Ein kleines Insekt machte den Verkäufer bei "Bares für Rares" sehr glücklich. Denn niemals hätte er erwartet, dass das Schmuckstück aus dem Familienbesitz so viel wert sein könnte. Erst die Expertise von Dr. Heide Rezepa-Zabel zeigte: Selbst der erträumte Wunschpreis war noch viel zu wenig.
Zunächst wollte Horst Lichter von Verkäufer Matthias wissen, woher der Schmuck stammte. "Entweder von der Großmutter oder von der Urgroßmutter", wusste der Verkäufer nur. Die Brosche sei seit Generationen im Familienbesitz. "Es stammt aus Oberschlesien aus Kreuzburg", hatte Matthias noch ein paar Informationen parat. "Ursprünglich hat die Libelle dieses kleine Kettchen mit der Sicherheitsnadel nicht gehabt." Das kam erst später dran, denn "meiner Mutter ist das mal vom Revers abgefallen".
"Alles in Rotgold gearbeitet und mit Diamantrosen besetzt", zeigte Heide Rezepa-Zabel das filigrane Gebilde. "In der Mitte sind es sogar Facettenschliffe." Dazu kamen ein grüner Beryll und synthetische Rubine. Die Entstehungszeit schätzte die Expertin um 1910: "Es ist eindeutig das Genre Lalique. René Lalique war ja der Wegbereiter des Art Nouveau." Die Libelle war eins der Hauptmotive seiner Kunst. Damals verkörperte der Künstler mit der Libelle die Femme fatale, "weil sie einerseits ein räuberisches Insekt ist, aber zerbrechlich und schön ist". Einen Hersteller konnte Rezepa-Zabel jedoch nicht herausfinden.
"Bares für Rares"-Verkäufer freut sich über Expertise
Auf Horst Lichters Frage nach dem Wunschpreis zuckte Matthias mit den Schultern: "Ich habe eigentlich überhaupt keine Vorstellung. Das Einzige, was ich habe, ist, was der Juwelier, dem ich das mal gezeigt habe, gesagt hat: nicht unter 500 Euro." Heide Rezepa-Zabel lächelte: "Ich würde hier taxieren 800 bis 1.000 Euro." Die erste Reaktion war Fassungslosigkeit: "Oh!" Dann sackte der Wert und Matthias strahlte: "Das ist sehr erfreulich!"
Die kleine Libelle machte im Händlerraum großen Wind. Die Gebote kamen von allen Seiten, die 500 Euro waren schnell übertroffen. Vor allem Lisa Nüdling und Markus Wildhagen ließen nicht locker. Als erstere 800 Euro aufrief, stieg Wildhagen aus: "Das war meine Grenze." Die Händlerin freute sich über den Zuschlag: "Schön! Dann fliegt sie zu mir, die Libelle." Auch Matthias strahlte vor Glück: "Ich fahre jetzt mit einem euphorischen Gefühl nach Hause! Sobald wir hier fertig sind, rufe ich erst mal meine Frau an und erzähle ihr das."
Alte Poster: "Bares für Rares"-Händler holt Versäumnis seiner Jugend nach
Gut verkauft wurden in der Freitagsausgabe auch zwei "Superman"-Poster von Anfang der 1980er-Jahre mit einem geschätzten Wert von 80 bis 120 Euro. Markus Wildhagen holte sich den Superhelden für 160 Euro nach Hause: "Ich hatte damals nicht die Geduld, diese Dinger zu sammeln."
Einen Porzellan-Ara von Hutschenreuther aus den 1980er-Jahren nach einem Entwurf von Hans Achtziger schätzte Friederike Werner auf 400 bis 500 Euro. Steve Mandel sicherte sich den Vogel für 400 Euro: "Ich verkaufe Porzellantiere supergut."
Das Collier mit Diamanten und Perle aus der Zeit zwischen 1915 und 1920 hatte einen Schätzwert von 1.100 bis 1.300 Euro. Bei 1.000 Euro wurden sich Lisa Nüdling und die Verkäuferin einig: "Das ist so zart, das ist irgendwie tragbar."
Der Neonröhren-Buchstabe eines Stuttgarter Kinos aus den 1970er- oder 80er-Jahren war laut Sven Deutschmanek 80 bis 100 Euro wert. Für 110 Euro bekam Markus Wildhagen das nicht mehr funktionierende blaue R.
Den Wert des Gemäldes von Ludwig Gschossmann aus den 1950er- bis 70er-Jahren sah Friederike Werner bei 600 bis 800 Euro. Mehr als 500 Euro von Markus Wildhagen kamen nicht zusammen, trotzdem stimmte das Verkäuferpaar zu.
Das Original zu diesem Beitrag "Euphorischer "Bares für Rares"-Deal: Schmuck-Insekt ist viel wertvoller als gedacht" stammt von "Teleschau".