Was für eine Entdeckung: Ein Schachbrett mit doppeltem Boden enthüllt 29 Jahre nach dem Mauerfall eine Widerstandsmethode, von der bislang nur Eingeweihte wussten. Phoenix zeigt am Sonntag um 19.15 Uhr die neue Doku "Geheimpost an den Westen – Widerstand im DDR-Strafvollzug" als Free-TV-Premiere. In 45 Minuten breitet der Film eine Geschichte aus, die viel über die stringenten Haftbedingungen der DDR und ihre politischen Häftlinge erzählt.

"Um einen Staat zu beurteilen, muß man sich seine Gefängnisse von innen ansehen." - das Leo Tolstoi Zitat steht am Anfang der Dokumentation und es könnte treffender kaum sein. Denn nachdem Phoenix-Reporterin Eva Wormit die ehemalige DDR-Anstalt Brandenburg-Görden besucht und einstige, heute noch lebende Häftlinge ausfindig macht, wird nicht nur der Spuk der DDR-Mauern nachvollziehbar. Auch die Kultur des Verschweigens wird deutlich.

Hier geht es zum Programm-Tipp: Geheimpost an den Westen – Widerstand im DDR-Strafvollzug.

Sehenswerte Doku bei Phoenix

Phoenix schreibt in seinem Programmhinweis:
Über den Strafvollzug in der DDR wurde bis 1989 der Mantel des Schweigens gelegt. Die überfüllten Strafanstalten waren ein unangenehmes Thema für den Arbeiter- und Bauernstaat, und politische Gefangene gab es offiziell auch nicht. Tobias Wunschik, ehemaliger Mitarbeiter der Stasi-Unterlagenbehörde hat die Bedingungen in der Haftanstalt Brandenburg-Görden in einem Buch umfassend aufgearbeitet. Bei seinen Recherchen bekam er ein Schachbrett geschenkt, das in der Haftanstalt gefertigt wurde und das geheime Nachrichten von Gefangenen an den Westen enthalten soll.

phoenix begleitet die Enthüllung der Botschaften und dokumentiert die Öffnung des Schachbretts durch die Restaurierungsabteilung des Hauses der Geschichte.

In den 50er Jahren machten die politischen Gefangenen fast mehr als die Hälfte der Insassen aus. Während draußen vom Politbüro "Friede, Freundschaft, Solidarität" propagiert wurde, wurden sie hinter den Knastmauern von Brandenburg-Görden gelebt.
In den 50er Jahren formierte sich dort eine Widerstandsgruppe, die es schaffte, Informationsketten innerhalb der Haftanstalt aufzubauen und Informationen nach draußen zu schleusen. Ihnen gelang sogar die Kontaktaufnahme mit dem Kanzleramt in Bonn. Auf diese Weise verschafften sie den politischen Gefangenen Hafterleichterungen und haben möglicherweise am Ende sogar den Freikauf durch den Westen in Gang gesetzt.

Die bis heute verborgenen Geschichten werden durch die Dokumentation ans Tageslicht gebracht. Während die Restaurierungsabteilung des Hauses der Geschichte den Inhalt des Schachbrettes nach und nach freilegt, werden in der Dokumentation die Schicksale und Motive der heute noch Lebenden mit den Botschaften von damals verbunden.