Eigentlich hatte die Verkäuferin bei "Bares für Rares" (ZDF) geplant, ihren Spiegel zu verkaufen und mit dem Erlös neue Einrichtungsstücke zu besorgen. Doch am Ende des Tages erhielt das Designobjekt einen Ehrenplatz in ihrem Zuhause. Verantwortlich für diese überraschende Wendung war der Experte Colmar Schulte-Goltz, zumindest wenn es nach der Meinung des Händlers Wolfgang Pauritsch geht.
"Ich habe andere Einrichtungspläne"
Alles begann mit Märchen-Stimmung bei "Bares für Rares": Horst Lichter rezitierte "Spieglein, Spieglein, an der Wand". Dabei war der Spiegel gar nicht an der Wand, sondern konnte stehen. Anne aus Potsdam stammte ursprünglich aus dem Erzgebirge und wollte das Objekt loswerden. Horst Lichter fragte, wie die 33-Jährige zu dem guten Stück kam. "Über einen WG-Wohnungsabschlag", antwortete die Teamleiterin im Bereich Bodenanalytik. "Da stand das drin und du musstest das abkaufen", erkannte Lichter richtig. "Ich habe andere Einrichtungspläne", sagte Anne zunächst noch über das Verkaufsobjekt. Bald sollte alles jedoch überraschend anders werden.
Ein "sehr außergewöhnliches Designobjekt", fand Colmar Schulte-Goltz. Das Aluminium wurde verchromt. Einzelteile aus Stahl waren mit Kunststoff ummantelt, so der Experte. "Industriedesign", brachte Colmar Schulte-Goltz den Stil auf den Punkt. Sein geschultes Auge erkannte an Teilen, welche die Mechanik ausmachen, dass diese "auch bei anderen Dingen Funktion" fänden, "zum Beispiel bei Schlagzeugen".
"Typisch für die Sprache der 90er-Jahre", erkannte er. "Da war alles besonders designt, alles war sehr neuartig", wusste er. Horst Lichter war verblüfft darüber, dass der Designerspiegel aus Japan stammt. "Steht hinten dran", so der Experte. Horst Lichter fragte den Experten nach dem Zustand des Verkaufsobjekts. "Sehr schön", urteilte Colmar Schulte-Goltz.
Plötzlich ist sich Verkäuferin nicht mehr sicher
Zeit also für die obligatorische Frage ... Bevor sie ihren Wunschpreis nannte, berichtete Anne vom Ergebnis ihrer Internet-Recherche. Ähnliche Spiegel von Dulton würden für 1.500 bis 2.500 Euro angeboten. Diese seien allerdings in Rot gehalten und nicht wie ihr Modell cremefarben. Anne hoffte dennoch auf 2.500 Euro. Colmar Schulte-Goltz urteilte harsch: "Angebotspreise sind keine Verkaufspreise." Der Experte hielt 650 bis 850 Euro für möglich. "Höher wäre ein Liebhaberpreis", stellte er klar. Anne wollte dennoch ihr Glück versuchen.
"Mir fällt es jetzt doch schwerer, den Spiegel zu verkaufen", sagte sie, bevor sie den Händlerraum aufsuchte. Zum einen wegen der Expertise, zum anderen, weil in ihrer Familie gesagt wurde, dass man den Spiegel behalten könne, wenn die Angebote niedrig seien.
Händler Jos van Katwijk musterte den Spiegel mit Augen und Händen. "Den kann man sogar drehen", sah Julian Schmitz-Avila aus der Ferne. "Den kann man höher machen", erkannte Dr. Lisa Nüdling. Jos van Katwijk bewies ihre These. "Der ist wirklich stark", fand auch Wolfgang Pauritsch. "Eine Rakete haben Sie mitgebracht", begrüßte er Anne. "Kann man so sehen", fand Julian Schmitz-Avila. Die Formensprache lud tatsächlich zu dieser Interpretation ein.
Wolfgang Pauritschs steile These: "Es war für Sie ein Ganzkörperspiegel und Sie sind jetzt so gewachsen, dass Sie sich nicht mehr ganz sehen und jetzt verkaufen Sie ihn." Anne dementierte: "Nicht ganz." Dann erklärte sie den wahren Hintergrund.
Geplatzer Deal bei "Bares für Rares"
Wolfgang Pauritsch startete mit 100 Euro. Julian Schmitz-Avila und Jos van Katwijk folgten. "Wie eine Rakete ist das gegangen", beschrieb Pauritsch das rege Interesse der Bieter. Sein Kollege Julian Schmitz-Avila kalauerte von einem "kometenhaften Aufstieg". Als Schmitz-Avila 500 Euro bot, zögerte Jos van Katwijk. Dann entschied er sich, 25 Euro mehr zu bieten. "Ist das schon ihr letztes Wort?", fragte Anne enttäuscht. Der Niederländer bejahte.
"Ich glaube, das ist mir leider doch zu wenig", erklärte Anne. "Wirklich?", staunte Jos van Katwijk. "Was ist denn die Schmerzgrenze?", erkundigte sich Lisa Nüdling. Anne nannte 850 Euro. So hoch aber wollte niemand bieten. Überraschend - vielleicht auch für sich selbst - nahm Anne den Spiegel kurzerhand unverkauft wieder mit. Der neue Plan: Er soll aus Potsdam exportiert werden zur Familie ins Erzgebirge, wo er sicher "einen Ehrenplatz bekommt".
"Schade, aber versteht man irgendwie", sinnierte Wolfgang Pauritsch im Kollegenkreis. Seine Erklärung: "Die (Verkäufer) kriegen da eine tolle Expertise, mehr Hintergrundwissen, und dann verlieben die sich wahrscheinlich auf dem Weg von der Expertisenhalle hierhin."
Das Original zu diesem Beitrag ""Bares für Rares"-Händlerin lässt Deal platzen" stammt von "Teleschau".