, die Nudel. Wo sie damals allerdings filigran eingesetzt wurde, quasi mit dem humoresken Florett, regierte diesmal der frivol kalauernde Wortwitz-Hammer.
Am Anfang und am Schluss lief es so, wie es sich gehört: Die Promis, diesmal mit nur einem "Grill den Henssler"-Erfahrenen ("Let's Dance"-Juror Jorge González (55)) und zwei Neulingen (die Comedians Tahnee (30) und Maxi Gstettenbauer (34)) besetzt, gaben ihr Bestes, das, wie so oft, nicht reichte. Da änderte auch Koch-Coach-Novize Martin Müller nichts, obwohl er laut Moderatorin Laura Wontorra (33) der "Shooting Star der Gatsroszene" ist. Aber zwischendrin, exakt bei der zweiten Küchencompetition, diesen eingeschobenen Sonderspielchen um je drei Extrapunkte, erreichte die Show ein extra-ordinäres Niveau.
"Grill den Henssler": Laura Wontorra ahnt "Wortwitzflut"
Und Laura Wontorra hatte es geahnt. "Jetzt wird es gleich eine Wortwitzflut geben", schwante ihr, als sie die Aufgabe im Zwischenspiel "Glasnudeln" erläuterte. Prinzipiell ist da erst mal gar nichts Zweideutiges dran: "Teigwaren müssen in schmale Glasbehälter geworfen werden. Der Treffer zählt nur, wenn sie im Gefäß verbleiben und nicht wieder heraushüpfen." Man kann das aber auch so wie Tahnee zusammenfassen: "Klar, die Nudel muss drin bleiben." Und schon waren die Festspiele der verbalen Frivolitäten eröffnet.
Es ging über drei Runden und begonnen wurde mit Makkaroni. Tahnee war konzentriert und bewies, dass sie ein "Händchen für die Nudel" hat. Sie zog Henssler glatt ab. Damit hatte González (an den Farfalle) schon Matchball. Aber der einstige GNTM-Laufsteg-Coach hatte seine liebe Not: "Die Nudel in so ein kleines Loch? Ich bin total raus der Übung." Da wurde schon laut geschmunzelt im Publikum. Als Jorge nur ein Nüdelchen versenkte, gab es Trost. Tahnee: "Wenn die eine Nudel drin ist, reicht's doch." Wontorra trat zur Seite: "Oft geht's ja nur um die eine Nudel." Stimmt, dachte sich Henssler und versenkte eine mehr. Somit musste auch Gstettenbauer ran an die Nudel - Finale mit Spaghetti!
"Grill den Henssler": Steffen war den Promis immer "eine Nudellänge" voraus
"Mach sie rein!", feuerte González seinen Partner an, "eine Nudel kann schon reichen". Wontorra versuchte, den Druck zu nehmen: "Ich hab bei der Probe eine Nudel reinbekommen." Da gab's kein Halten mehr. Gstettenbauer traf nur einmal. Jetzt wurde es, wie Wontorra grinsend verkündete, "immer enger", vor allem für Henssler, denn González rückte ihm im Eifer des Showdown-Gefechts nah auf die Pelle. "Fass meine Nudel nicht an", warnte Henssler, meinte dabei aber vermutlich den Spaghetto in der Wurfhand.
Schade, dass das Spiel enden musste. Henssler versenkte erneut eine Nudel mehr und gewann knapp. Quasi mit "einer Nudellänge" voraus, wie er feixend zusammenfasste. Aber die frivole Tendenz blieb erhalten. Bei Hensslers Chili-Test zum Beispiel: "Ich leck sie immer, damit ich weiß, wie scharf sie ist", offenbarte der Koch-König und bereute es bitter: Die scharfe Schote trieb ihm Tränen in die Augen und ließ die Nase laufen.
Irgendwann brachte Wontorra die Sprache auf Morgen-Rituale. "Steffen, was machst du als Erstes, wenn du morgens aufstehst?", wollte sie wissen. Henssler, gerade im Dessert vertieft und sauer über den im ersten Versuch abgefackelten Teig, reagierte erstaunt und genervt: "Na, ich wasch mir erst mal in Ruhe den Sack! Mann, ey, was stellst du für Fragen."
Aber Wontorra ließ nicht locker und holte auch bei Martin Müller Morgeninformationen ein. "Ich beschäftige mich noch vor dem Aufstehen 15 Minuten mit mir selbst." Er meinte: Er meditiert, aber die Erklärung ging im Gelächter unter.
Bei so viel Frohsinn konnte nicht einmal ein dramatisches Geständnis von Tahnee und Henssler den schönen Abend trüben. Beide outeten sich - und das geht ja nun wirklich überhaupt gar nicht! - als Angehörige der "Nutella mit Butter"-Fraktion.
Aber das tragische Geständnis änderte nichts am breiten Grinsen des Show-Gastgebers. Henssler gewann alle vier Gänge (Imprograng 25:24, Vorspeise "Grießnockensuppe 'Bella Italia'" gegen Gstettenbauer 21:19, Hauptspeise "Gegrilltes Huhn mit Maispüree und Papaya-Mango-Mojito-Salat" gegen González 25:21, Nachspeise "Mille-Feuille mit Matcha, Aprikose und Kokos" gegen Tahnee 26:19) und zudem zwei von drei Küchencompetitions (6:3), kassierte auf dem Weg die erste Zehn in der noch jungen Amtszeit von neu-Jurorin Jana Ina Zarrella.
Am Ende stand ein klarer 103:86-Sieg und eine Erkenntnis: Man freut sich schon auf nächste Woche.
Das Original zu diesem Beitrag "Grill den Henssler: Wenn das Kochen in den Hintergrund rückt" stammt von "Teleschau".