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Fiktion und Wahrheit

Zunehmende Kritik an Netflix-Serie "The Crown"

Princess Margaret (Helena Bonham Carter) im Moor Park in einer Szene der vierten Staffel der Netflix-Serie «The Crown».
Princess Margaret (Helena Bonham Carter) im Moor Park in einer Szene der vierten Staffel der Netflix-Serie "The Crown". Liam Daniel/Des Willie/Netflix/dpa

Fans fiebern jeder Folge der Netflix-Serie "The Crown" entgegen. Doch die jüngste Staffel ruft auch besonders viele Kritiker auf den Plan.

Die jüngste Staffel der Netflix-Serie "The Crown" um die britische Königsfamilie steht zunehmend in der Kritik. Es gebe eine "moralische Verantwortung", den Zuschauern klar zu machen, dass es sich um ein Drama und nicht um historische Fakten handelt, räumte auch die Schauspielerin Helena Bonham Carter in einem Podcast ein. Sie verkörpert in der dritten und vierten Staffel Prinzessin Margaret, die Schwester von Königin Elizabeth II..

Es gebe Unterschiede zwischen "unserer Version und der wirklichen Version". "Das sind verschiedene Dinge", sagte die Schauspielerin in dem offiziellen Podcast. Sie lobte aber ausdrücklich die Arbeit und Recherchen des leitenden Drehbuchautors Peter Morgan, der die Drama-Serie entwickelt hat. "The Crown" hat bereits viele renommierte Auszeichnungen erhalten, darunter Emmys und Golden Globes.

Die neue Staffel spielt in den 1980er Jahren. Dabei geht es auch um die Beziehung zwischen Prinzessin Diana (Emma Corrin) und Prinz Charles (Josh O'Connor), der eine Affäre mit Camilla hatte. Charles kommt in der Serie nicht gut weg. "Viele sind unglaublich frustriert und wütend, dass sein Name durch den Dreck gezogen wird", hatte eine nicht näher genannte Quelle aus dem Umfeld der Royals der Zeitung "The Telegraph" berichtet. Bezweifelt wird vor allem, ob Charles schon zu Beginn seiner Ehe seine Frau Diana mit Camilla betrog.

Der 72-jährige Thronfolger, in der Staffel stets in leicht gebückter Haltung und etwas weltentrückt von O'Connor dargestellt, soll die Serie selbst nicht verfolgen. Offizielle Äußerungen gibt es nicht.

"Fiktion für Tatsache halten"

Sogar der britische Kultur- und Medienminister Oliver Dowden kündigte an, noch in dieser Woche einen Brief an den US-Streamingdienst zu schreiben: "Ich fürchte, dass eine Generation von Zuschauern, die diese Geschehnisse nicht erlebt hat, Fiktion für Tatsache halten könnte", sagte der Minister der "Mail on Sunday".

Auch der jüngere Bruder der bei einem Autounfall gestorbenen Prinzessin Diana hält Klarstellungen für ratsam. Ein Hinweis vor jeder Episode, dass nicht alles in "The Crown" real sei, könnte hilfreich sein, sagte Charles Spencer dem Fernsehsender ITV. Andere Hinweise von Netflix gibt es durchaus in der Serie: etwa Warnungen vor Szenen, in denen sich Diana, die nach eigenen Worten unter Bulimie litt, immer wieder in eine Toilettenschüssel übergibt.

Doch es geht bei der Kritik an der Serie nicht nur um die Beziehungen der Royals. War die damalige Premierministerin Margaret Thatcher (Gillian Anderson) so wie in der Serie dargestellt? Ihr Biograf Charles Moore wies zurück, dass das Verhältnis zwischen der Queen und der Eisernen Lady so schwierig war wie in "The Crown" dargestellt. Als ziemlich sicher gilt aber, dass sich Thatcher auf dem Landsitz der Queen im schottischen Balmoral zwischen all den jagdbegeisterten Royals unwohl fühlte und am liebsten Reißaus genommen hätte.

Für Lord Forsyth aus dem britischen Oberhaus ist die Serie nicht weit entfernt von der Satire-Sendung "Spitting Image". Millionen Zuschauer weltweit vergöttern dagegen 2The Crown". Die Macher haben es allerdings auch nicht leicht, nehmen Kritiker doch jedes Detail unter die Lupe. So haben ehemalige britische Generäle den militärischen Gruß von Queen-Darstellerin Colman kritisiert: "Die schlaff angewinkelte Hand würde jeden respektablen Stabsfeldwebel verrückt machen", zitierte die «Times» Ex-General Richard Dannatt.