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Gottschalk liest? Ja! Und plaudert mit Schriftstellern

Thomas Gottschalk, Gottschalk liest
Der Moderator macht jetzt eine Literatursendung: "Gottschalk liest?" Sender

Wetten, dass das kein dröges Kulturfernsehen wird? Thomas Gottschalk moderiert im bayerischen Fernsehen ein Literatursendung, die nichts mit Hochkultur zu tun haben soll.

Nach dem Ende von "Wetten, dass?" moderierte Thomas Gottschalk knapp ein Jahr "Gottschalk Live" im Ersten, tingelte durch diverse RTL-Formate, wechselte auch mal zu Sat.1 und kehrte auch zu seinen Wurzeln, Radio Bayern 3, zurück. Seit 2017 ist er jeden ersten Sonntag im Monat von 19 bis 22:00 Uhr auf Bayern 1 mit "Gottschalk – Die Bayern 1 Radioshow" live auf Sendung. Von daher kam es gar nicht so überraschend, dass der BR Ende 2018 ankündigte, Gottschalk künftig eine Literatursendung moderiert.

"Gottschalk liest" startet am Dienstag, 19.4. um 22.00 Uhr und findet viermal im Jahr an wechselnden Orten in Bayern statt. Das Fragezeichen ist dabei eher rhetorisch, denn der Entertainer liest selbstverständlich die Werke, über die er mit den Autoren spricht. "Ich habe zum ersten Mal das Gefühl, da muss ich mich vorbereiten", so Improkünstler Gottschalk. Das Fragezeichen erklärt er übrigens so: "Ich wollte, dass man merkt: Hier wagt jemand was."
In einem Interview im Vorfeld der Sendung erläuterte Gottschalk die Gründe, das Wagnis einzugehen. "Ich bin ja aufgrund der Gesamtverblödung des Fernsehens geradezu in die kulturelle Ecke geschubst worden, da wollte ich nie hin. Und für mich hat Lesen auch nichts mit Hochkultur zu tun, da wollte ich nie hin." Er beklagt, dass die Literatur sich ein bisschen in den Elfenbeinturm zurückgezogen hätte. Kluge Menschen würden über kluge Bücher schreiben, die aber immer weniger gelesen werden.

Da kommt dann er ins Spiel. Als Moderator sei er ja "ein Ausgleichender zwischen den Schlauen und den Dummen, zwischen den Linken und den Rechten, den Alten und den Jungen (gewesen) und in dieser Situation habe ich gedacht, wäre es jetzt richtig, sich ein bisschen mit dem Lesen zu beschäftigen, was ja zugegebenermaßen nicht mehr die Haupt-Freizeitbeschäftigung der Menschen ist.

Als Literaturneugieriger, nicht Literaturkenner liest er "jetzt in diesem Alter und in dieser Situation neugierig Bücher (…), die ich sonst nicht gelesen hätte". Auch wenn sich dann viele Menschen wundern und viele Literaturfreunde die Nase rümpfen werden. Ihn ficht das nicht an.

Seine Grundidee, mit der er den Fernsehdirektor des BR überzeugt hat, ist simpel: in unterschiedlichen bayerischen Städten in eine Buchhandlung gehen oder in irgendeinen Saal und fragen: Was läuft hier in Sachen Literatur, was wird hier gelesen?

Eines ist ihm noch wichtig: "Ich will natürlich nicht mutieren vom Unterhalter Gottschalk zum Literaten Gottschalk, der jetzt sehr spät seine Berufung gefunden hat und nun bräsig und weise geworden ist. Nein, es muss unterhaltsam sein."

Auf den Spagat zwischen Literatur und Laufsteg (Gottschalk wird auch Gastjuror bei "Germany's Next Top Model" sein), kontert er mit den Klischees, dass "dass Literatur-Menschen nur lesen, und Models nur Karotten fressen. Aber ich finde, in der Mitte liegt es." Er suche eben "die Mitte zwischen den Models und dem Lesen. Und die gibt es. Und wenn am Ende Models lesen, dann ist alles richtig."

In der ersten Sendung zu Gast sind Vea Kaiser ("Rückwärtswalzer", Kiepenheuer & Witsch Verlag), Sarah Kuttner ("Kurt", S. Fischer Verlag), Martin Mosebach ("Westend", Rowohlt Verlag) – und Ferdinand von Schirach ("Kaffee und Zigaretten", Luchterhand Verlag). Der vergleicht Gottschalk mit Reich-Ranicki:

Was Gottschalk nie lesen wollte

…war die Nachricht von seinem Ehe-Aus. Doch nun gehen Thea und Thomas Gottschalk nach über 40 Jahren getrennte Wege.