"Scheiß DFB!", "Scheiß DFB!" - Zur Eröffnungspartie der 2. Bundesliga zwischen dem VfL Bochum und dem FC St. Pauli schallt ein ohrenbetäubender Wechselgesang von den Tribünen. Die Fanszenen beider Vereine steigern sich während der live im Fernsehen übertragenen Eröffnungszeremonie in einen Stimmungsprotest, der die TV-Regisseure und Tontechniker bei Sky überfordert. Händeringend wird versucht, den Lärm herunterzupegeln, doch die Stimme der Unzufriedenheit dringt durch.
Es bleibt keine Ausnahme: Was beim letztjährigen Pokalfinale mit dem Helene Fischer Halbzeitpausen-Konzert auf die Spitze getrieben wurde, nahm auch bei der 1. DFB-Pokalrunde seinen Lauf. Fans aus allen Teilen Deutschlands strecken dem Deutschen Fußballbund öffentlich den Mittelfinger entgegen. Eine Form des lauten Protests, die sich nach über sechs Jahren zähen Ringens um Aufmerksamkeit nun entlädt.
Es bleibt keine Ausnahme: Was beim letztjährigen Pokalfinale mit dem Helene Fischer Halbzeitpausen-Konzert auf die Spitze getrieben wurde, nahm auch bei der 1. DFB-Pokalrunde seinen Lauf. Fans aus allen Teilen Deutschlands strecken dem Deutschen Fußballbund öffentlich den Mittelfinger entgegen. Eine Form des lauten Protests, die sich nach über sechs Jahren zähen Ringens um Aufmerksamkeit nun entlädt.
Der DFB macht Eingeständnisse
Vor dem Bundesligauftakt (18.08. live im Zweiten) zwischen Bayern München und Bayer Leverkusen signalisiert DFB-Präsident Reinhard Grindel und die DFL Verhandlungsbereitschaft und spricht drei Tage vor dem ersten Bundesligaspiel der Saison 2017/18 von einem Verzicht auf weitere Kollektivstrafen.
Der Verband sei sich des Beitrags von Fans zu Kultur und Attraktion des Fußballs bewusst, so die Wortmeldung. Ein taktischer Zug, um die mediale Diskussion einzufangen und dem zu erwartenden Protest zum Bundesligastart den Wind aus den Segeln zu nehmen oder ein ernstgemeintes Entgegenkommen zur rechten Zeit?
In den vergangenen Jahren ließ der DFB den Dialogwillen zahlreicher Fanvertreter jedenfalls ins Leere laufen. 2011 wurde über die Legalisierung von Pyrotechnik verhandelt, Ultras karrten rechtliche Gutachten heran, mit örtlichen Behörden wurden Pilotprojekte abgeklärt, es wurden Vorschläge für ungefährlichere Pyrotechnik unterbreitet. Geholfen hat alles nichts, der Verband brach über Nacht die Gespräche ab. Es war die Initialzündung für eine unaufhaltsame Entfremdung.
Der Verband sei sich des Beitrags von Fans zu Kultur und Attraktion des Fußballs bewusst, so die Wortmeldung. Ein taktischer Zug, um die mediale Diskussion einzufangen und dem zu erwartenden Protest zum Bundesligastart den Wind aus den Segeln zu nehmen oder ein ernstgemeintes Entgegenkommen zur rechten Zeit?
In den vergangenen Jahren ließ der DFB den Dialogwillen zahlreicher Fanvertreter jedenfalls ins Leere laufen. 2011 wurde über die Legalisierung von Pyrotechnik verhandelt, Ultras karrten rechtliche Gutachten heran, mit örtlichen Behörden wurden Pilotprojekte abgeklärt, es wurden Vorschläge für ungefährlichere Pyrotechnik unterbreitet. Geholfen hat alles nichts, der Verband brach über Nacht die Gespräche ab. Es war die Initialzündung für eine unaufhaltsame Entfremdung.
Wie die Fackeln im Sturm
Die Graswurzelaktion "12:12" kam: Während der Spiele schwiegen Fans aus allen Ligen Deutschlands zwei Spieltage lang für zwölf Minuten und zwölf Sekunden. Sie wehrten sich gegen ein Papier der DFL namens "Sicheres Stadionerlebnis", durch das etwa die Dauer von Stadionverboten auf fünf Jahre erhöht, das Ticketkontingent von Gastmannschaften reduziert werden konnte, aber auch verpflichtende Grundsätze formuliert wurden, wie ein Mindestmaß an Sitzplätzen im Stadion. Nur zwei Vereine weigerten sich bis zum Schluss, dem Kontrakt die Tinte zu schenken: der 1. FC Union Berlin und der FC St. Pauli.
Für den Fußball in Deutschland steht viel auf dem Spiel: Bleibt er mit seiner lebendigen Fankultur ein Anziehungspunkt für Fußballbegeisterte in Europa oder wird er zu einem ähnlich durchkommerzialisierten Produkt für Besserbetuchte wie in England? Um dies zu beantworten, stand der DFB vor der alles entscheidenden Frage: Auf welche Seite werden sich die gewöhnlichen Stadiongänger und Fernsehzuschauer schlagen? Auf die Seite des Verbandes oder auf die Seite der Fans? Ohne die wäre der "Volkssport Fußball" nur noch eine leere Phrase.
Für den Fußball in Deutschland steht viel auf dem Spiel: Bleibt er mit seiner lebendigen Fankultur ein Anziehungspunkt für Fußballbegeisterte in Europa oder wird er zu einem ähnlich durchkommerzialisierten Produkt für Besserbetuchte wie in England? Um dies zu beantworten, stand der DFB vor der alles entscheidenden Frage: Auf welche Seite werden sich die gewöhnlichen Stadiongänger und Fernsehzuschauer schlagen? Auf die Seite des Verbandes oder auf die Seite der Fans? Ohne die wäre der "Volkssport Fußball" nur noch eine leere Phrase.
Warum der DFB auf die 25.000 hören sollte
Doch der DFB konnte und wollte sich nicht entscheiden, vielleicht auch gestört durch die eigenen Skandale, wie dem der WM-Vergabe 2006. Die organisierten Fans werden derweil nicht leiser: Experten gehen mittlerweile von etwa 25.000 aus, die sich deutschlandweit regelmäßig an Aktionen beteiligen. Dazu gehören leider auch immer wieder martialische Aktionen, die völlig fehl am Platz sind, wie am Montag in Rostock, als sich die verfeindeten Fanlager beim DFB-Pokalspiel gegenseitig mit Signalmunition beschossen. Ja, auch Leute, die stolz Banner wie Kriegstrophäen verbrennen, gehören zu den 25.000. Aber was sagt das schon? Genauso wie beim DFB offenbar korrupte Funktionäre schalten durften, gibt es bei aktiven Fans Idioten. Mit solchen Schlaglicht-Betrachtungen kommt der Fußball nicht weiter.
In einem lesenswerten Artikel der ZEIT heißt es dazu: "Die organisierten Fans sind es leid, sich nach solchen Vorfällen distanzieren zu müssen. Sie fühlen sich wie Muslime nach islamistischen Terroranschlägen." Es ist etwas dran an dieser überspitzten Analogie.
Ob das Einlenken der DFB-Bosse pünktlich zum Bundesligaanpfiff daran etwas ändert und die "Scheiß DFB"-Rufe eindämpft, bleibt abzuwarten. Neben einem Lippenbekenntnis würden sich die organisierten Fans sicherlich auch über Taten freuen. Immerhin singen sie nicht nur, sie gestalten auch aufwändige Choreografien, geben Anti-Rassismuskampagnen ein Gesicht und Jugendlichen eine Möglichkeit, sich zu engagieren. Solchen Leuten kann man auch mal die Hand geben. Das würde nicht nur dem DFB, sondern dem deutschen Fußball insgesamt guttun.
Autor: Steven Sowa
In einem lesenswerten Artikel der ZEIT heißt es dazu: "Die organisierten Fans sind es leid, sich nach solchen Vorfällen distanzieren zu müssen. Sie fühlen sich wie Muslime nach islamistischen Terroranschlägen." Es ist etwas dran an dieser überspitzten Analogie.
Ob das Einlenken der DFB-Bosse pünktlich zum Bundesligaanpfiff daran etwas ändert und die "Scheiß DFB"-Rufe eindämpft, bleibt abzuwarten. Neben einem Lippenbekenntnis würden sich die organisierten Fans sicherlich auch über Taten freuen. Immerhin singen sie nicht nur, sie gestalten auch aufwändige Choreografien, geben Anti-Rassismuskampagnen ein Gesicht und Jugendlichen eine Möglichkeit, sich zu engagieren. Solchen Leuten kann man auch mal die Hand geben. Das würde nicht nur dem DFB, sondern dem deutschen Fußball insgesamt guttun.
Autor: Steven Sowa