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"Geh auf's Ganze" liegt auf Eis: Jörg Draeger schimpft über "saublöde Spiele"

Joerg Draeger - Geh aufs Ganze
Jörg Draeger war nicht überzeugt vom "Geh auf's Ganze"-Comeback. IMAGO / Panama Pictures

Das Comeback der Kult-Show "Geh auf's Ganze" feierte mäßigen Erfolg. Eine Fortsetzung war trotzdem angekündigt. Moderator Jörg Draeger ist sauer über die unklare Kommunikation.

Im November 2021 legte Jörg Draeger ein fulminantes Comeback mit seiner Zocker-Show "Geh aufs Ganze" in der Sat.1-Primetime hin. Mehr als zweieinhalb Millionen Zuschauer verfolgten damals die gut zweistündige Show. Mit einem Zielgruppen-Marktanteil von 17,0 Prozent war man sehr erfolgreich. Die Strahlkraft ließ aber recht schnell nach, weshalb die dritte Folge der ersten Staffel 'nur' noch auf 9,3 Prozent kam. Im vergangenen Jahr wechselte Draeger mit seiner Show den Sendeplatz und musste dadurch weitere Verluste hinnehmen. Die bislang letzte Folge kam auf 6,9 Prozent, die Reichweite bewegte sich bei weniger als anderthalb Millionen. Dennoch kündigte Sat.1 im Januar eine dritte Runde von "Geh aufs Ganze" an, was der Sender gegenüber der 'Bild'-Zeitung bestätigte (Quotenmeter berichtete).

Damit war in der "Geh aufs Ganze"-Welt aber nicht alles in Wohlgefallen aufgelöst, es knirschte offenbar kräftig hinter den Kulissen, was Draeger selbst kurze Zeit später in einem Interview preisgab. "Fakt ist, ich weiß nicht mehr als das, was in der Bild-Zeitung stand. Bis heute hat sich keiner gerührt und hat gesagt: 'Wir machen weiter'", so der Showmaster Interview-Sendung "Chefsache" von Schlager Radio Ende Januar. Nun äußerte sich Draeger erneut öffentlich über die Zukunft seiner Gameshow und seine Aussagen lassen weiter auf mächtig Turbulenzen schließen.

Im Podcast "Die Fernsehschatztruhe" verriet er nun, dass es in diesem Jahr keine dritte Staffel von "Geh aufs Ganze" geben werde. Einer dritten Staffel sagte Draeger ohnehin nur wegen des Geldes zu, wollte aber eigentlich unter den Umständen der ersten beiden Staffeln nicht mehr arbeiten. "Es gibt im Umfeld von "Geh aufs Ganze" den ein oder anderen, der brennt wie ich – aber das reicht nicht. Es müssen alle brennen", so Draeger. Die schleppende Produktion – zwischen den ersten beiden Staffeln lag mehr als ein Jahr – war für Draeger "unverständlich". Man hätte die Euphorie der ersten Staffel nutzen sollen und mehrere Folgen zeitnah nachschießen sollen.

Draeger kritisiert Konzept des Comebacks

Nun kommt es aber ganz anders als gedacht: Die dritte Staffel liegt auf Eis. Draeger bekam von einem Verantwortlichen einen Anruf, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass die kommende Staffel nicht mehr für dieses Jahr eingeplant sei. Als Begründung nannte Draeger, dass "Geh aufs Ganze" vor allem weibliches Publikum verloren hätte, also jene Zielgruppe, die Sat.1 besonders ansprechen möchte. Dies bezeichnete Draeger jedoch als "fadenscheinig" und zog Vergleiche zu wesentlich quotenschwächeren Sat.1-Formaten, die teilweise mit weniger als vier Prozent in der Zielgruppe laufen. Einer Absetzung kommt die Aufschiebung der dritten Staffel allerdings nicht gleich, wie dem Moderator versichert wurde. Draeger selbst geht aber davon aus, dass die Sat.1-Verantwortlichen "das Ding schon abgeschrieben" hätten. "Mein Bauchgefühl ist, dass die Show abgeschrieben ist", so Draeger und betonte gleichzeitig, dass er die dritte Staffel so nicht mehr produzieren werde, wie man die zweite Staffel umgesetzt hatte.

Diese habe mit früher nicht mehr viel zu tun gehabt, sei zu sehr durchgeskriptet worden, was den Moderatoren wenig Freiraum für einen Schlagabtausch untereinander gelassen habe. Dazu kam eine Veränderung des Show-Prinzips, bei der vor allem Spontanität flöten ging: Während damals unvermittelt jemand aus dem Publikum gepickt und zum Kandidaten gemacht wurde, habe Co-Moderator Daniel Boschmann nun "diese saublöden Spiele" machen müssen, bei denen die Studiogäste Tickets als Kandidaten gewinnen konnten. Man habe sie zudem in einer Pause "warm gesprochen", was zu weniger Neugier bei den Zuschauern geführt habe. Draeger bemängelt, dass zu den Kandidaten keine richtige Nähe aufgebaut werden konnte.

Als Lösung für Sat.1, das Draeger im Laufe des Interviews immer wieder hart kritisierte, schlug der Moderator vor, den Vorabend damit zu retten, indem man im wöchentlichen Wechsel Shows wie "Jeopardy!" mit Ruth Moschner oder "Geh aufs Ganze" als halbstündige Shows laufen lässt. Draeger arbeitet derweil bereits an einer weiteren Zocker-Show, die vor allem den alten Spirit von "Geh aufs Ganze" wahren soll. Möglichweise sieht man den energetischen Moderator tatsächlich demnächst im Sat.1-Vorabendprogramm – oder wahrscheinlicher: bei einem anderen Sender.